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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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reinlassen wird." Er nickte in Richtung der hellerleuchteten Fenster.
    "Ach so." Mehr fiel mir nicht ein.
    "Hast du… vielleicht Lust eine Runde zu laufen?" Er hatte so leise gesprochen, dass ich mir nicht sicher sein konnte, ob er überhaupt etwas gesagt hatte.
    "Ich… ja, gerne." Ich nickte.
    Xaver lächelte und machte ein paar Schritte von der Tür weg, um mich aussteigen zu lassen. Mein Herz klopfte wie wild, als ich sie hinter mir schloss und ihm in die Dunkelheit folgte.
    Ich sollte abends nicht mehr draußen sein. Sams mahnender Gesichtsausdruck erschien vor meinem inneren Auge, doch ich schüttelte energisch den Kopf, um ihn wieder loszuwerden. Ich war ja nicht allein, Xaver war bei mir.
    "Alles in Ordnung?" Er sah mich fragend an.
    "Ja, klar, alles gut", wiegelte ich ab. Wieso nur konnte ich mich nicht einfach einmal normal benehmen? So wie jeder andere Mensch auch!
    "Wie geht’s deiner… Verletzung?", wechselte ich schnell das Thema.
    "Tut noch weh." Er verzog das Gesicht.
    "Und was machst du den ganzen Tag über… hier?" Ich wies mit dem Kopf auf die Umgebung. Wir hatten das Grundstück der Carters längst hinter uns gelassen, doch ich wusste von meinem Dad, dass der Familie noch immer mehr als nur ein paar Hektar Land in dieser Gegend gehörte.
    "Och, es ist… ehrlich gesagt, ziemlich langweilig." Er grinste schief und kratze sich verlegen am Kopf. "Aber irgendwie brauche ich wohl gerade diese Langeweile."
    "Fehlen dir deine Freunde nicht?"
    "Oh doch."
    Täuschte ich mich oder hatte sich seine Miene mit einem Mal etwas verfinstert?
    "Aber sie sind weit weg. Vielleicht besuche ich sie mal. Allerdings ist es nervig, dass ich gerade eine Pause einlegen muss. Ich… hab immer sehr gerne gespielt." Das Ende des Satzes war kaum mehr als ein Flüstern. Sein Blick ging geistesabwesend in die Ferne.
    "Dann spielst du eben wieder, wenn deine Verletzung verheilt ist", versuchte ich ihn aufzumuntern.
    Er lächelte freudlos.
    "Was ist?"
    "Ich weiß nicht, ob das jemals wieder heilen wird." Er blieb stehen. "Lily, ich darf… ich kann nicht…" Mit zusammengeballten Fäusten hob er die Hände und stieß ein wütendes Zischen aus.
    Mein Herz klopfte vor Aufregung. Was tat er da? Es war mittlerweile so dunkel, dass ich meine eigene Hand kaum noch erkennen konnte. Das Haus der Carters war nur noch ein kleiner leuchtender Punkt in der Ferne, außer Xaver und mir gab es weit und breit kein anderes menschliches Wesen.
    "Wir kennen uns kaum, tut mir leid, ich hätte mich nicht so gehen lassen dürfen. Manchmal…" Er versuchte zu lächeln, und ich spürte, wie ich langsam wieder etwas ruhiger wurde. "Manchmal, da bin ich eben etwas traurig wegen der ganzen… Sache."
    Ich nickte. "Das verstehe ich."
    Er schüttelte den Kopf. "Ich denke nicht."
    "Ich vermisse auch mein altes Leben. New York, meine Freunde in der Schule."
    "Das ist… etwas anderes", seufzte er. "Komm, ich bring dich zurück zu deinem Auto. Du solltest um diese Zeit nicht draußen herumlaufen."
    "Ich… ich denke nicht, dass das", setzte ich an, doch weiter kam ich nicht.
    Etwas Großes, Schwarzes schlug in einiger Entfernung hart auf der Erde auf.
    Noch ehe ich reagieren konnte, spürte ich Xavers Hand an meinem Arm. Er gab mir einen kräftigen Stoß, so dass ich regelrecht ins Taumeln geriet.
    "Lauf weg!"
    "Was?" Schwankend richtete ich mich auf.
    "Xander!"
    Ich bekam eine Gänsehaut, als ich die Stimme hörte. Sie klang rau und eiskalt.
    "Lily, lauf weg!" Ich hörte die Panik in Xavers Stimme.
    Aus den Augenwinkeln sah ich eine dunkle Gestalt, die langsam auf uns zu geglitten kam. Ich blinzelte, es sah tatsächlich so aus, als würde sie schweben. WAS war das? Ganz sicher kein Wolf!
    "Du kannst nicht weglaufen, du kannst mir nicht entkommen, dummer Junge." Die Gestalt sah menschlich aus. Es musste ein Mensch sein. Ein junger Mann. Er hatte langes schwarzes Haar, sein Gesicht war blass und irgendwie hager, doch irgendetwas daran zog meinen Blick fast magisch an. Waren es seine Augen? Sie wirkten irgendwie hypnotisch auf mich.
    Meine Beine waren schwer wie Blei.
    Ich spürte einen weiteren Stoß. Benommen schüttelte ich den Kopf.
    "Lily, bitte, verschwinde!" Xavers Stimme überschlug sich fast.
    Wie in Zeitlupe wandte ich mich um und stolperte los. Richtung Haus. Mein Wagen stand da. Hoffentlich stand er noch da. Bitte, bitte!
    "Denkst du wirklich, ich kann nicht warten, Xander Carter? Dass ich die Geduld verliere? Oh nein, ich habe fast vierzig Jahre

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