Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
fast vollen Becher in der Hand. »Hab ich was verpasst?«
»Weiß nicht so ganz …« Cleo runzelte die Stirn. »Ich erinnere mich dunkel … Nein, es ist weg. Warte mal, gleich fällt’s mir wieder ein. Ach, ja … nein, das kann doch wohl nicht sein? Wie merkwürdig – ich wollte nach Hause und einen Kuchen backen. Weiß der Himmel, warum.«
»Und ich bin mir ziemlich sicher, ich wollte …« Dylan grinste. »Nein, ist wohl keine so gute Idee, dir das zu erzählen. Aber waren nicht alle … irgendwie … na ja, ein bisschen übergeschnappt?«
Cleo nickte bedächtig. So war es gewesen. Obwohl es kaum vorstellbar war, wenn man sich jetzt alle so ansah, wie sie wieder auf den Heuballen saßen, mit den Füßen im Takt der Musik wippten und sich mit vollen Händen von den vorbeiwandernden Tabletts etwas zu essen nahmen und dabei ganz normal aussahen.
War es denn möglich, dass die Brillante Gala-Zwetschge eine plötzliche Bewusstseinsveränderung bewirkte? Dass sie für eine kurze Zeitspanne alle Hemmungen aufhob und – aber was dann?
»Hört mal!«, rief Mimi gebieterisch, als sie mit einem Sortiment Pickles auf zwei Serviertellern an ihnen vorbeirauschte. »Hat jemand meine Weste gesehen? Ich muss sie irgendwie verlegt haben.« Ihr Blick wurde weicher. »Dylan! Liebling! Wann bist du zurückgekommen?«
»Vorhin. Vor ein paar Minuten, glaube ich, oder vielleicht ist es auch schon etwas länger her. Ich habe wohl jegliches Zeitgefühl verloren, aber du wusstest schon, dass ich hier bin. Ich habe mit dir gesprochen, als ich angekommen bin.«
Mimi runzelte die Stirn. »Ach ja? Wie merkwürdig … Ich kann mich wohl nicht mehr daran erinnern. Ich erinnere mich an – nein, jetzt ist es weg. Sind wohl erste Anzeichen von Altersdemenz.«
Dylan lachte. »Das bezweifle ich doch. Aber ich habe Hallo gesagt, als ich angekommen bin.«
»Das hast du bestimmt, und natürlich freue ich mich, dass du hier bist, aber da du eben erst gekommen bist, hast du einen echten Gaumenschmaus verpasst, Liebling. Cleo hat ihren Zwetschgenwein entkorkt. Er war köstlich. In der Tat müssen wir unbedingt noch mehr davon haben. Cleo, gehen Sie doch presto, prestissimo noch weitere Flaschen holen.«
Cleo und Dylan wechselten vielsagende Blicke.
»Äh, ja, okay.« Cleo nickte. »Und, ähm, Mimi, als Sie den Wein getrunken hatten, war Ihnen da, tja, irgendwie merkwürdig zu Mute?«
»Also wissen Sie«, Mimi kicherte, »ich glaube, er ist mir ganz schön zu Kopf gestiegen. Mir scheint, ich war leicht angesäuselt davon. Ich erinnere mich vage, dass mich der Wunsch überkam wild zu tanzen, so wie in meiner Jugend. In der Tat, wenn ich es mir recht überlege, habe ich das wohl auch tatsächlich getan. Ja! Meine Fantasie ist mit mir durchgegangen, war es nicht so? Ach du liebe Güte, sagen Sie bitte, ich war doch hoffentlich nicht allzu, ähm, zügellos? Habe ich sehr ausgeflippt getanzt?«
»Ähm, nein, eigentlich nicht. Sie haben sich zumindest nicht ausgeflippter benommen als alle anderen«, antwortete Cleo diplomatisch. »Sie waren wirklich gut.«
Mimi schwoll vor Stolz. »War ich das? Dann habe ich meine Kleider also Gott sei Dank wohl anbehalten. Wenn ich in meiner Jugend zu Rockfestivals gegangen bin, habe ich alle Hüllen fallen und mich einfach gehen lassen. Ach, ich war der Star der Arena in jenen Tagen … Isle of Wight, Reading, Glastonbury. Die Leute haben immer gesagt, sie hätten noch nie etwas so Ungezwungenes gesehen wie mein Tanzen. Glückliche Zeiten waren das, ihr Lieben, glückliche Zeiten.«
Als Cleo sie wieder zu den Heuballen entschweben sah, packte sie Dylan am Arm. »Das ist es!«
»Was ist was?«
»Die Brillante Gala-Zwetschge. Es ist doch Magie!«
»Magie?« Dylan runzelte die Stirn. »Du warst doch diejenige, die über Snotlinge gespottet hat.«
»Vergiss die Snotlinge. Es ist richtige Magie. Mad Mollys echte Magie. Nein, ich weiß schon, jetzt glaubst du, ich wäre genauso verrückt, wie sie es war, aber denk das doch mal eben zu Ende. Wir haben das Wasser von Lovers Cascade verwendet, das – entweder auf chemische oder magische Weise – den Wein innerhalb bemerkenswert kurzer Zeit gären lässt und trinkbar macht, richtig?«
»Richtig, aber …«
»Dylan!« Mortimer winkte ihn vom anderen Ende des Tisches herbei. »Hör auf, das hübscheste Mädchen am Platz zu beschwatzen – nach deiner Mutter, versteht sich –, komm her und schnapp dir diese Platte mit Apple Pie! Es ist deine Pflicht, unsere
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