Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
bringen. Sie rannte, stolperte und stürzte in eine Pfütze.
Ihr war gar nicht wohl, doch ein paar Atemzüge frische Luft reichten aus, damit es ihr wieder besser ging. Sie atmete tief ein und aus, der Schwindel verging und erst jetzt merkte sie, wie still es geworden war. Heller Vogelgesang drang an ihre Ohren – tausend Vogelstimmen bejubelten die späte Ankunft des Frühlings! Lisandra schloss die Augen. Sie spürte die warme Sonne auf ihrem Gesicht und fühlte neues Leben in ihren Adern. Die Schlacht war vorbei, die Wandler waren tot und der Winter zerrann zu glitzerndem Wasser, das in der frühlingswarmen Erde versickerte.
Kapitel 24: Vergiss mich nicht !
„Hey Lissi!“, hörte sie Geicko rufen. „Bist du in Ordnung?“
Sie wandte sich um und wachte auf wie aus einem Traum. Da stand Geicko vor ihr und schaute sie beunruhigt an. Es verwunderte sie, dass er so wenig anhatte (nämlich gar nichts oberhalb der Hose), aber gut, mittlerweile war es ziemlich warm …
„Ja, klar, mir geht es gut!“
„Dann renn jetzt sofort zur Krankenstation und versuch, Hilfe für Jumi aufzutreiben. Berry und ich werden sie dorthin tragen, aber wir werden länger brauchen als du!“
Lisandra warf einen kurzen Blick auf die am Boden liegende Jumi und begriff erst jetzt, dass sie von einem Dämon gebissen worden war. Sie rannte sofort los. Nachdem sie die Festung erreicht und durch die Glastür gestürmt war, wollte sie direkt die Treppenstufen zur Krankenstation hinaufrennen, doch sie stoppte, als sie in der Halle Grohann und die Kommandantin entdeckte. Die Kommandantin lag am Boden und sah aus wie tot. Grohann lehnte an der Wand daneben.
Lisandra lief zu den beiden hin.
„Ist sie …“
„So gut wie tot, aber noch lebt sie“, antwortete Grohann.
„Ist es Hylda?“
„Nimm den Namen besser nicht in den Mund. Aber nein, sie ist es nicht. Unsere spezielle Freundin hat die Kommandantin verlassen und sich aus dem Staub gemacht , nachdem sie von einem Dämon erwischt worden war . Feine Sache, ich kann das leider nicht tun.“
„Wurden Sie auch verletzt?“
„Ja. Aber ich kann mich noch auf den Beinen halten. Jedenfalls konnte ich es, bevor ich beschlossen habe, hier eine Verschnaufpause einzulegen. Wir hätten uns besser geschlagen, eine gewisse Person und ich, wenn wir uns vorher nicht komplett verausgabt hätten.“
„Wenn Sie sich nicht verausgabt hätten“, sagte Lisandra, „dann wäre all das nicht passiert!“
„Ein nobler Vorwurf, Lisandra. Denn wenn wir uns nicht verausgabt hätten, wäre es dir schlecht ergangen!“
Damit hatte er recht. Trotzdem – Lisandra dachte an Jumi und daran, dass sie womöglich sterben musste, weil Hylda und Grohann Yu Kons Todesfluch herausgefordert hatten.
„Ich muss schnell zur Krankenstation“, sagte sie. „Jumi wurde verletzt!“
„Das ist eine bedauerliche Nachricht“, erwiderte Grohann mit Grabesstimme. „Geh nur, vielleicht kannst du Estephaga helfen. Ich komme nach, sobald ich kann.“
Lisandra sah erschrocken, wie viel Mühe es Grohann machte, sich zu erheben. Er stützte sich an der Wand ab und einen Moment lang dachte Lisandra, er würde hinfallen. Doch er blieb stehen und allmählich wirkte er stabiler.
„Los, los“, drängte er sie. „Du wirst bestimmt gebraucht!“
Sie riss sich los und rannte die Treppen hinauf in den vierten Stock. Dort hörte sie die gedämpfte Stimme von Estephaga Glazard und wollte schon von Weitem rufen: „Jumi braucht dringend Hilfe!“, doch als sie die Tür zur Krankenstation erreichte, verstummte sie. Denn auf den Betten, die der Tür am nächsten waren, lagen Hanns und Scarlett, beide blutverschmiert und bleich wie der Tod.
Lisandra hielt sich die Hände vor den Mund und sah ängstlich zu Estephaga hin, die an einem Tisch mit Reagenzgläsern und Pipetten hantierte.
„Sind sie … sie sind doch nicht …“
„Sie leben noch, aber sie wurden vergiftet“, antwortete Estephaga Glazard.
„Jumi wurde auch vergiftet!“, rief Lisandra. „ Genauso wie die Kommandantin. Und Grohann, aber der kann noch stehen!“
„Mal sehen, wie lange noch“, sagte Estephaga.
„Wo ist Viego Vandalez?“
„Sichert die Stellen ab, an denen tote Dämonen liegen. Außerdem zählt er die Wandler, damit wir keine bösen Überraschungen erleben. Nicht dass irgendwo noch einer lebend herumschleicht, wenn wir die Schüler aus ihrem Versteck lassen. Gerald hilft ihm dabei. Ich musste dem armen Jungen was zu tun geben, sonst wäre
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