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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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er gehört, was Xander mir erzählt hatte?
    "Ich habe gewusst, dass dieser Tag irgendwann kommen würde. Mein ganzes Leben lang bin ich auf eure Rückkehr vorbereitet worden. Aber das du es sein würdest, Xander", presste er mühsam zwischen den Zähnen hervor.
    "Ich tue ihr nichts."
    "Noch nicht."
    Xander verzog qualvoll sein schönes Gesicht. "Es tut mir leid, Sam. Ich habe es mir nicht ausgesucht."
    "Verschwinde, oder ich zerreiße dich in tausend Stücke", fauchte Sam.
    Mit offenem Mund stand ich da und starrte ihn an. Seine Haare standen wild vom Kopf ab, sein Gesicht war wutverzerrt, ich hatte Sam noch nie so fuchsteufelswild erlebt. Er machte mir fast noch mehr Angst, als die Nähe von Xander, der immer noch dicht neben mir stand und unfassbar gut roch. Ich sog die Luft ein und rief mich dann wieder selbst zur Ordnung. Was war nur mit mir los?
    Sam machte einen Schritt auf uns zu. Er hatte etwas in der Hand, was ich jedoch nicht so recht deuten konnte. War das etwa eine Axt?
    "Geh ins Haus, Lily." Er sah mich nicht an.
    Als ich nicht sofort reagierte, wiederholte er es noch einmal.
    "Ich gehe nirgendwo hin, ich unterhalte mich gerade mit Xander", gab ich trotzig zurück.
    "Es ist gefährlich. Geh bitte ins Haus." Ich sah, wie eine Ader an seinem Hals hervortrat und verärgert vor sich hin zu pochen begann. Ich hatte das schon ein paarmal bei ihm beobachtet, immer dann, wenn ihn etwas ganz besonders aufregte.
    "Ich denke nicht dran", widersprach ich. Was bildete er sich denn ein?
    "Lily, geh bitte ins Haus." Xander klang ruhig, fast bittend.
    "Und was passiert dann hier?"
    "Nichts, ich werde gehe. Ich gehe, Sam." Xander hatte noch immer die Hände beschwichtigend erhoben.
    Sam nickte nur.
    Xander machte einige Schritte von mir weg und wandte uns dann den Rücken zu. Kurz bevor er in der Dunkelheit verschwand, hörte ich noch einmal seine Stimme: "Es tut mir leid, was mit Jordan passiert ist. Ich habe das nicht gewollt. Ihr findet ihn am See."
    Das Blut gefror mir in den Adern, doch noch ehe ich etwas sagen konnte, war er auch schon verschwunden.
    Sam stand reglos da. Sekunden später hörte ich einen stumpfen Aufprall und sah, dass die Axt nun auf dem Boden zu seinen Füßen lag. Er hatte sie einfach fallengelassen.
    Ich war wütend auf Sam. Er hatte Xander einfach unterbrochen, dabei wollte ich endlich verstehen, was hier passierte. Doch der Schock über Jordans Verbleib stand ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben. Das kleine bisschen Hoffnung, an das er sich die ganze Zeit über geklammert hatte, war verschwunden. Jordan war weg und das für immer.
    "Sam, komm." Vorsichtig hakte ich mich bei ihm unter.
    Widerwillig ließ er sich von mir ins Haus bringen.
    Ich schaltete das Licht in der Küche an, und er ließ sich auf einen der Stühle fallen, wie ein alter Mann, kraftlos und erschöpft.
    "Hier." Ich füllte schnell ein Glas mit Wasser und stellte es vor ihn auf den Tisch. "Trink das."
    "Ich hab's ja gewusst… ich hatte nur gehofft..." Er schüttelte benommen den Kopf und trank ein paar Schlucke.
    "Sam, du musst mir sagen, was hier gerade passiert."
    Mit leerem Blick sah er mich an, dann schüttelte er erneut den Kopf und sagte langsam: "Du musst zurück nach New York. Sofort."
     

 
     
     
     
     
     
     
7. KAPITEL
     
     
    D ie Überreste von Jordan Hudson wurden kurz nach Sonnenaufgang geborgen.
    Sam war gleich nach seinem kleinen Zusammenbruch in unserer Küche zurück zur Hudson-Ranch gefahren und hatte mich mit meinen vollkommen verwirrenden Gedanken allein zurück gelassen. Gut, nicht ganz allein. Meine Eltern waren durch unseren Lärm in der Küche geweckt worden, und Sam hatte nichts unversucht gelassen, sie davon zu überzeugen, unverzüglich ihre Sachen zu packen und zurück nach New York zu fahren. Ein hoffnungsloser Versuch, was ich ihm von vornherein hätte sagen können. Sie begriffen ja noch viel weniger als ich, dass in Parkerville irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
    Natürlich hatte Sam ihnen nicht die Wahrheit gesagt. Dass er wusste, was hier geschah, davon war ich mittlerweile mehr als überzeugt. Also erklärte er meinem Dad, wie fehl ich mich hier fühlen würde und dass ich, wenn ich keinen seelischen Schaden erleiden wollte, umgehend in das nächste Flugzeug steigen sollte.
    Wie nett.
    Allerdings hatten Mom und Dad nur geschmunzelt, und Mom hatte mir nach Sams eher stürmischen Abgang liebevoll die Wange gestreichelt: "Er mag dich wohl sehr."
    Ich schnaubte empört

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