Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
Flure oder die pünktliche Zubereitung der Mahlzeiten? Seit wann konnte die oberste Hauswirtschafterin von Sumpfloch kämpfen? Noch dazu gegen gefährliche Zauberer?
Lisandra befürchtete, dass ihr Schicksal von den Kampfkünsten der Krötenfrau abhing. Doch so tapfer sich Wanda Flabbi auch gegen Yu Kon wehrte, es sah nicht so aus, als könnte sie gegen ihn gewinnen. Wieder einmal wurde Lisandra vom Wind herumgerissen, sodass sie nur die Seite des Gartens sah, in der rein gar nichts passierte. Sie hörte die Schreie der wütend kämpfenden Zauberer, die dort, wo Lisandra lag, sehr gedämpft ankamen. Große Hoffnungen machte sich Lisandra nicht, dass die Schreie in der Festung gehört wurden. Offenbar legten die beiden Kampfhähne Wert darauf, nicht gestört zu werden. Ob sie sich schon öfter solche Duelle geliefert hatten?
Der Wind drehte Lisandra auf den Rücken und so konnte sie jetzt mit einem A uge sehen, was passierte. Sie sah, wie Yu Kon mit ausgebreiteten Armen in die Luft flog und ausholte. Was als Nächstes passierte, brachte Lisandras Herz fast zum Stillstand. Wanda Flabbi wu rde getroffen und nicht nur das. Sie wurde in Lisandras Richtung geschleudert, überschlug sich mehrere Male und als sie unmittelbar vor Lisandra liegen blieb, war sie eines ganz sicher: nämlich tot. Und damit sich Lisandra auch bestimmt keine falschen Hoffnungen machte, holte Yu Kon noch einmal aus und teilte Wanda Flabbi mit seinem Stock in zwei Hälften. Wäre Lisandra kein Vogel gewesen, hätte sie wie am Spieß geschrien. Doch so blieb sie stumm und schaffte es nur, ihre Lähmung so weit zu durchdringen, dass sie mit einem ihrer Beine zappeln konnte.
„Endlich!“, brummte Yu Kon. „Dieses Weib war die Pest!“
Lisandra starrte fassungslos auf Wanda Flabbis Überreste, auf denen eine Menge Schneeflocken landeten, die nicht mehr schmolzen. Sie blieben liegen und deckten das Unheil langsam zu. Yu Kon steckte unterdessen seinen Stock in den Schnee und knotete sein langes Haar zusammen, das sich während des Kampfes gelöst hatte. Als das erledigt war, nahm er den Stock wieder auf und bückte sich, um den lahmen Vogel, der Lisandra war, wieder einzustecken.
„Nicht so schnell!“, schrie eine Stimme, von der Lisandra gedacht hatte, dass sie für immer verstummt sei.
Yu Kon hatte das auch gedacht, denn noch nie hatte ihn Lisandra so erstaunt gesehen wie in diesem Moment. Lisandra versuchte den Kopf zu drehen, doch sie sah Wanda Flabbi erst, als diese nicht weit von ihnen stehen blieb.
„Überrascht?“, fragte Wanda Flabbi den alten Zauberer.
Lisandra warf noch einmal einen Blick auf die toten Überbleibsel der Krötenfrau, die der Schnee inzwischen fast zugedeckt hatte. Sie waren immer noch da.
Yu Kon straffte sich und begegnete Wanda Flabbis Blick.
„Mondpapier!“, rief er höhnisch. „Als ob dir das was nützen würde, Hexe! Ich werde dich einfach noch einmal umbringen!“
„Nur zu, Yu Kon!“, hörte Lisandra eine ganz andere Stimme sagen. Eine tiefe Stimme, die zu einer großen Gestalt gehörte, deren riesige Hörner sich nun langsam im Schneegestöber abzeichneten. Der Steinbockmann wurde neben der kleinen Krötenfrau sichtbar und er wirkte im Vergleich zu ihr noch gewaltiger als sonst.
„Ah, Grohann!“, sagte Yu Kon. „Ich hätte da was für dich!“
Er zeigte auf den hilflosen Vogel, der schon halb eingeschneit war und atemlos verfolgte, was hier passierte.
„Sie kann sich nicht zurückverwandeln. Eine lächerlich einfache Sache.“
„Interessant.“
„Ich gehe jetzt“, erklärte Yu Kon. „Tu mir den Gefallen, Grohann, und schaff mir die Hexe vom Hals. Ich habe sie schon einmal umgebracht, aber sie hat ihren Namen wohl auf Mondpapier geschrieben. Das Miststück ist wieder da.“
„Das stimmt, Yu Kon. Sie hat ihren Namen auf Mondpapier geschrieben. Auf Mondpapier, das ich bei mir trug, um auf diese Situation vorbereitet zu sein.“
„Ist das so?“
Yu Kon hatte sichtlich alle Lust an dem Gespräch verloren. Doch als er sich abwandte, um zu gehen, rief Grohann:
„Halt!“
„Was ist? Ich habe getan, worum mich die Regierung gebeten hat. Da habt ihr euer Vögelchen!“
„Es geht nicht um das Vögelchen.“
Yu Kon zog eine angeekelte Grimasse.
„Sondern?“
„Um dich. Wir können nicht zulassen, dass du Sumpfloch lebend verlässt!“
„Fängst du jetzt auch noch an?“, höhnte Yu Kon. „Ich dachte, ich hätte dir deine Grenzen aufgezeigt, Ziegenmann!“
Grohann verschränkte die
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