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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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nach irgendetwas Herbem. Es roch gut, es roch nach Sam. Er war unrasiert, und ich unterdrückte den Impuls, ihn ebenfalls zu berühren. Was um Himmels willen machte er da?
    "Wir sollten das nicht tun, Lily." Er flüsterte so leise, dass ich ihn kaum hörte.
    "Was?"
    "Wir sollten nicht…" Seine Lippen waren ganz nah. Als sie meinen Mund berührten, spürte ich ein seltsames Kribbeln. Ohne weiter darüber nachzudenken, schlang ich die Arme um seinen Hals und erwiderte seinen Kuss. Es war so schön, ihn zu schmecken und seine Hände zu spüren, die nun sanft über meinen Rücken streichelten.
    Sam war alles, was ich wollte. Es fühlte sich richtig an mit ihm, so ganz anders, als alles andere zuvor.
    Zärtlich strich ich ihm durch das struppige Haar, als wir uns voneinander lösten und zog ein paar Strohhalme aus ihnen heraus.
    "Die solltest du aber nicht mit nach Hause nehmen." Ich versuchte zu lächeln.
    Er sah mich einfach nur an. Dann küsste er mich erneut.
    Ich hoffte inständig, dass er sich diesmal nicht sofort wieder dafür entschuldigen würde. Doch gleich darauf stand er auf und klopfte sich das Heu von der Kleidung.
    "Das geht nicht, Lily. Ich bringe dir kein Glück. Ich…"
    "Du sollst mir doch gar kein Glück bringen." Ich erhob mich ebenfalls und machte unsicher einen Schritt auf ihn zu. "Du sollst einfach nur Sam sein." Ich nahm seine Hand und legte sie auf meine Taille. Ich wusste auch nicht, aus welchem Film ich das nun schon wieder hatte, aber es fühlte sich richtig an.
    Er zog mich an sich und vergrub das Gesicht an meinem Hals.
    Es tat so gut, ihm so nah zu sein. Es konnte nicht falsch sein. Alles in mir wollte genau das, nur das und nur mit ihm.
    "Es ist gefährlich", murmelte er.
    "Was?" Ich küsste sanft seine Schläfe.
    Er hob den Kopf und blinzelte.
    "Du und ich." Er strich mir eine Locke aus dem Gesicht.
    "Warum?" Wir küssten uns erneut.
    "Weil alle Menschen, die mir was bedeuten oder mal was bedeutet haben, verschwinden."
    Ich dachte an Jordan, Michelle und den alten Toni, den Sam von seiner frühsten Kindheit an gekannt hatte.
    "Das ist mir egal", flüsterte ich.
    "Mir aber nicht." Sein Blick war mit einem Mal wieder ernst, verschlossen. "Aber", er zögerte. Ich sah, dass ihn irgendetwas quälte. "Ich kann dir nicht aus dem Weg gehen. Ich habe es wirklich versucht."
    "Das sollst du auch nicht."
    "Doch, Lily, wenn ich nicht so ein verdammter Egoist wäre, dann würde ich jetzt in mein Auto steigen und nie wieder einen Fuß auf die Farm setzten."
    "Aber das wirst du nicht tun, oder?" Panik stieg in mir auf.
    "Das kann ich jetzt nicht mehr." Er küsste mich so sanft, dass meine Knie weich wurden.
    "Das ist gut", murmelte ich.
    Er schüttelte leicht den Kopf. "Nein, das ist überhaupt nicht gut."
     
    Am Horizont warfen die Sirenen der Polizeiwagen unheimliche Lichtkegel in den rabenschwarzen Himmel hinauf. Ihr Heulen wurde allmählich leiser, als sie endlich in der Dunkelheit verschwanden und schließlich ganz verstummten.
    Ich zog die Decke enger um meine Schultern und starrte in die Nacht hinaus. Eben noch hatte ich mit Sam im Hühnerstall gestanden. Es kam mir nun vor wie vor einer Ewigkeit, dabei war es gerade mal ein paar Stunden her.
    Mein Vater hatte nach ihm gerufen. Bereits an seiner Stimme hatte ich erkannt, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
    Sam war sofort nach draußen gelaufen. Auch er hatte es gehört.
    Ich hatte gewartet, bis sie wieder zurück ins Haus gegangen waren und war Sam dann nach draußen gefolgt. Der Platz vor unserem Haus war leer, doch in der Ferne konnte ich bereits die blauen Lichter der Rettungswagen erkennen. Weit draußen, doch nah genug, um auch die Sirenen zu hören.
    Sie hatten Michelle gefunden.
    Sams Ex-Freundin.
    Mein Magen rumpelte schmerzhaft, und ich presste die Faust dagegen, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    Sam war sofort zurück zur Pferderanch gefahren.
    Ich hatte seinen Blick gesehen, als er sich hinter das Steuer seines Pickups gesetzt hatte und nur der Gedanke daran, ließ mich frösteln. Trauer, Wut, Hilflosigkeit. Wir hatten uns einige Sekunden lang angesehen, dann hatte er den Motor gestartet und war regelrecht davongerast.
    Jerry war ihm wie immer bellend hinterher gerannt, doch nun lag der Hund schlafend zu meinen Füßen und schien mit sich und der Welt im Reinen zu sein.
    Ich wünschte, ich könnte ebenfalls einfach die Augen zumachen und an nichts mehr denken.
    Nicht an Sam, nicht an Michelle, an Jordan und an Xander. Er

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