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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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war noch nicht aufgetaucht. Würde er auch heute Nacht vorbeikommen?
    "Du zitterst ja, Schatz." Ich fuhr erschrocken zusammen.
    Meine Mutter beugte sich zu mir hinunter und tätschelte unbeholfen meine Schulter.
    "Ganz schön viel, was die Hudsons da ertragen müssen." Sie setzte sich neben mich, und ich legte erschöpft den Kopf an ihre Schulter, so wie ich es als kleines Kind oft gemacht hatte, wenn ich Trost suchte. Doch diesmal konnte sie mich nicht trösten. Es war seltsam, wenn man das erste Mal in seinem Leben feststellen musste, dass die eigenen Eltern nicht immer alles in Ordnung bringen konnten, dass sie auch nur Menschen waren.
    "Manche Leute haben eben kein Glück." Sie strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, und ich drehte den Kopf weg. Verstand sie nicht, dass das keine Zufälle waren? Kapierte sie nicht, dass wir alle in Gefahr waren?
    "Du kommst gut mit Sam zurecht, oder?", fragte sie unerwartet.
    "Mom, was… soll das?" Ich schüttelte fassungslos den Kopf. "Sie haben gerade Michelle gefunden. Ich bin mit ihr zur Schule gegangen." Ungehalten stand ich auf. "Ich gehe ins Bett, gute Nacht." Ohne ein weiteres Wort lief ich die Treppe hinauf und schloss fast erleichtert die Tür hinter mir. Die Naivität meiner Mutter machte mich manchmal tatsächlich fassungslos.
    Mein Laptop zeigte zwei verpasste Anrufe von Kimberly. Eine Nachricht blinkte in der unteren Ecke. Genervt öffnete ich sie.
    'Es tut mir leid, Lily, ich hätte es dir sagen sollen. Bitte hasse mich nicht dafür Ich hab dich lieb, Kim.'
    Ich lachte auf. Kimberly. Ich hatte sie völlig vergessen. Es war ja auch nicht wichtig. Dass ich mich jemals darüber aufgeregt hatte, kam mir mit einem Mal furchtbar albern vor. Sollten Kimberly und Tom doch glücklich werden, hier ging es um so viel mehr. Hier ging es um… Menschenleben.
    Ein Klopfen an meinem Fenster ließ mich unvermittelt einen Sprung Richtung Tür machen.
    "Lily, ich bin es." Xander saß auf dem Fensterbrett und starrte mich an. Das erste Mal seit langer Zeit lächelte er nicht, als er mich sah. Im Gegenteil, er sah mitgenommen aus.
    "Willst du mich nicht rein lassen?"
    Das Fenster war geschlossen.
    Mit fahrigen Händen öffnete ich es. "Sorry, hab's wohl ausversehen zugemacht."
    "Ist wohl auch besser so", sagte er verbittert.
    "Michelle", setzte ich an.
    Er nickte. "Ich habe es gehört. Es tut mir so leid."
    "Du kannst nichts dafür." Ich fühlte mich miserable und nun musste ich auch noch einen Vampir trösten.
    "Ich bin schließlich derjenige, der sie hierhergelockt hat. Also kann ich doch etwas dafür."
    "Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Schließlich scheint er ja auch ein reges Interesse an der Familie Hudson zu haben." Ich sah ihm schräg an. So langsam hielt ich es für angebracht, dass er mir endlich sagte, was der Grund dafür war.
    "Das ganze… läuft außer Kontrolle, Lily. Ich kriege das nicht hin." Mit fahrigen Händen fuhr er sich über das Gesicht. "Großvater ist schwach und wenn er stirbt… Lily, wenn er stirbt, dann", er brach ab. Plötzlich sah er regelrecht panisch aus. Der sonst so überlegen wirkende Xander war verschwunden.
    "Was passiert dann? Himmel, Xander, rede nicht immer in Rätseln mit mir. Du weißt doch mittlerweile, dass du mir vertrauen kannst!" Seufzend setzte ich mich auf mein Bett und vergrub das Gesicht in meinen Händen. Ich war erschöpft. Vielleicht war es falsch, überhaupt irgendjemandem zu vertrauen. Vielleicht war Xander gar nicht so nett, wie er immer tat. Vielleicht hatte er Michelle etwas angetan. Doch ich hatte nicht mehr die Kraft, mich damit weiter auseinander zu setzen.
    Er blieb taktvoll am Fenster stehen und beobachtete mich.
    "Du magst Sam."
    "Was hat denn das jetzt damit zu tun?", fuhr ich ihn an.
    "Das war nur eine Feststellung. Er ist ein guter Typ, wir waren früher Freunde."
    Das wusste ich bereits.
    "Unsere Familien verbindet sehr viel. Hast du jemals von… Benjamin Butler gehört?" Er sah mich fragend an. Sein Gesicht schimmerte weiß in der Nacht.
    Ich schüttelte den Kopf.
    "Er ist es, der Parkerville ins Unglück stürzten wird." Fassungslos schüttelte er den Kopf. "Wenn mein Großvater stirbt, verlieren wir unseren Schutz und dann wird ihm die ganze Stadt hilflos ausgeliefert sein, ihm und seinen Anhängern."
    "Wie bitte?" Ich hatte mich sicherlich verhört.
    "Du bist in Gefahr, ihr seid alle in Gefahr. Nimm deine Familie und verschwinde, solange es noch möglich ist."
    "Ich… wie sollte ich? Meine Mutter

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