Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
Spider, Lamborghini Murcielago LP640, Maserati Gran Turismo …
Weiter und weiter ging die Aufzählung und klang, dachte Cleo, so ähnlich wie eine Deklination lateinischer Substantive – und ebenso verwirrend. Da die Gesamtschule von Winterbrook ihren Schülern Latein nie angeboten hatte, schwirrte Cleo bald der Kopf.
»Aber die müssen ja ein Vermögen wert sein.«
»Ein Lösegeld für einen König«, sagte Mortimer selbstgefällig. »Und ob Sie es glauben oder nicht, es gibt noch immer jede Menge Leute, die sich darum reißen, sie zu kaufen, selbst in diesen frostig grauen Tagen eng geschnallter Gürtel.«
»Tatsächlich? Das überrascht mich. Wer denn?«
»Ach, Prominente aller Arten, meine Liebe. Filmstars, Fernsehschauspieler, Medienleute und Sportler vor allem – und dann natürlich die Neureichen. Lottogewinner, die kaufen, kaufen, kaufen wollen.«
Cleo besah sich erneut die Reihen der Wagen und verstand nun, warum Dylan bei seinen Superschlitten-Auslieferungsreisen bei einer speziellen Sorte von Damen so großen Erfolg hatte. Wenn man sich von den Verlockungen des Reichtums beeindrucken ließ – was auf sie infolge von Not und Neigung allerdings nicht zutraf –, wie könnte man da so einem erotischen, noblen und exklusiven Wagen, gefahren von einem noch erotischeren, nobleren und exklusiveren Chauffeur, widerstehen?
Kein Wunder, dass Dylan eine andere Karriere, die seinen augenfälligen Qualifikationen besser angestanden hätte, diesem Job zuliebe ausgeschlagen hatte – diese Tätigkeit sicherte ihm nicht nur Zugang zu der Sorte Autos, für die sich viele Männer den rechten Arm abhacken lassen würden, sondern bescherte ihm außerdem einen ganzen Schwarm bewundernder, reicher und glamouröser Frauen.
Beneidenswerter Dylan – und überaus beneidenswerte Damen …
Cleo zwang sich, wieder zum Thema zurückzukehren. »Also, und wie funktioniert das? Leute, die viel zu viel Geld und viel zu wenig Zeit haben, kontaktieren Sie und bitten Sie, ein ganz besonders angesagtes Auto aufzutreiben? Und wenn Sie genau das gefunden haben, wonach jemand sucht, schlagen Sie Ihre Spesen und eine Provision drauf und bringen die beiden zusammen?«
»Haargenau!« Mortimer gluckste. »Hätte es selbst nicht treffender formulieren können, meine Liebe. Sie sind ein kluges Mädchen.«
Cleo antwortete mit einem, wie sie hoffte, passenden Lächeln und gab sich größte Mühe, den herablassenden Ton nicht als kränkend aufzufassen. Immerhin war das Mortimers Multimillionärsgeschäft – und sie könnte es sich nicht einmal leisten, hier auch nur ein Lenkrad zu kaufen.
»Ich verstehe mich selbst immer als einen jener Männer«, fuhr Mortimer mit etwas aufgeblasener Miene fort, »ohne die ihr Mädels scheinbar nicht zurechtkommen würdet.«
Ärzte? Zahnärzte? Klempner? Elektriker? Nein, doch wohl nicht etwa … Cleo gab auf und sah Mortimer fragend an.
»Ein Einkaufshelfer für Autos. Wenn Mimi zwei oder dreimal im Jahr ihre Garderobe auffrischt, wäre sie ohne Helfer zum Abholen und Tragen völlig aufgeschmissen – und so würde es Ihnen sicher auch gehen, meine Liebe.«
Äh, ja … Cleo antwortete nicht. Mimis Einkaufsgewohnheiten bei Harrods und Harvey Nicks mochten wohl Einkaufshelfer erfordern. Bei C&A hatte sie noch nie jemanden gesehen, der solche Dienste angeboten hätte.
Als sie merkte, dass sie jeden Moment etwas sagen könnte, das verriete, wie fremd ihr diese Welt war, nahm Cleo wieder ihre höfliche Untertanenhaltung an. »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mich herumzuführen. Es war faszinierend, aber ich glaube wirklich, ich sollte nun in die Küche gehen. Ich möchte Mimi nicht verärgern.«
»Ich ebenso wenig«, sagte Mortimer, als sie den Rückweg antraten, die riesigen Tore zuglitten und er die Schlösser und Riegel wieder sicherte. »Ich liebe diese Frau über alles. Aber es freut mich, dass Ihnen die Autos gefallen haben, meine Liebe. Und ich bin überglücklich, dass ich durch das Interesse, das durch Fernsehsendungen wie Top Gear geweckt wurde, kürzlich Anfragen für einige der neuesten Topmodelle erhalten habe.«
Na großartig, dachte Cleo, Topmodels wie Agyness Deyn auf Bestellung. Das würde Dylan gefallen …
»Der Bugatti Veyron und der Pagani Zonda R sind momentan die heißesten Favoriten. Ich habe jede Menge Spaß bei dem Bemühen, ihrer habhaft zu werden. Schön, also, nochmals vielen Dank für Ihre reizende Gesellschaft – Sie finden ja sicher den Weg zurück
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