Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
soll?“
Jumi nickte und ihr Lächeln wirkte trauriger als zuvor.
„Es hat mir nicht gefallen“, sagt sie.
Jumis Eltern gefiel es auch nicht, dass ihre Tochter in Finsterpfahl gelandet war. Sie ließen nichts unversucht und nahmen auf komplizierten Wegen (schließlich saßen sie im Gefängnis) Kontakt zu ihren Freunden aus der Tabakhändlerszene auf und veranlassten diese, dafür zu sorgen, dass ihre Tochter die Schule wechseln konnte. Es war nicht einfach gewesen, doch jetzt, zu Beginn des Winterhalbjahres hatte es endlich geklappt. Jumi durfte in Sumpfloch zur Schule gehen und würde im dritten Jahrgang einsteigen, denn sie hatte in Taitulpan schon viel gelernt (in Finsterpfahl eher weniger, wie sie gestand).
Im Laufe ihrer Erzählung nickte, strahlte und lachte Jumi so fleißig, dass alle, die ihr zuhörten, mitlachen mussten, ungeachtet der Tragik der Geschichte. Jumi hatte etwas so Harmloses und Liebliches an sich, dass man sie einfach mögen musste. Selbst als sie nach Geickos Hand griff, diese mit ihren eigenen kleinen Händen festhielt und mit großen schwarzen Mandelaugen zu ihm aufblickte.
„Geicko ist so nett! Er hat sich die ganze Fahrt hierher um mich gekümmert. Er hat mir sogar seine Jacke geliehen, als mir kalt war!“
Geicko errötete und war sichtlich verlegen.
„Ist schon in Ordnung.“
„Ja, er ist wirklich ein Held“, sagte Scarlett. „Ich weiß noch, wie rührend er sich am ersten Schultag um Rackiné gekümmert hat.“
„Stimmt, das hatte ich fast vergessen!“, rief Berry. „Er hätte dem Hasen auch beide Ohren abreißen können, aber er hat sich nur mit einem begnügt.“
Jumi verstand kein Wort. Geicko runzelte die Stirn und löste seine Hand so höflich wie möglich aus Jumis Umklammerung.
„Wie geht’s dem alten Hasen?“, fragte er. „Hat er die Ferien gut überstanden?“
„Wir haben ihn nur einmal gesehen“, erzählte Scarlett. „Er kam abends vorbei, erzählte uns ein paar Geschichten von Unholdpartys und Trommelgnomtänzen und dann schlief er ein. Wir haben ihm erlaubt, an unserem Bettende zu schlafen. Aber hätten wir gewusst, wie laut er schnarcht und dass er alle Decken an sich rafft und beißt, wenn man sie ihm wieder wegnehmen will, hätten wir ihm nur den Fußboden angeboten.“
„Also geht’s ihm gut!“, stellte Geicko fest und lachte.
Lisandra nahm nun ihren ganzen Mut zusammen und fragte Geicko so beiläufig wie möglich:
„Warum hast du mir nie geschrieben?“
„Hast du mir denn geschrieben?“, fragte er zurück.
„Nein, aber du hast mir immer zuerst geschrieben!“
„Zuerst? Ich hab dir einmal, zweimal, dreimal geschrieben, aber nie eine Antwort bekommen. Weißt du, Lissi, ich hab’s aufgegeben.“
Er sagte es nett, aber Lisandra glaubte, noch etwas anderes aus seiner Stimme herauszuhören. Es ging nicht nur um die Briefe. In gewisser Weise hatte er auch sie aufgegeben, denn er war anders zu ihr als früher. Mehr auf Abstand bedacht und nicht so begeistert und vertrauensvoll, wie es ein bester Freund normalerweise ist. Was nicht hieß, dass er sie nicht mehr mochte. Sie merkte, dass er sich für ihre Sorgen interessierte. Er fragte sie über Yu Kon aus, als sie von dem bevorstehenden Unterricht erzählte, und machte sich Gedanken darüber, wie das Ganze wohl ablaufen würde.
„Das heißt wahrscheinlich, dass er dich zusammen mit Hanns und seinem Leibwächter unterrichtet?“
„Ich weiß es nicht. Haul hat mir ungefähr hundert Jahre Training voraus und Hanns ist einer der fähigsten Zauberer, die es gibt. Wie soll ich mit denen trainieren? Ich eigne mich nicht mal als Trainingsopfer, ich würde zu schnell draufgehen.“
„Du kannst nicht draufgehen, Lissi.“
„Na gut. Aber nach allem, was ich weiß, ist das nicht der Plan. Ich soll ja lernen, mich nicht umbringen zu lassen, damit ich keine neuen Talente bekomme. Toll, was?“
Geicko legte ihr zum Trost die Hand auf die Schulter und das tat ihr wirklich gut. Vielleicht waren sie nicht mehr die allerbesten Freunde, aber sie waren immer noch Freunde und Verbündete. Das zu wissen, machte Lisandra wieder froh.
Thuna und Maria verschliefen schließlich auch die erste Hälfte des Abendessens und die Rede, die Estephaga hielt, bevor das graugrüne Essen aufgetragen wurde. In ihrer Rede erklärte die stellvertretende Direktorin den Schülern, was Maküle waren. Diese seien nur zu ihrer aller Sicherheit nach Sumpfloch gekommen und es bestehe überhaupt kein Grund, Angst vor
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