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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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Flammen. Das wunderschöne, alte Gebäude würde in wenigen Minuten kaum mehr als ein Trümmerhaufen sein. Und Sam?
    Ich würde ihn verlieren. Ich hatte ihn verloren.
    Meine Knie wurden weich, und ich spürte nur, wie jemand nach meinen Armen griff und mich stolpernd Richtung Ausgang zog.
    Hustend fiel ich in den Staub. Die kühle Nachtluft war wie eine kalte Dusche. Nach Luftringend sprang ich auf und suchte in der Dunkelheit nach Gabriel und Sam.
    Sie waren nur wenige Meter von mir entfernt. Gabriel legte Sam behutsam auf den Boden, dann richtete er sich auf und rannte zurück auf das brennende Gebäude zu. "Ich muss nach den anderen sehen!" Es herrschte absolutes Chaos. Ich hatte keine Ahnung mehr, wer noch an mir vorbeirannte, ob Freund oder Feind und es war mir auch egal.
    Ich kniete mich neben Sam und berührte vorsichtig seinen Hals. Schluchzend sah ich mich um. "Xander!"
    Wie aus dem Nichts tauchte er unvermittelt neben mir auf. Er bedurfte nur eines kurzen Blicks, um die Situation richtig zu erfassen. Die Flammen des brennenden Gebäudes erhellten die Nacht und spiegelten deutlich das Entsetzen auf seinem Gesicht wieder.
    "Xander, hilf ihm! Ich flehe dich an. Er stirbt!" Tränen liefen mir unaufhaltsam über das schmutzige Gesicht. Meine Hände zitterten, als ich ihn am Arm packte, um ihn am Gehen zu hindern. Er ahnte, was ich von ihm verlangte, das konnte ich ganz deutlich sehen, und in ihm wehrte sich alles dagegen.
    "Lily, das ist kein Leben."
    "Es ist die einzige Chance, die er noch hat."
    "Und wenn er das nicht will?"
    "Ich bitte dich, bitte!" Ich schluckte schwer. "Bitte, Xander!"
    Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, zog er den Ärmel seines Shirts hoch und ritzte sich mit einer schnellen Bewegung in den Arm. Sofort tropfte das Blut aus der offenen Wunde. Er presste den Arm auf Sams Mund, und ich drehte benommen den Kopf weg. Mir wurde schwindelig und ein dunkler Schleier legte sich über meine Augen. Dankbar gab ich mich ihm hin.
     
    Als ich erwachte, lag ich in meinem Bett. Hatte ich das alles nur geträumt?
    Abrupt setzte ich mich auf. Nein, ich hatte nicht geträumt. Alles tat mir weh, und ich ließ mich stöhnen wieder zurück in die Kissen fallen, nicht ohne jedoch sofort wieder hochzuschnellen.
    Sam, ich musste zu Sam!
    "Du bist endlich wach." Eine mir wohlbekannte Stimme tönte leise durch das dunkle Zimmer.
    "Xander."
    Lächelnd erhob er sich aus dem Sessel neben meinem Bett.
    "Wie, was ist mit Sam?", fragte ich alarmiert.
    "Es geht ihm den Umständen entsprechend gut."
    "Was heißt das?", fragte ich zaghaft.
    Xander verzog das Gesicht. "Mir geht es übrigens auch gut."
    "Es tut mir leid", murmelte ich.
    "Sam ist bei Bewusstsein, aber er ist noch sehr schwach. Der… Prozess ist sehr schmerzhaft, und ich weiß nicht, ob er schon versteht, was passiert ist."
    "Es… es hat keine andere Lösung gegeben, oder?" Ich wagte es nicht, ihn anzusehen. Was hatte ich ihm angetan? Hatte er das gewollt? Würde er mich jetzt dafür verachten? Für meinen Egoismus.
    "Er wäre gestorben."
    Ich nickte gedankenverloren. Vielleicht hasste er mich tatsächlich dafür. Aber erwartete er von mir wirklich, dass ich einfach dabei zusah, wie er starb? Das war unmöglich. Dann lieber ein Sam, der irgendeine Art von Dasein führte und nie wieder auch nur ein Wort mit mir sprach, als mit dem Gedanken leben zu müssen, ihn für immer verloren zu haben.
    "Du hast diese Entscheidung nicht alleine getroffen, Lily. Mach dir keine Vorwürfe. Nun hat Sam die Wahl."
    Er hatte Recht. Sam konnte sich noch immer entscheiden, er konnte - ich wollte nicht daran denken. "Wo ist er?"
    "In Sicherheit. Gib ihm Zeit, Lily."
    Ich nickte langsam. "Und die anderen?" Ich war mir nicht sicher, ob ich es wirklich wissen wollte.
    "Nach Benjamins… Dahinscheiden haben sich seine Anhänger ziemlich schnell auf und davon gemacht, das heißt, die, die wir nicht erwischt haben. Das Feuer hat die Ranch fast vollständig zerstört. Es hat auf beiden Seiten viele Opfer gegeben."
    "Vanessa?" Ich hatte sie nicht mehr gesehen. Alles, an was ich mich erinnerte, waren die dunklen Gestalten, die im Licht des Feuers miteinander gekämpft hatten. Ich hoffte inständig, dass es ihr gut ging.
    "Sie ist in Ordnung."
    Ich atmete erleichtert auf.
    "Nelly ebenso. Sie ist bei deiner Mom. Onkel Nick hatte kein Glück, Daniel hat es nicht geschafft und zwölf Arbeiter der Farm."
    "Das ist schrecklich."
    Er nickte langsam. "Ohne Sam wäre dort wahrscheinlich

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