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Mondscheingeflüster

Titel: Mondscheingeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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vielleicht scheißegal, was aus dem Stoff wird, den dieses dumme Miststück offenbar noch immer mit sich herumschleppt. Aber mir nicht, versteht ihr? Ich will das Zeug haben, und dieser aufgetakelte Reiche-Leute-Sohn, der jetzt hier nebenan sitzt, wird mir dazu verhelfen. Was denkt ihr, wie schnell die Kleine das Zeug herausrückt, wenn wir ihr sagen, dass wir ihren smarten boyfriend in unserer Gewalt haben!«
    »Was meinst du, wie schnell sie die Polizei einschaltet?«, fragte Chick zurück, während Lucy gleichzeitig sagte: »Wir wissen ja gar nicht, wie sie zu dem Jungen steht. Das muss nicht ihr Freund sein!«
    »Wir machen ihr schon klar, dass es wesentlich besser ist, die Bullen aus dem Spiel zu lassen«, erwiderte Greg. »Und außerdem ist das garantiert ihr Freund. Der und die Kleine, das ist doch ein und dieselbe Sorte. Das ist genau der Typ, auf den Mädchen wie die abfahren!«
    »Aus dieser Geschichte kommen wir nie mehr mit heiler Haut heraus«, prophezeite Patrick düster.
    Lucy lachte schrill auf. »Ihr müsstet euch mal sehen! Eure Gesichter! Zum Schreien. Und heute Morgen wart ihr noch absolut sauer, wenn ich es wagte, irgendwelche Bedenken anzumelden. Ihr seid tolle Helden, das muss ich schon sagen!«
    »Halt's Maul!«, fuhr Chick sie an. »Und hört auf, Greg fertigzumachen. Er hat wenigstens die Nerven behalten, und er hat mehr Mumm als ihr alle zusammen!«
    »Mich macht sowieso keiner fertig«, sagte Greg. »Und ich verteidige mich schon allein. Reiß dir kein Bein aus, Chick!«
    Sie konnten ihre Aggressionen kaum noch zurückhalten.
    Linda, eine blasse junge Frau mit schwermütigen Augen, fragte: »Wenn wir den Stoff bekommen, was dann?«
    Alle sahen sie an. »Wie - was dann?«
    »Was machen wir dann mit dem?«
    Sie deutete mit einer Kopfbewegung zu der Tür hin, hinter der Ted eingesperrt war.
    »Wieso fragst du das?« Patricks Gesicht nahm einen angespannten Ausdruck an.
    »Er hat uns alle gesehen«, erklärte Linda. »Er hat jeden Einzelnen von uns lang genug anschauen können, um sich die Gesichter ganz genau einzuprägen. Er kann uns immer und überall sofort identifizieren. Und dieses Mädchen, diese Kathrin, kann seine Aussagen unterstützen. Es war zwar Nacht, als wir sie im Park trafen, aber die Taschenlampen brannten, und manches hat sie sich mit Sicherheit gemerkt. Sie ist eine Gefahr - von dem Moment an, wo wir sie wegen ihres Freundes erpressen. Dann nämlich ist ihr sofort klar, dass nur wir es sein können, und sie liefert der Polizei eine erstklassige Beschreibung. Ich meine, wir kriegen zwar den Stoff, aber danach sind wir nirgendwo in den Staaten mehr sicher, und wahrscheinlich sitzen wir über kurz oder lang alle hinter Gittern.«
    »Wenn ich dich richtig verstehe, Linda«, sagte Chick mit einem leisen ironischen Unterton, »dann wärest du dafür, die Zeugen auszuschalten, wie sie im Kino immer sagen. Stimmt's?«
    »Ja. Wir haben wohl keine Wahl«, erwiderte Linda hart.
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage«, widersprach Patrick sofort. »Ich glaube, du merkst nicht, dass wir hier keineswegs in einem Film sind. Was willst du denn tun? Erst diesen Jungen da und dann Kathrin einfach abknallen und in irgendeinem New Yorker Hinterhof liegen lassen? Du hast nicht alle Tassen im Schrank, Linda. Damit will ich um keinen Preis etwas zu tun haben!«
    »Ich auch nicht«, stimmte Greg zu.
    Lucy zündete sich eine Zigarette an, nahm einen langen Zug. »Ihr seid total verlogen, wisst ihr das?«
    Linda warf ihr einen raschen Blick zu. »Lucy hat hundert Prozent recht. Ihr wollt mit Mord nichts zu tun haben? Wie beeindruckend! Ihr habt tagtäglich mit nichts anderem zu tun, und es kommt auf zwei mehr oder weniger nicht an. Weiß Gott nicht!«
    Lucy grinste. »Oder was meint ihr, was ist Handel mit Heroin anderes als Mord?«
    »Das ist doch Haarspalterei!«, rief Patrick erregt. »Das Heroin - na, das ist eben ein Markt, der besteht aus Angebot und Nachfrage. Niemand wird zu irgendetwas gezwungen. Es gibt Leute, die wollen Heroin kaufen, und wir geben es ihnen, aber wenn sie nicht mehr wollen, dann lassen sie es eben, und wir sind die Letzten, die ihnen etwas aufdrängen.«
    Lucy, der ihr eigener Entzug noch in den Knochen steckte, gab einen verächtlichen Laut von sich. »Gott, Patrick, du redest naiv wie eine alte Tante, deren schlimmste Droge der Kaffee ist! Du hast noch nie an der Nadel gehangen, aber du hast Leute gesehen, die versuchen, davon loszukommen, und du weißt ganz genau,

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