Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
Vom Netzwerk:
bereits mehr als nur eine Gelegenheit dazu gehabt. Oder? Es war der einzige Gedanke, der mich beruhigte.
    Er wartete einige Meter von der Haustür entfernt auf mich.
    Als ich nur zögernd auf ihn zutrat, lächelte er fast ein wenig beschämt. Er sah gut aus, viel zu gut um menschlich zu sein, dachte ich bissig.
    "Lily, ich bin so froh, dass du mit mir redest."
    "Ich habe nicht viel Zeit." Ich bemühte mich redlich, nicht allzu freundlich zu ihm zu sein.
    Er nickte verständnisvoll. "Ich denke, ich bin dir eine Erklärung schuldig."
    Ich antwortete nicht. Mein Blick schweifte über die Einfahrt hinaus auf die Felder. Hoffentlich kam jetzt nicht wieder irgendeine furchterregende Gestalt um die Ecke geschwebt und fiel über uns her. Ich war mir nicht sicher, ob meine Nerven eine erneute Begegnung dieser Art so schnell noch einmal verkraften würden.
    "Ich habe ein Problem, Lily."
    Er suchte meinen Blick, doch ich starrte verbissen weiter in die Ferne, auch wenn ich nicht wirklich viel sah.
    "Ich bin anders… ich bin nicht mehr ich selbst."
    "Ich kenne dich nicht, Xaver… Xander, oder wie auch immer du heißen magst, aber ich stehe überhaupt nicht drauf, wenn man mir nicht die Wahrheit sagt. Ich habe keine Ahnung, welche Spielchen du spielst, alles was du machst und tust, ergibt für mich keinen Sinn. Du benimmst dich wie…"
    "Ein Vampir?"
    Ich sah ihn unvermittelt an. Dann nickte ich langsam.
    Er lächelte freudlos. "Wäre vor einem Jahr jemand zu mir gekommen und hätte mir erzählt, dass es solche Wesen tatsächlich gibt, hätte ich ihn ausgelacht. Natürlich kannte ich die alten Geschichten von damals. Mein Großvater hat immer erzählt, wie sie die Vampire aus Parkerville vertrieben haben. Ich habe das allerdings für ein Märchen gehalten."
    "Aber?"
    Seine Augen waren dunkel. Sie sahen mich unverwandt an, und ich spürte, wie meine Knie weich wurden. Betäubten Vampire ihre potentiellen Opfer möglichweise mit Blicken? Momentan hielt ich alles für möglich. Wahrscheinlich hätte es mich nicht einmal gewundert, wenn sich der Himmel aufgetan hätte und ein Raumschiff über unseren Köpfen gelandet wäre.
    'Hallo, hier ist Captain Kirk, wir sind gekommen, um mit euch viele Lichtjahre von der Erde entfernt und so weiter…' So fühlte es sich also an, wenn man langsam durchdrehte.
    "Die Dauer eines Lebens ist nichts für einen Vampir. Kennst du die Geschichte von Parkerville, Lily?" Xanders Stimme holte mich zurück in die Wirklichkeit.
    "Ein wenig, nicht so richtig. Ich habe von den verschwundenen Menschen gelesen… und von dem Feuer." Ich schluckte schwer.
    "Das ist seine Rache." Er sah an sich hinunter. "Sie kommen wieder, Lily. Lauf weg, solange du noch kannst."
    "Die schwarze Gestalt… wer war das?"
    "Das?" Er verzog angewidert das Gesicht. "Das war mein Schöpfer."
    "Dein Schöpfer?" Meine Stimme versagte. Ich räusperte mich und versuchte angestrengt seinen Blick zu erwidern.
    "Versprich mir, dass du Parkerville so schnell wie möglich verlässt." Er griff nach meiner Hand. Seine Finger fühlten sich kalt an.
    Unwillkürlich zog ich sie zurück.
    Er nickte bedauernd. "Als Mensch hätte ich dich um eine Verabredung gebeten, Lily. Ich hätte dich so gerne besser kennen gelernt." Er wandte den Blick ab und betrachtete eingehend die Spitzen seiner schwarzen Turnschuhe.
    "Was passiert jetzt?" Meine Stimme zitterte verdächtig.
    "Sie sind hier, sie beobachten mich. Noch ist meine Familie geschützt, doch es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der Bann bricht und sie mit ihrer ganzen Macht zurückkehren werden. Ich will dich dann in Sicherheit wissen."
    "Und Ashley?"
    Er schüttelte bedauernd den Kopf. "Sie hatte nie eine Chance."
    "Wie meinst du das?", alarmiert riss ich die Augen auf.
    "Du verstehst das alles nicht, das geht so weit zurück… viele Jahrzehnte."
    Es knallte laut.
    Erschrocken fuhr ich zusammen. Das war doch zum Aus-der-Haut-fahren! In meinem ganzen Leben war ich noch nie so schreckhaft gewesen! Doch noch ehe ich mich versah, stand Xander auch schon an meiner Seite und schlang schützend die Hände um meinen Körper. Oder wollte er mich… beißen?
    Zuerst sah ich nichts, doch dann erkannte ich eine dunkle Gestalt, die langsam auf uns zugelaufen kam. Zu meiner großen Erleichterung lief sie tatsächlich und schwebte nicht.
    Sam trat aus dem Schatten des Haupthauses hinaus auf den in Mondlicht getauchten Vorplatz, die Hände kampfbereit erhoben. Wie lange hatte er dort bereits gestanden? Hatte

Weitere Kostenlose Bücher