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Mondscheingeflüster

Titel: Mondscheingeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Menschen hindurch, als seien sie harmlose Touristen. Ted dachte verzweifelt: Warum merkt denn keiner etwas? Das verdammte Schwein, das neben mir geht, hält mir ein Messer an die Rippen! Sieht das denn niemand?
    Sie traten hinaus auf die Straße. Das helle Licht der Wintersonne blendete sie für einen Moment. Ted machte eine unbedachte Bewegung, schon drückte sich ihm das Messer schärfer in die Haut. »Mach dich nicht unglücklich«, zischte Greg.
    Am Straßenrand parkte ein kleines rotes Auto. Eine junge Frau saß hinter dem Steuer, eine gewaltige Sonnenbrille verdeckte ihr halbes Gesicht. Als sie die vier mit ihrem Gefangenen kommen sah, ließ sie den Motor an.
    Greg öffnete die hintere Tür und stieß Ted auf den Rücksitz.
    »Los, rein mit dir!«
    Er rutschte gleich hinterher. Chick und Lucy quetschten sich ebenfalls dazu, während sich Patrick auf den Beifahrersitz setzte. Linda, die junge Frau am Steuer, startete sofort. Schon waren sie in den dichten Verkehr auf der Fifth Avenue eingefädelt.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Ted. Sein Mund schmerzte noch immer höllisch, er konnte den Kiefer kaum bewegen, und seine Stimme klang fremd.
    »Shut up!«, entgegnete Greg nur.
    Niemand sprach etwas. Aber Ted spürte, dass die anderen ebenso nervös und unsicher waren wie er selbst. Geplant war seine Entführung jedenfalls nicht gewesen. Aber sie würden vor ihm mit Sicherheit nicht darüber sprechen.
 
    Kathrin, die keine große Lust hatte, wieder allein in ihrem Hotelzimmer zu sitzen, ging noch eine ganze Weile im Park spazieren und machte sich erst gegen zwei Uhr am Mittag auf den Rückweg. Sie beschloss, sich eine Weile auszuruhen und dann später noch einmal loszuziehen. Vielleicht sollte sie ins Metropolitan Museum gehen. Sie war zwar mit ihren Eltern schon da gewesen, aber natürlich hatte sie nicht alles gesehen.
    An der Rezeption fragte sie, ob es irgendwelche Nachrichten für sie gäbe. Tatsächlich hatten ihre Eltern zweimal angerufen - natürlich! - und außerdem erinnerte sich der Portier, dass zwei Leute nach ihr gefragt hatten.
    »Zwei junge Leute«, setzte er noch ergänzend hinzu.
    »Zwei junge Leute?« Ob einer von ihnen Ted gewesen war? Es wäre zu schön, um wahr zu sein, aber wen brachte er dann noch mit?
    »Zwei Männer?«, fragte sie. »Oder zwei Frauen?«
    »Ein Mann und eine Frau.«
    »Haben sie nichts hinterlassen?«
    Der Portier hob bedauernd die Schultern. »Nein. Überhaupt nichts.«
    Verwirrt fuhr Kathrin zum vierten Stock hinauf. Seltsam. Wer fragte schon nach ihr in New York, außer Ted, Jane oder Bob? Aber Jane und Bob konnte man nicht als jung bezeichnen.
    Ihre Zimmertür war nur angelehnt. Kathrin vermutete, das Mädchen sei da, um aufzuräumen oder die Minibar aufzufüllen.
    »Hallo!«, sagte sie warnend, um niemanden zu erschrecken. Dann trat sie ein und blieb wie angewurzelt stehen.
    Ein Schlachtfeld. Ein Bild der Verwüstung. Jemand hatte ihre Sachen durchwühlt, nichts war mehr an seinem Platz. Sie stürzte ans Telefon, wählte Mikes Nummer.»Bitte, Mike, seien Sie zu Hause!«, murmelte sie leise. Nach dreimaligem Klingeln wurde am anderen Ende abgehoben.
    »Ja?« Es war Mikes Stimme.
    »Mike! Ich bin es, Kathrin. Können Sie ins ›Plaza‹ kommen? Jemand hat meine Zimmertür aufgebrochen und das Zimmer verwüstet. Bitte, kommen Sie schnell!«
 
    »Was, zum Teufel, hast du dir dabei gedacht, Greg?«, fragte Patrick. »Den Kerl einfach zu entführen! Was machen wir denn jetzt mit ihm? Wenn das alles auffliegt, stecken wir bis zum Hals in der Scheiße!«
    Sie saßen in dem Kellerraum, von dem aus sie, wenige Stunden zuvor, aufgebrochen waren. Ted war im Nebenzimmer gefangen, wobei der Ausdruck »Zimmer« eigentlich fehl am Platz war: Es handelte sich eher um ein kleines, fensterloses Verlies, das vielleicht ursprünglich einmal als Vorratskammer oder Abstellraum gedacht gewesen war. Normalerweise diente es Lucy zum Schlafen.
    Greg sah seine Freunde wütend an. »Ich war der Einzige, der seinen Grips beisammen hatte! Was hätten wir denn tun sollen? Der Typ war doch drauf und dran, Alarm zu schlagen! Und wenn er das getan hätte, wären wir nie wieder aus dem verdammten Hotel herausgekommen. Er musste unschädlich gemacht werden!«
    »Ja, und dazu musstest du ihn gleich entführen!«, fauchte Patrick. »Es hätte doch gereicht, ihn zu fesseln und ihm was in den Mund zu stecken! Bis sie ihn gefunden hätten, wären wir längst weg gewesen!«
    »Hör zu, euch allen ist es

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