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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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solltest allerdings um diese Zeit nicht mehr unterwegs sein." Er wurde plötzlich ernst. "Es ist… gefährlich."
    "Auch für dich."
    "Ich passe schon auf mich auf." Er zuckte mit den Schultern. "Ich kenne die Gegend seit meiner Geburt."
    Und warum kennt Vanessa dich dann nicht? - dachte ich bissig, doch stattdessen sagte ich: "Jordan Hudson und der alte Toni sicher auch."
    "Traurig, was da passiert ist." Nun sah er wirklich geknickt aus. "Ich wünschte, ich…" Er brach ab.
    Fragend sah ich ihn an, doch er winkte ab.
    "Kann ich dich ein Stück mitnehmen?", bot ich ihm stattdessen an.
    "Oh, vielen Dank. Ich fahre gerne bis zu eurem Hof mit, damit ich sicher gehen kann, dass dir unterwegs nicht wieder jemand vor den Wagen läuft." Nun lächelte er verschmitzt.
    Ich nickte zögernd. Mit einem Mal fühlte ich mich gar nicht mehr wohl bei dem Gedanken, alleine mit ihm im Auto unterwegs zu sein. Aber er war Ashleys Cousin, er war ja praktisch kein Fremder und hatte ich ihm nicht gerade selber angeboten, ihn ein Stück mitzunehmen? Manchmal verstand ich mich einfach nicht.
    Wir stiegen ein, und er beobachtete mich genau, als ich den Wagen startete, was zur Folge hatte, dass ich den Motor erst einmal abwürgte. Der Klassiker. Mit hochrotem Kopf trat ich erneut auf das Gaspedal.
    "Geht es Ashley gut?", fragte ich, um die peinliche Situation zu überspielen.
    "Sie hat Kopfschmerzen", gab er zurück. "Wahrscheinlich durch die Hitze."
    "Kommt sie morgen wieder zur Schule?"
    Er zuckte die Schultern und lehnte sich dann vor, um das Radio anzuschalten. Scheinbar hatte er keine großartige Lust auf Konversation.
    "Und du? Musst du nicht… zum College?", fragte ich trotzdem weiter.
    "Du fragst ganz schön viel, Lily." Er klang nicht genervt, sondern immer noch freundlich.
    "Ich interessiere mich eben für meine Mitmenschen", gab ich patzig zurück.
    Er lachte. Endlich hatte er einen Sender gefunden, der ihm zu gefallen schien. Leise Countrymusik tönte durch den Wagen. Entspannt lehnte er sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
    "Ich mache derzeit ein Urlaubssemester, Sportverletzung. Ich habe ein Stipendium für das Basketballteam bekommen, doch in der letzten Saison habe ich mir das Knie verdreht und das muss jetzt heilen."
    Ich nickte. Sportlich war sie also, die Familie Carter.
    "Und deswegen wohnte ich jetzt bei meinen Verwandten und genieße das Landleben." Sein ironischer Unterton entging mir dabei nicht.
    "Du bist nicht gerne hier, was?"
    "Bist du denn gerne hier?" Wieder dieser ernste Blick.
    "Ich bin nur vorrübergehend hier." Ich versuchte mich auf die Straße zu konzentrieren. Seine Nähe machte mich eindeutig nervös.
    Wieder sein Lachen. "Du bist süß."
    "Ich bin bitte was?" So etwas hatte noch nie ein Junge zu mir gesagt und schon gar keiner, der so gut aussah wie Xaver.
    "Süß." Er lächelte, und ich war froh, dass ich mich dabei am Lenkrad festhalten konnte.
    "Sei nicht so schockiert. Das ist durchaus was Positives."
    Süß. Ich rümpfte die Nase. Hundebabies waren süß oder auch kleine Katzen. Ashley war hübsch. Ich war also eher der niedliche Typ. Bravo.
    Ich war fast erleichtert, als wir endlich die Auffahrt unseres Hofs erreichten. Das Auto donnerte über die unebene Straße und kam schließlich direkt vor unserer Haustür zum Stehen.
    Dads Wagen stand bereits da, ebenso wie der Pickup von Sam.
    "Wir sind da."
    Er nickte.
    "Möchtest du noch mit reinkommen?" Ich war mir nicht sicher, ob ich das wirklich wollte, aber ich wollte höflich sein.
    Langsam schüttelte er den Kopf und sah mir dabei direkt in die Augen. Sie waren dunkel, fast schwarz. Wie hypnotisiert glotzte ich zurück.
    "Nein, vielen Dank. Von hier aus laufe ich quer über die Felder direkt nach Hause. Es ist nicht weit." Seine Stimme klang sanft. Doch plötzlich wandte er den Kopf, und ich schüttele mich benommen, während er lässig die Beifahrertür öffnete. "Vielen Dank fürs Fahren, Lily."
    "Vielen Dank fürs Mitfahren." Ich schluckte schwer, während ich zusah, wie er mir zuwinkte und dann mit einem Satz über den Zaun sprang, der die Einfahrt von den angrenzenden Feldern trennte. Mit zwei weiteren Sätzen war er auch schon verschwunden.
    "Wer war das?"
    Erschrocken fuhr ich zusammen. Ich war in letzter Zeit wirklich ganz schön schreckhaft, aber wen wunderte das auch, nach allem, was hier gerade passierte? Ich hatte Sam einfach nicht kommen gehört. Wieso musste er sich auch so anschleichen?
    Sein Blick folgte meinem

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