Mondscheingeflüster
wert?«
»Das kommt auf die Reinheit an. Aber dieser Frosch hier ist jedenfalls eine ganze Menge wert. Kein Wunder, dass die so scharf auf deine Handtasche waren!«
»Sie haben das gleich gedacht, nicht? Als Sie dieses Tier sahen!«
»Ja. Eine ziemlich übliche Methode, Heroin ins Land zu bringen. Eingenäht in Stofftiere. Wenn du mich fragst - das waren mit Sicherheit die Typen aus dem Park. Die hatten den Frosch bei sich und wussten natürlich, sie sind dran, wenn der bei ihnen gefunden wird. Also haben sie ihn blitzschnell in deine Handtasche gesteckt, darauf hoffend, dass die nicht durchsucht wird. Die Rechnung wäre ja auch beinahe aufgegangen. Kathrin, wie gut, dass dir die Geschichte mit den vertauschten Taschen noch eingefallen ist!«
»Durch einen komischen Zufall«, entgegnete Kathrin und dachte an das Gespräch des zerstrittenen Paares in der Kneipe. »Was machen wir jetzt?«
»Tja«, sagte Mike langsam, »ich fürchte, wir müssen meine Kollegen noch einmal bemühen. Speziell die von der Drogenfahndung.«
Ziemlich spät am Abend erst wurde Ted zur Toilette und zum Waschen geführt. Diesmal war es Greg, der ihn begleitete. Sie mussten den Vorraum durchqueren, dann einen schmalen Gang entlanggehen bis hin zu einer hölzernen Tür. Greg öffnete sie.
»So. Hier kannst du pinkeln und dich waschen. Ich warte vor der Tür. Ruf mich, wenn du fertig bist.«
Ted sah sich in dem kleinen, fensterlosen Raum angewidert um. Ob hier jemals irgendjemand sauber gemacht hatte? Die »Toilette« bestand aus einem Eimer mit Deckel, der in der Ecke stand. Dann gab es ein kleines Waschbecken mit einem verrosteten Wasserhahn, aus dem nur kaltes Wasser floss, und das auch noch spärlich. Immerhin lag auf einem wackeligen Regal ein Handtuch bereit, das sich erstaunlich weich anfühlte und nach Waschpulver roch. Wie in seinem Verlies auch, sorgte eine nackte Birne an der Decke für Licht.
Ted wusch sich ziemlich oberflächlich, denn er hatte das Gefühl, dass er hier eher dreckiger als sauberer würde. Dann klopfte er gegen die Tür.
»Haben Sie eine Zahnbürste für mich?«
Die Tür wurde geöffnet, Greg erschien auf der Schwelle.
»Wir haben jetzt keine Zahnbürste für dich, wir können erst morgen wieder eine besorgen. Bist du sonst fertig?«
»Ja.«
Schweigend geleitete Greg ihn in seine Kammer zurück. Jemand hatte inzwischen eine zweite Wolldecke auf das Bett gelegt. Zum Glück, dachte Ted, ich wäre hier sonst noch erfroren. Greg verließ ihn ohne ein weiteres Wort und schloss die Tür hinter sich ab. Ted wickelte sich in die Decke - Gott sei Dank roch auch die nach Waschpulver und schien nicht seit Jahren in diesem Keller vor sich hin zu modern - und setzte sich auf das Bett. Es irritierte und beunruhigte ihn, dass sich keiner seiner Entführer die Mühe machte, sein Gesicht vor ihm zu verbergen, wobei das vermutlich damit zusammenhing, dass er sie im Hotel und im Auto genau genug hatte ansehen können und der Versuch, ihre Identität zu vertuschen, für sie überflüssig geworden war. Aber damit bedeutete er natürlich eine Gefahr für sie, und er fragte sich, ob sie darüber schon nachgedacht hatten. Es handelte sich nicht um abgebrühte Killer, so viel stand für ihn fest, aber leichtsinnig und dumm waren sie auch nicht.
Hätte ich nur diese blöde Kathrin nie getroffen, dachte er, dann wäre das alles nicht passiert!
Ziemlich spät, kurz vor elf, erschien Lucy mit der versprochenen Flasche Mineralwasser. Ted hatte noch nicht geschlafen; er fühlte sich zwar müde und wie zerschlagen, war aber gleichzeitig zu nervös, um zur Ruhe zu kommen. Überrascht stellte er fest, dass Lucy wieder ganz anders aussah. Die Haare fielen ihr nicht mehr wirr ins Gesicht, sondern wurden von dem Samtreif gehalten, den sie auch im Hotel getragen hatte. Sie hatte tatsächlich einen Rock angezogen - Ted wunderte sich, dass sie so etwas überhaupt besaß -, und der war auch noch ziemlich eng und nur knielang; darunter sahen sehr hübsche Beine hervor. Ihre Füße steckten in Ballerinaschuhen aus weichem braunem Leder. Über dem sandfarbenen T-Shirt trug sie eine braune Strickjacke aus Angorawolle. Den billigen Silberschmuck hatte sie ein wenig reduziert, an jedem Handgelenk klimperten nur noch etwa zehn Reifen. Natürlich hatte sie sich nicht richtig geschminkt, aber ihre Augen wurden von ein wenig schwarzem Kajal umrandet, was sie um einiges ausdrucksvoller erscheinen ließ. Sie sieht wirklich ganz gut aus, dachte Ted.
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