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Mondscheingeflüster

Titel: Mondscheingeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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die Halle gehen, würde sich beim Portier noch einmal nach der Nummer erkundigen, würde feststellen, dass er sich keineswegs geirrt hatte, und möglicherweise sofort Alarm schlagen. Das Hotel konnte leicht zur Falle werden. Sie mussten weg.
    Aber genau die entscheidende Sekunde war bereits verstrichen. Ted registrierte, was er zuvor zwar gesehen, aber nicht begriffen hatte. Die heruntergerissenen Sofapolster. Die verschobene Matratze auf dem Bett. Den zerknäulten Läufer. Die aufgerissenen Schubladen mit den heraushängenden Wäschestücken. Die seltsam erstarrte, erschreckte Haltung der vier jungen Leute im Raum. Und noch etwas bemerkte er: Kathrins Handtasche. Patrick hatte sie noch in der Hand und hielt sie wie ein Schild vor sich.
    Ted erkannte sie sofort. Sie war ihm, der ein Auge für schöne und elegante Dinge hatte, bereits bei der Party seiner Eltern aufgefallen und dann wieder an dem Abend, als er mit Kathrin ausgegangen war. Er war absolut sicher, dass er sich nicht täuschte.
    »Wer sind Sie?«, fragte er. »Was tun Sie hier?«
    Chick war mit einem Sprung neben ihm und zerrte ihn ins Zimmer. Er schlug die Tür zu, deren aufgebrochenes Schloss jedoch nicht einschnappte. Ted bemerkte das und versuchte, mit dem Fuß die Tür wieder aufzustoßen. Da traf ihn ein gezielter Faustschlag von Chick am Kinn. Ted stürzte zu Boden und lag wie betäubt da, brachte nicht einmal den Mund auf, um zu schreien.
    Chick kniete neben ihm. »Es geht dich einen Scheißdreck an, wer wir sind«, sagte er leise und drohend. »Wer bist du?«
    Ted berappelte sich langsam. »Ich bin Ted, ein Freund von Kathrin. Wo ist sie?«
    Greg, der jetzt ebenfalls neben Ted kauerte, wollte schon sagen: »Das genau wüssten wir auch gern!« oder etwas Ähnliches, aber im Bruchteil einer Sekunde schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass Ted ihnen noch sehr nützlich sein könnte, und zwar um so mehr, wenn er nicht wüsste, dass auch sie im Dunkeln tappten.
    »Deine Kathrin ist in sicherem Gewahrsam«, sagte er daher. »Und ich würde dir raten, ganz brav alles zu tun, was wir dir sagen. Du bringst die Kleine sonst in verdammte Schwierigkeiten, das kann ich dir sagen. Steh auf! Wenn du schreist, wenn du auch nur einen Laut von dir gibst, badet Kathrin es aus. Kapiert?«
    Ted nickte langsam. Sein Kopf schmerzte, bei jeder Bewegung war es, als bohre sich ihm ein Nagel durch den Kiefer. Lucy, Patrick und Chick warfen Greg entsetzte Blicke zu. Was tust du?, fragten sie wortlos.
    Ted kam langsam auf die Füße. Er schwankte etwas. Greg umklammerte seinen Arm.
    »Du kommst jetzt mit, Ted. Durch das ganze Hotel, hinaus auf die Straße. Du muckst dich nicht!«
    Ein Taschenmesser schnappte auf. Greg trat ganz dicht an Ted heran, ließ seine Hand, die das Messer hielt, unter seine Jacke gleiten. Ted spürte die scharfe Klinge an seinen Rippen. Er kannte New York, er kannte die Menschen, die hier lebten. Er zweifelte nicht daran, dass diese Leute Kathrin tatsächlich in ihrer Gewalt hatten. Warum nur, warum?, fragte er sich wieder und wieder. Was hatte Kathrin mit diesen Typen zu tun? War sie ihnen zufällig in die Hände gefallen? War sie ausgekochter, als er gedacht hatte, trieb sie sich in Kreisen herum, von denen er höchstens gehört hatte, mit denen er aber nie in Berührung gekommen war? Was, zum Teufel, war passiert? Und wann war es passiert?
    Sie verließen das Zimmer, Greg und Ted vorneweg, Chick, Lucy und Patrick hinterher, verstört und verwirrt.
    Ted fragte sich, ob es eine Chance gäbe zu entkommen. Da oben im Zimmer hätte der Kerl ihn abgestochen, ohne mit der Wimper zu zucken, davon musste er ausgehen. Die Frage war, würde er es im Foyer unten, das voller Menschen war, auch riskieren? Im Zweifelsfall würde es für ihn und seine Genossen schwierig werden, die Tür zu erreichen, ohne aufgehalten zu werden. Aber womöglich hatten sie Schusswaffen bei sich, womöglich richteten sie in ihrer Panik ein Blutbad an. Und dann - sie hatten Kathrin. Irgendwo saß sie und wurde bewacht. Was würde mit ihr geschehen, wenn die vier, die er in ihrem Zimmer angetroffen hatte, nicht zurückkehrten?
    Sie standen allein im Lift, der langsam nach unten fuhr. Greg hatte Schweißtropfen auf der Stirn. Niemand sagte etwas. Patrick dachte: Greg ist verrückt geworden. Er reitet uns in einen Riesenschlamassel. Was hat er vor?
    Im Foyer war es nicht mehr ganz so voll wie vorhin, aber es herrschte noch immer ein lebhaftes Hin und Her. Sie schritten zwischen den

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