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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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sie dazu neigte, sich vor unbequemen Wahrheiten zu drücken. Sie wollte solche Wahrheiten erst gar nicht sehen, um sie nicht ertragen zu müssen. Sie war das fünfte Erdenkind. Sie trug Verantwortung. Wollte sie wie Rackiné jammernd im Erker sitzen und ihr Schicksal beklagen? Immer den Kopf einziehen und darauf warten, dass etwas Schreckliches mit ihr passierte? Oder wollte sie lieber erhobenen Hauptes in die Schule des Lebens gehen, um das Beste aus ihrem Talent zu machen?
    Rackiné versteckte sich vor Estephaga und Lisandra hätte sich am liebsten vor ihrer Bestimmung versteckt. Beides war sinnlos. Lisandra musste sich stellen und kämpfen. Nicht für sich selbst, sondern für alle, die ihr etwas bedeuteten.
    ‚Du kannst dir aussuchen, wer du sein willst, aber dann musst du dir selbst auch gehorchen!’
    Das hatte sie dem Hasen an den Kopf geworfen. Es traf aber nicht nur auf ihn zu. Oh, nein. Seit Wochen lernte Lisandra kämpfen. Aber erst heute wurde ihr klar, wofür sie eigentlich kämpfen wollte. Nicht um sich zu retten, sondern um die Bürde, die ihr das Schicksal auferlegt hatte, zu tragen. So zu tragen, dass sie ihre Freunde nicht gefährdete, sondern tat, was immer getan werden musste, damit alles gut werden konnte.
    In dem Moment, als ihr das bewusst wurde, hörte sie auf, eine Kröte zu sein. Was allerdings dazu führte, dass sie auf der Treppe zwischen dem vierten und dem fünften Stock so unglücklich zu stehen kam, dass sie das Gleichgewicht verlor. Sie brauchte all die Geistesgegenwart und Geschicklichkeit, die sie in den letzten Wochen erworben hatte, um sich abzufangen und nicht kopfüber in die Tiefe zu stürzen.
     
    Als Lisandra hungrig wie ein Bär zum Abendessen in den Hungersaal kam, sah sie sich suchend nach Hanns und Haul um. Hanns saß am üblichen Platz, doch Haul fehlte. Lisandra vergaß ihren Hunger und lief zu Hanns, um zu fragen, wie es bei ihm gelaufen sei.
    „Es lief sehr gut!“, erklärte Haul strahlend. „Ich war zum Mittagessen wieder da. Und bei dir?“
    „Na ja, es lief merkwürdig. Aber es hat geklappt!“
    „Gratuliere!“
    „Was ist mit Haul?“
    „Er hat es auch geschafft.“
    „Und wo ist er jetzt?“
    „Er will allein sein, es geht ihm nicht so gut.“
    „Warum?“
    Hanns zögerte.
    „Schwer zu sagen, ohne zu viel zu sagen“, meinte er schließlich. „Weißt du, er hat schon mehr durchgemacht als wir. Seine Kröte war schwerer zu schlucken.“
    „Hat es etwas mit seinem Leben als Mensch zu tun? Er will nie darüber reden.“
    „Ja, das kenne ich“, sagte Hanns. „Mit mir wollte er auch nie darüber reden, am Anfang. Aber nach zwei Jahren hat er angefangen zu erzählen.“
    „Oh, dann muss ich mich wohl noch gedulden.“
    „Nein, musst du nicht. Er ist immer der Gleiche, ob er redet oder nicht. Und wenn du ihn magst, dann solltest du dich nicht auf den Tag freuen, an dem er zu reden anfängt. Es tut nämlich weh.“
    Lisandra wurde das Herz schwer, als sie das hörte.
    „Glaubst du, es geht ihm morgen wieder besser?“
    „Bestimmt!“, sagte Hanns mit einem zuversichtlichen Lächeln.
    „Gut. Sag ihm von mir, dass …“
    Lisandra brach ab, weil sie nicht genau wusste, was Hanns Haul ausrichten sollte.
    „Ich sag ihm, du hast ihn vermisst. Okay?“
    „Ja, das ist gut.“
    Lisandra kehrte an ihren Tisch zurück, an dem sie schon aufgeregt erwartet wurde. Sie sollte von der silbernen Kröte erzählen, was sie auch bereitwillig tat. Nur ein paar Sachen ließ sie weg. Zum Beispiel, dass ihr Geicko einen Ring an den Finger gesteckt hatte und sich das komisch angefühlt hatte. Sie verschwieg es, doch sie vergaß es nicht. Es gab Widersprüche, die musste man zur Kenntnis nehmen, auch wenn sie einen seltsam zwickten. Es war besser, das Zwicken im Bewusstsein zu bewahren, als so zu tun, als wäre es gar nicht da.

Kapitel 1 8 : Der Gefangene
     
    Thuna hatte sich in der Küche etliche alte Dosen und Schachteln besorgt, in denen mal Lebensmittel angeliefert worden waren. Diese füllte sie nach und nach mit Staub, was keine angenehme Beschäftigung war, doch mittlerweile kannte sie die vom Hauspersonal vernachlässigten Räume Sumpflochs, in denen der Staub zentimeterdick unter Schränken und Betten lag. Als dann endlich an einem Abend eine Woche später der Himmel aufriss und einige Sterne zum Vorschein kamen, verstaute sie all die Schachteln und Dosen in zusammengeknoteten Tüchern, die sie sich umhängte, und kletterte über ein Vordach oberhalb der

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