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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Küchenräume auf ein höher gelegenes Flachdach. Hier stellte sie die Schachteln und Dosen in den Schnee, öffnete die Deckel und ließ sie über Nacht dort stehen.
    Sie hatte das Glück auf ihrer Seite, denn in der Nacht verschwanden die Wolken völlig und ein funkelnder Sternenhimmel, wie man ihn nur selten sah, leuchtete auf den Staub herab und lud ihn mit der Magie auf, die Lisandra zum Zaubern benötigte. Eigentlich war es ja Thuna, die als das Erdenkind mit Feenbegabung dazu ausersehen war, mit Sternenstaub zu zaubern. Doch bei ihr funktionierte es nicht, während es bei Lisandra glänzend klappte. Und zwar seit dem Tag der Schlacht um Sumpfloch, an dem Lisandra von einem tödlichen Geschoss getroffen worden war. Thuna hatte die sterbende Lisandra in ihrer Verzweiflung mit Sternenstaub bestäubt und Lisandra hatte ihren Tod durch die Aneignung dieses Talents überlebt.
    Am nächsten Morgen, der zufälligerweise ein Sonntagmorgen war, kletterte Thuna noch vor dem Frühstück auf das Vordach über den Küchenräumen und von da auf das höher gelegene, tief verschneite Flachdach, um all ihre Dosen und Schachteln wieder zu schließen und einzusammeln. Es war sehr rutschig an diesem Tag, da der Schnee, auf dem sie gestern herumgetreten war, über Nacht zu Eis gefroren war. Erschwerend kam hinzu, dass Thunas lange, glatte Haare mal wieder alle Haargummis und Haarspangen abgeworfen hatten, die sie ihnen gerade erst nach dem Aufstehen verpasst hatte.
    Es war ein Phänomen: Thuna konnte ihre Haare so sorgfältig flechten und zusammenbinden und verknoten, wie sie wollte – innerhalb kürzester Zeit hingen sie wieder lose herab, weil sie so glatt und fein waren und sich gegen alles wehrten, was sie festhielt. Mit dem Erfolg, dass sie Thuna jetzt wieder ins Gesicht fielen, wenn sie sich bückte, um die Sternenstaub-Behältnisse in den zusammengeknoteten Tüchern zu verstauen. Sie störten auch, als sich Thuna die voll gepackten Tücher umhängte und ihren Abstieg begann. Wieder und wieder klemmte sie sich das feine Haar hinter die Ohren und ebenso häufig befreite es sich wieder. Schließlich gab sie es auf und linste zwischen ihren Strähnen hindurch. So kam sie schließlich unterhalb des Fensters an, durch das sie ins Freie geklettert war. Sie machte einen letzten gewagten Satz, zog sich über die Fensterbank des geöffneten Fensters und sprang auf der anderen Seite hinunter.
    Kaum landete sie mit beiden Füßen im Inneren der Festung, blickte sie auch schon auf die braungraue Brust des Steinbockmanns. Ertappt hob sie den Blick und schaute in seine großen braunen Augen, die ihr keine Angst machten.
    „Hältst du das für eine gute Idee, bei Eis und Schnee auf rutschigen Dächern herumzuklettern?“, fragte er mit seiner tiefen Stimme. „Du könntest dir den Hals brechen oder hast du mittlerweile Fliegen gelernt?“
    Falls das eine Standpauke sein sollte, nahm Thuna sie nicht er n st. Ihr Hals war ihre eigene Angelegenheit und nicht Grohanns.
    „Wenn ich fliegen könnte, hätte ich das Dach über dem Trophäensaal genommen. Da fallen nicht so viele Schatten drauf.“
    Weder die beeindruckende Größe des Steinbockmanns noch sein eindringlicher Blick konnten Thuna verunsichern. Es gab da lediglich so eine Art langsam wirbelndes Kraftfeld, das Grohann umgab – in Zeitlupe vonstatten gehende Explosionen fremdartiger Magie, die Thuna wahrnehmen konnte und di e sie immer etwas durcheinander brachten. Zumal sie auf eigenartige Weise gut rochen. Das ging ihr immer so, wenn sie sich in unmittelbarer Nähe des Steinbockmanns aufhielt, aber mittlerweile kannte sie das schon und sie nahm an, dass es nicht weiter gefährlich war. Nicht akut gefährlich.
    „Du solltest das nicht tun!“, sagte er nun in einem grimmigen Ton, der jeden anderen Schüler veranlasst hätte, den Kopf einzuziehen. „Es ist töricht!“
    Thuna legte den Kopf schräg und zeigte auf ihre zusammengebundenen Tücher.
    „Sehen Sie? Dieser Vorrat an Sternenstaub wird lange reichen! Wenn wir Glück haben, liegt kein Schnee mehr, wenn ich wieder welchen brauche.“
    „Wozu brauchst du überhaupt Sternenstaub?“, fragte er. „Du weißt ja nicht mal, wie man ihn benutzt!“
    „Er ist für Lisandra.“
    Das war nun ein heikler Moment. Denn der Steinbockmann starrte Thuna in die Augen und sie starrte zurück, wobei sie sehr auf ihre Gedanken achten musste. Er sollte nicht sehen und auch kein Anzeichen dafür entdecken, dass sie wusste, dass er angeblich

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