Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
Gäste zu bedienen.«
»Ja, okay, einen Moment noch.« Dylan wandte sich wieder zu Cleo. »Fahr fort mit deiner Hypothese.«
»Ich weiß nicht genau, ob das so stimmt, aber, na schön, erinnerst du dich an diese hingekritzelten und verwischten Warnungen auf der Rückseite von Mollys Rezepten, die wir nicht lesen konnten? Was, wenn sie besagten, dass, ja, das Wasser von Lovers Cascade den Wein schnell gären lässt, aber dass, wer ihn herstellt, sich darüber im Klaren sein muss, dass es auch Nebenwirkungen hat? Magische Wirkung?«
»Wie etwa, dass meine Mutter den Tanz der Sieben Schleier aufführen wollte?«
Cleo kicherte. »Ja, so in der Art. Was, wenn Mad Mollys Brillante Gala-Zwetschge genau das bewirkt? Dass jeder, der davon trinkt, sozusagen eine brillante Galavorstellung gibt? Dass man dadurch seine Hemmungen abwirft und das tut – oder es zumindest versucht –, was einem gerade am meisten am Herzen liegt? Dass man, ohne sich vor Kritik zu fürchten, eine Galavorstellung gibt? Dass man Gelegenheit hat, seine geheimsten Sehnsüchte öffentlich auszuleben?«
»Oder das zu tun, worin man am allerbesten und einfach brillant ist?«
Cleo nickte. »Genau.«
Dylan lachte.
»Lach nicht«, sagte Cleo schnell. »Es ergibt alles einen Sinn. Warum lachst du?«
»Weil ich, nach nur einem Schluck, mit großer Sicherheit kurz davor stand, ähm, dir ein unanständiges Angebot zu machen – wenn Zeit und Ort es erlaubt hätten –, von deiner eingefleischten Aversion gegen Angehörige der Oberschicht ganz zu schweigen. Aber«, er sah sie an, »in aller Bescheidenheit habe ich mir sagen lassen, dass ich, ähm, gerade darin außerordentlich gut bin, und du kannst unglaublich gute Kuchen backen, und meine Mutter war scheinbar die Isadora Duncan der Rock-Groupie-Szene.«
Sie starrten einander an.
»Und wir wollten nur tun, äh, worin wir am besten sind, weil wir nur einen kleinen Schluck genommen haben. Aber die anderen haben die Becher ganz geleert … Und dann«, sagte Cleo langsam, »nachdem der Wein getrunken war und sich durch den Blutkreislauf hat arbeiten können und die brillante Galanummer aufgeführt wurde, lässt die Wirkung wieder nach und schwindet zusammen mit einem Großteil der Erinnerung an das, was geschehen ist. Alles erscheint ein wenig verschwommen, wie nach einem Traum. Also benehmen sich die Leute ein bisschen verrückt und leben für ein Weilchen vergnügt ihre Fantasien aus, aber wie es für einen Morgen danach immer ganz typisch ist, erinnert man sich an manches, aber nicht an alles, was man getan hat.«
Dylan lachte. »Fantastisch! Hab ich dir nicht gesagt, Lovers Cascade ist eine verwunschene Quelle? Schlaue alte Mad Molly. Und, was steht als Nächstes auf der Weinkarte?«
»Oh nein. Ich denke, wir sollten lieber nicht, falls …«
»Natürlich sollten wir«, beharrte Dylan. »Was schadet es denn? Die Wirkung ist kurzlebig, alle haben einen Riesenspaß, und wenn es vorbei ist, bleibt keine Verlegenheit zurück. Alle haben sich prächtig amüsiert. Dadurch wird das hier doch das beste Erntefest aller Zeiten.«
»Dylan!«, röhrte Mortimer. »Ich muss den Braten anschneiden und habe hier Apple Pie und vegetarische Pastete servierfertig!«
»Er sieht sich zu viele amerikanische Kochsendungen im Fernsehen an«, meinte Dylan grinsend. »Okay, Mort! Bin schon unterwegs!« Er sah zu Cleo hinüber. »Aber erst holen wir den Wein für die nächste Runde. Was ist jetzt denn dran? Brombeer-Skandal?«
»Ja, aber …«
»Keine Sorge. Was kann Brombeer-Skandal denn schon Schlimmes bewirken? Peinliche Blähungen? Reihenweises Erzählen unanständiger Witze?«
»Ach je, das wollen wir aber nicht hoffen.«
Dylan zuckte die Schultern. »Wenn es beim Brombeer-Skandal so ähnlich läuft wie bei der Brillanten Gala-Zwetschge, wird es ja nur vorübergehend sein, was auch immer geschieht. Und währenddessen lachen wir alle, weil wir es lustig finden, und danach sind wir vielleicht ein klein wenig verlegen, dass wir öffentlich so viele Hemmungen haben fallen lassen – denn es gibt ja kein verklemmteres Volk als die Briten –, und dann, ebenso schnell wie die Wirkung des Weins einsetzt, wird sie auch wieder nachlassen und alle Peinlichkeit wird allmählich abflauen.«
»Ja, okay – aber sollen wir es darauf denn überhaupt ankommen lassen? Wir dürfen doch nicht mit anderen Menschen herumexperimentieren. Ich finde das nicht richtig …«
»Cleo, wie fühlst du dich denn jetzt? Nachdem du den Wein
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