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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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durch die Nase und stapfte dann wortlos an ihr vorbei in mein Zimmer. Sie hatte ja keine Ahnung!
    Obwohl erst Freitag war, stand ich nicht wie gewöhnlich um halb sieben Uhr auf, um mich für die Schule fertig zu machen, sondern blieb einfach liegen. Die Schule musste heute auf mich verzichten. Wer brauchte sie schon, wenn er in der Nacht zuvor Besuch von einem Untoten gehabt hatte? Ich hatte natürlich kein Auge mehr zugemacht. Wie hätte ich das auch tun sollen? Es war einfach alles viel zu absurd.
    Als die Sonne endlich aufging, und es langsam hell wurde, wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Hatte ich das vielleicht alles nur geträumt? Doch dann hörte ich Dad über Jordan reden. Seine Stimme drang bis hinauf in mein Zimmer und mein Magen krampfte sich unwillkürlich zusammen.
    Kein Traum.
    Scheiße.
    Bis zum Mittag blieb ich einfach nur in meinem Bett liegen und starrte die Decke an. Kleine bunte Punkte tanzten vor meinen Augen, doch erst, als ich das Gefühl nicht mehr loswurde, die Wände würden mit Lichtgeschwindigkeit auf mich zurasen, zwang ich mich aufzustehen.
    Als es an der Tür klingelte, trug ich bereits ein paar Jeans und ein altes T-Shirt. Meine dunklen Locken hatte ich unachtsam zu einem Knoten gebunden. Es hab wichtigeres, um das ich mich kümmern musste.
    Als Vanessa die Tür zu meinem Zimmer aufstieß, saß ich gerade am Computer und durchforstete das Internet nach Legenden über Untote, Vampire, was man halt so macht, wenn man in der Nacht zuvor eines dieser gar nicht mal so selten vorkommenden Exemplare kennengelernt hatte, zumindest, wenn ich diversen einschlägigen Foren Glauben schenken durfte. Was ich bisher allerdings gefunden hatte, kam mir doch ziemlich abgedroschen und klischeehaft vor: Jungfrauen, Kreuze und Knoblauch schienen mir nicht mehr sehr angemessen zu sein für den modernen Vampir von heute.
    "Du warst heute nicht in der Schule", riss Vanessa mich aus meinen Gedanken. "Ich habe mir Sorgen gemacht. An dein Handy bist du auch nicht gegangen."
    "Es geht mir nicht gut." Ich sah sie nicht an.
    "Deine Mutter meinte, die Nachricht von Jordan hat dich sehr mitgenommen." Sie setzte sich auf die äußere Kante meines Bettes und ließ den Blick neugierig durch mein Zimmer schweifen. Meine Klamotten lagen unordentlich auf dem Boden verteilt. Mom hasste es, wenn ich sie dort einfach liegen ließ, doch ich hatte heute einfach nicht den Nerv gehabt, aufzuräumen.
    "Vanessa?"
    Ich drehte mich so ruckartig zu ihr um, dass sie erschrocken zusammenzuckte.
    "Tut mir leid." Ich zwang mich zu einem Lächeln.
    "Schon ok." Sie starrte ernst zurück.
    Mir fiel auf, dass sie ein schwarzes Kleid trug, was ich nicht kannte. Es war mit dicken Rüschen verziert und sah irgendwie altmodisch aus. Ihre Haare hatte sie unordentlich am Hinterkopf zusammengesteckt und ihre Füße steckten wie immer in klobigen Armeestiefeln. Sie sah irgendwie festlich aus.
    "Ich dachte, das ist dem Anlass angemessen." Sie zog eine Grimasse. Mein Blick war ihr unangenehm.
    "Es sieht gut aus." Ich räusperte mich. "Van, ich muss eines ganz genau wissen, was ist damals wirklich passiert? Ich meine, du hast diese ganzen Artikel gelesen. Was…" Ich brach ab, als ich sah, wie groß ihre Augen mit einem Mal wurden.
    "Du glaubst mir wirklich?", flüsterte sie. "Ich habe gedacht, du wolltest nur nett sein."
    Wir schwiegen einen Moment lang, dann nickte ich langsam. "Ich denke schon." Ich hatte einen Kloß im Hals. Wie viel konnte ich ihr sagen?
    "Ich dachte, du hältst mich für verrückt! Oh, Lily, ich bin so froh!" Sie beugte sich vor und umarmte mich überschwänglich. "Ich hatte wirklich Angst, du wendest dich auch noch von mir ab." Sie strahlte über das ganze Gesicht, doch als ihr ihr kleiner Gefühlsausdruck bewusst wurde, ließ sie mich schnell wieder los. "Tut mir leid."
    "Schon gut." Ich tätschelte unbeholfen ihren Arm.
    "Wie… wieso jetzt?"
    "Was: Wieso jetzt?"
    "Wieso glaubst du mir jetzt?" Sie strich sich eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht, und ich konnte deutlich sehen, dass ihre Augen von dunklen Ringen umrahmt wurden. Nicht nur ich hatte die letzte Nacht scheinbar mehr oder weniger schlaflos verbracht.
    "Ich habe jemanden getroffen." Mehr sagte ich nicht.
    "Wen?"
    Ich schüttelte den Kopf. "Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen, aber Vanessa, ich muss wirklich ganz genau wissen, was damals passiert ist."
    "Ich kenne auch nur die Artikel, die ich dir gezeigt habe." Sie senkte bedauernd den

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