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Mondscheingeflüster

Titel: Mondscheingeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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um Engländer, nicht um Amerikaner - und Kathrin konnte beinahe alles verstehen.
    Aus welchem Quatsch die Leute streiten!, dachte sie.
    »Immerhin hast du kein Asthma gekriegt!«, sagte die Blonde nun. »Also verstehe ich nicht, warum du jetzt solchen Terror machen musst!«
    »Natürlich verstehst du das nicht! Du verstehst überhaupt nichts, was andere Menschen betrifft.
    Weißt du auch, warum? Weil deine Gedanken zwölf Stunden am Tag nur um dich kreisen. Um deine Probleme, die überhaupt keine sind, um deine ganzen eingebildeten Sorgen, um deine ...«
    Die junge Frau stand auf und verließ wortlos das Lokal. Der Mann starrte ihr einen Moment lang fassungslos hinterher, dann warf er ein paar Dollarnoten auf den Tisch und lief ihr nach. Kathrin schüttelte den Kopf. Nur weil er ein anderes Jackett anzieht als sonst! Und deswegen haben sie jetzt diesen Trouble! Komisch, wie oft irgendwelche Kleinigkeiten Lawinen auslösen!
    Sie fühlte sich an irgendetwas erinnert, was mit ihr selber zu tun hatte, aber es dauerte eine ganze Weile, bis sie darauf kam. Hätte sie sich nicht so schrecklich gelangweilt, hätte sie vermutlich nicht einmal darüber nachgegrübelt.
    Die Handtasche. Sie hatte an dem Abend, den sie mit Ted verbrachte, nicht ihre eigene Tasche benutzt, sondern die ihrer Mutter, und die stand auch wieder in dem Zimmer ihrer Eltern. Jemand hatte versucht, ihr die Tasche auf offener Straße zu entreißen. Jemand hatte ihr Hotelzimmer durchsucht. Wie hatte Mike gesagt? »Da kann ein Zusammenhang bestehen ...« Und noch etwas: »Vielleicht haben die gefunden, was sie gesucht haben - vielleicht aber auch nicht ...«
    Sie wandte sich an Mike, der noch immer in das Gespräch mit einem Exkollegen vertieft war, und zupfte ihn am Ärmel. »Mike! Mir ist gerade etwas eingefallen, was vielleicht wichtig ist ...«
    Mike drehte sich etwas unwillig um. »Was ist denn?«
    »Mike ... wir haben doch überlegt, was die Leute gesucht haben, die mein Zimmer durchwühlten ... und Sie meinten, es könnte da eine Verbindung zu den Leuten geben, mit denen ich diesen Zusammenstoß im Central Park hatte. Wissen Sie, die ganze Zeit habe ich nicht daran gedacht, aber - ich hatte an dem Abend mit Ted überhaupt nicht meine Handtasche dabei. Ich hatte die meiner Mutter!«
    Mike, schon etwas bierselig und konzentriert auf das Gespräch mit seinem Freund, brauchte einige Sekunden, um die Zusammenhänge zu begreifen. »Ja, aber ...«
    »Mike, diese beiden Taschen sehen völlig gleich aus. Wenn die etwas gesucht haben, was in meiner Handtasche ist, dann konnten sie es vielleicht nicht finden - weil es womöglich in der meiner Mutter ist - verstehen Sie?«
    Mike rutschte von seinem Hocker. »Kapiert. Okay, Kathrin, wir fahren zu dir ins Hotel und sehen in der Tasche deiner Mutter nach. Kann sein, wir finden wirklich etwas.«
 
    Die Tasche lag noch immer auf dem Sessel, auf den Kathrin sie an jenem schrecklichen Abend hatte fallen lassen. Kathrin, die das Zimmer vor Mike betreten hatte, griff sofort danach und kippte sie einfach aus. Puderdose, mehrere Lippenstifte, eine Flasche Haarspray, ein paar Fotos, ein Schlüsselbund fielen heraus. Und, zu Kathrins großer Überraschung, ein dicker grüner Plüschfrosch.
    »Das ist ja komisch«, sagte sie erstaunt. »Wo kommt der denn her?«
    Mike war herangetreten und besah sich den bunten Haufen auf dem Sessel. »Wo kommt wer her?«, fragte er.
    »Der Frosch! Der gehört nicht mir. Ich habe ihn noch nie gesehen! Ob mir Ted den in die Tasche gesteckt hat? Als Geschenk, meine ich. Bevor wir uns so gestritten haben!«
    Mike nahm den Frosch in die Hand.
    »Ganz schön schwer. Ich habe da eine Idee ... Wahrscheinlich hast du ein verdammt heißes Zeug mit dir herumgetragen ... Hast du ein Messer? Oder eine Schere?«
    Kathrin lief in ihr Bad hinüber und brachte eine kleine Nagelschere. Mike hatte den Frosch inzwischen hin und her gewendet und am Bauch die Naht entdeckt.
    »Sehr sauber nachgenäht«, meinte er.
    Er griff nach dem Obstteller, der auf dem Tisch stand, legte das Obst daneben und hielt den Frosch über den Teller, während er ganz vorsichtig die Naht auftrennte.
    Kathrin sah ihm atemlos zu. »Was erwarten Sie zu finden?«, fragte sie.
    Mike erwiderte nichts. Der Bauch des Frosches klaffte nun auseinander. Kathrin konnte das feine weiße Pulver erkennen, mit dem er gefüllt war.
    »Was ist das?«
    »Heroin, wenn mich nicht alles täuscht. Und zwar mindestens zweihundert Gramm.«
    »Ist das viel

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