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Mondscheingeflüster

Titel: Mondscheingeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Er hat sein Auto mitgenommen. Vielleicht macht er einen Ausflug. Im Grunde ist er alt genug, eigene Wege zu gehen.«
    »Ihm ist bestimmt nichts passiert.«
    »Du hast recht!« Jane lachte, aber das klang ziemlich gezwungen. »Er würde sich ganz schön ärgern, wenn er wüsste, dass ich hinter ihm her telefoniere. Wie geht es dir? Hast du etwas vor heute Abend?«
    »Ich bin zum Essen verabredet.«
    »Ahhh ...« Es vergingen ein paar Sekunden, in denen Jane mit dem Wunsch rang, Kathrin nach dieser Verabredung näher zu fragen, und mit ihrer Scheu, sich in die Angelegenheit junger Leute einzumischen. Schließlich - da sie vor Kathrins Mutter die Verantwortung übernommen hatte - fragte sie zögernd: »Ich weiß, es geht mich nichts an, aber ... du bist mit einem Mann verabredet?«
    »Ja ...«
    »Ah ... kenne ich ihn? Ist es ein Bekannter von Ted?«
    »Nein, aber meine Eltern kennen ihn.« Eine Notlüge, fand Kathrin.
    »Na schön. Du bist ja vernünftig? Du lässt dich nach dem Essen ins Hotel zurückbringen, ja?«
    »Natürlich«, sagte Kathrin etwas verärgert. Sie versprach, dass sie sich melden würde, wenn sie etwas von Ted hörte, und legte auf.
    Es klingelte gleich darauf wieder, und diesmal war es Mike, der sagte, er sei unten im Foyer und warte auf sie. Kathrin verließ das Zimmer. Kaum war sie draußen, klingelte es ein drittes Mal, aber das hörte sie nicht mehr. Diesmal waren es Teds Entführer. Sie stießen gewissermaßen auf taube Ohren.
 
    Mike trank ziemlich viel, stellte Kathrin an diesem Abend fest. Sie saßen in einem chinesischen Restaurant, aber Mike aß nur wenig, bestellte sich dafür einen Wein nach dem anderen. Er sah sehr müde aus.
    »Der Tierarzt meint, dass Peggy nicht mehr richtig auf die Beine kommt, selbst wenn sie am Leben bleibt«, berichtete er. »Ihr Herz ist nicht gut, behauptet er. Weißt du, ich will auf keinen Fall, dass sie sich quält. Aber ich will auch nicht voreilig sein. Vielleicht braucht sie nur Ruhe und Entspannung, dann berappelt sie sich wieder.«
    »Sie sah doch gesund und kräftig aus neulich«, meinte Kathrin. »Ich glaube, Sie müssen sich nicht zu viele Sorgen machen!«
    Mike nickte, aber sein Gesicht wirkte ganz zerknittert vor lauter Sorgen. Kathrin spürte, dass Peggy mehr für ihn bedeutete als ein Tier, das er liebte, sie war ein Lebewesen, das ihn noch nie enttäuscht hatte in seinem Leben, wie so viele andere. Kathrin erkannte in Mikes Augen einen Ausdruck der Traurigkeit, der nicht nur von seiner derzeitigen Angst um Peggy herrührte. Die Dinge, die sein Gemüt verdunkelten, lagen tiefer.
    Nach dem Essen gingen sie noch in eine Bar, die Mike auch sonst häufig besuchte. Es gefiel Kathrin dort nicht besonders gut, sie fand die Einrichtung ziemlich schäbig, das Publikum ein wenig gewöhnlich. Es verkehrten eine Reihe Polizisten dort, die Mike kannten und ihn ansprachen; im Nu waren sie alle in eine angeregte Unterhaltung verwickelt, von der Kathrin nur die Hälfte verstand. Sie fing an, sich vernachlässigt und gelangweilt zu fühlen, schob ihr Glas hin und her, spielte mit dem Untersetzer, kippelte mit dem Barhocker. Neben ihr saß ein junges Paar, das heftig miteinander stritt. Die Frau war blond und hübsch, hatte aber die Mundwinkel nach unten gezogen und wirkte äußerst verdrießlich. Ihr Begleiter sah ein bisschen aus wie Ted. Beide passten überhaupt nicht in diese Kneipe, und ganz offensichtlich hatten sie sich auch nur deshalb hierher verirrt, weil es ihnen in ihrer ganzen Frustration schon völlig gleichgültig war, wo sie ihren Alkohol in sich hineinschütteten.
    »Ich konnte doch nicht ahnen, dass du gerade an diesem Abend das andere Jackett anziehen würdest«, sagte die Blonde mit tränenerstickter Stimme, »sonst hätte ich die Tabletten nicht in die Tasche von dem anderen getan. Mein Gott, ich verstehe nicht, wieso du ...«
    »Und ich verstehe nicht, warum du mir nicht sagst, wo die Tabletten sind, wenn du doch siehst, dass ich das andere Jackett anziehe!«
    »Vielleicht könntest du dich auch einmal allein um deine Scheißtabletten kümmern! Ich bin nicht dein Kindermädchen, oder?«
    »Du weißt genau, was passiert, wenn ich mein Asthma bekomme und dann keine Tabletten habe!« Nun klang die Stimme des Mannes äußerst quengelig. »Das kann absolut lebensgefährlich werden, aber das interessiert dich natürlich nicht. Du nimmst das alles auf die leichte Schulter!«
    Die beiden sprachen ein sehr klares Englisch - offenbar handelte es sich

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