Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
Vom Netzwerk:
damit Cal uns nicht hören konnte.
    Keine Menschen, dachte ich und mein Herz wurde mit einem Mal schwer. Das war absurd, das war absolut lächerlich. Dafür musste es eine ganz normale Erklärung geben. Vielleicht trieb sich in der Gegend tatsächlich irgendein Serientäter herum, der eine Art Vampirkult betrieb. Die Idee gefiel mir allerdings nicht wirklich besser.
    "Von so etwas habe ich noch nicht einmal in New York gehört", murmelte meine Mutter aufgebracht.
    Ich hörte ihr schon gar nicht mehr zu. Geistesabwesend kehrte ich die Scherben zusammen und stand dann auf.
    "Ich muss los, zur Schule. Darf ich dein Auto haben?"
    "Es ist erst kurz nach sieben", verwundert sah sie mich an.
    "Ja, wir treffen uns vor dem Unterricht… für ein Projekt", log ich unbeholfen.
    "Dann nimmst du Manfred mit?"
    "Manfred? Ähm, nein, den brauche ich erst am Donnerstag." Wenn Ashley bis dahin wieder aufgetaucht war, schob ich in Gedanken hinterher. Für Donnerstag war ich eigentlich erneut mit ihr verabredet gewesen.
     
    Es dämmerte bereits, als ich das Haus der Mosbys verließ und zu Moms Wagen lief.
    Vanessa hatte mich nach der Schule mit zu sich genommen, und wir waren noch einmal sämtliche Artikel über die seltsamen Zwischenfälle der letzten Jahrzehnte in Parkerville durchgegangen. Sie schien regelrecht erleichtert zu sein, dass ich sie nicht mehr für vollkommen verrückt hielt. Ein bisschen verrückt schon, ja, aber eben nicht mehr für vollkommen.
    Ich war noch immer nicht ganz überzeugt von ihrer Vampirtheorie. Vielmehr tendierte ich immer mehr in Richtung Serienkiller. An wirklich echte Vampire, Killermaschinen ohne Herz, wollte und konnte ich beim besten Willen nicht glauben, nicht hier in Nebraska. Dann schon eher in New York. Da liefen einem ständig irgendwelche herzlosen Typen über den Weg, die aussahen wie lebende Tote.
    Harry, der Sohn vom Chief hatte Vanessa gesteckt, dass Toni Bisswunden am Hals gehabt hatte, als sie ihn fanden. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob er damit nicht nur ihre Fantasie anregen wollte. Er wusste schließlich genau, womit er ihre Aufmerksamkeit gewinnen konnte. Ich nahm mir vor, ihn im Auge zu behalten. Vielleicht hatte er ja tatsächlich ernsthaftes Interesse an ihr.
    Auf jeden Fall musste es irgendein makabrer Wahnsinniger sein, der hier sein Unwesen trieb. Jemand, der die Geschichten von damals kannte. Oder war es vielleicht sogar derselbe Täter? Es war gut vierzig Jahre her. Möglich war es. Doch wieso sollte jemand vierzig Jahre ruhen, um dann ganz plötzlich wieder damit anfangen? Was war der Auslöser? Und warum ausgerechnet jetzt?
    Ich war New Yorkerin. Kriminelle Ereignisse schockten mich normalerweise kaum, doch hier im friedlichen Nebraska war das irgendwie anders. Ich kannte mit einem Mal die betroffenen Menschen, sie waren nicht mehr nur Buchstaben in einer Zeitung oder Namen in den abendlichen Nachrichten.
    Toni und Jordan.
    Beide standen im engen Zusammenhang mit der Hudson-Ranch. Gab es da, wie Vanessa vermutete, tatsächlich einen Zusammenhang? Hatte es etwa jemand auf die Hudsons abgesehen?
    Ich trat auf die Bremse, als etwas Großes, Dunkles vor mein Auto sprang. Mein Herz setzte einen Schlag lang aus. Ich war so in Gedanken gewesen, dass ich nicht mehr auf die Straße geachtet hatte!
    Panisch öffnete ich die Autotür und stieg aus.
    Die Straße war leer, links und rechts erstreckten sich die Felder bis zum Horizont und in einiger Entfernung ragte die dichte, dunkle Silhouette des Waldes in den abendlichen Himmel hinauf.
    "Das war knapp", hörte ich eine Stimme sagen.
    Erschrocken fuhr ich zusammen.
    Ein großer Mann trat in das Licht der Scheinwerfer und zu meiner Erleichterung erkannte ich Xaver, Ashleys Cousin.
    "Ich… es tut mir leid, ich habe dich gar nicht gesehen", stotterte ich. Meine Knie wurden weich. Ich hätte ihn beinahe überfahren!
    "Schon ok, ich sollte vielleicht auch nicht unbedingt im Dunkeln die unbeleuchtete Straße entlang laufen." Er grinste jungenhaft und fuhr sich mit der Hand durch das dichte braune Haar. "Aber ich wollte etwas frische Luft schnappen."
    "Um diese Zeit?" Ich warf einen Blick auf das Armaturenbrett des Autos. Es war kurz nach neun.
    "Abends ist die Hitze nicht mehr so stark."
    Ich nickte und konnte meine Augen nicht von seinem schönen Gesicht nehmen. Wenn doch nur Vanessa hier gewesen wäre. Sie glaubte mir noch immer nicht, dass es Xaver wirklich gab. Doch hier stand er vor mir, lebendig, und er lächelte.
    "Du

Weitere Kostenlose Bücher