Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
entführt worden. Ich war halb von Sinnen vor Angst.«
»Entschuldigen Sie, wir hätten daran denken sollen, dass Sie sich Sorgen machen.« Zeb streckte die Hand aus. »Schön, Sie zu sehen, Mrs Reynolds.«
»Gleichfalls, mein Lieber«, säuselte Amy. »Was für nette Manieren! Sind Sie ein Freund von Elvi?«
»Komische Haare hat er. Vorne viel zu lang und dann ganz stachelig«, knurrte Ron und beendete seinen Streitmonolog. »Sieht verdammt aus wie ein Igel.«
»Dad!« Elvi schämte sich schrecklich.
»Immer schön die Wahrheit sagen, das ist mein Motto. Wo warst du denn? Und was habt ihr beide angestellt, hä?«
»Gar nichts!« Elvi wurde rot. »Tja, nur geredet und so. Was in aller Welt geht hier vor? Warum schreien sich alle gegenseitig an? Und wie viel hast du schon getrunken?«
»Die ersten zwei Antworten weiß ich nicht, aber die dritte lautet: nur zwei Gläser Wein.« Ron nickte zufrieden. »Wunderbarer Wein. Aber ein paar Tausender für eine Flasche Wein sind für Leute wie die Pashley-Royles natürlich nur Kleingeld.«
Elvi schloss ihre Finger um Zebs Hand. »Mum, Dad, das ist Zeb. Und ja, er ist mein Freund.«
»Der kleine Zeb!«, rief Amy begeistert. »Ja natürlich! Du kamst mir doch gleich so bekannt vor. Also das ist ja ein Ding! Bist du aber groß geworden!«
»Das will ich hoffen, Mrs Reynolds«, antwortete Zeb mit einem Lächeln. »Ich muss etwa drei Jahre alt gewesen sein, als Sie mich zuletzt gesehen haben.«
»Aber ich wusste gar nicht, dass ihr euch kennt«, sagte Amy verwundert. »Elvi, du hast den kleinen Zeb Pashley-Royle mir gegenüber nie erwähnt, oder?«
Klein kann man wohl kaum sagen, dachte Elvi mit einem Kichern. »Äh, nein, aber wir haben uns auch vor Kurzem erst kennengelernt.«
»Pashley-Royle?« Ron blies plötzlich seine Backen auf. »Einer von den Pashley-Royles? Einer von diesen Pashley-Royles hier aus Lovelady Hall?«
Elvi wand sich innerlich. Oh nein …!
»Der Sohn von Mimi und Mortimer, ja.« Zeb streckte erneut seine Hand aus. »Ich habe mich schon darauf gefreut, Sie kennenzulernen, Mr Reynolds.«
»Dad!«, zischte Elvi. »Gib Zeb die Hand!«
Ron Reynolds runzelte die Stirn, während er auf die Füße kam. »Das hatte ich vor. Ich bin gut erzogen, weißt du.«
Elvi hielt die Luft an, als sich die beiden ganz kurz die Hände schüttelten.
»So.« Ron setzte sich wieder und sah zu Zeb hinauf. »Du bist also Elvis Freund? Und du weißt also Bescheid über ihren sozialen Hintergrund? Und du findest, dass sie eine ebenbürtige Freundin für dich ist?«
»Absolut«, erwiderte Zeb tapfer. »Ich finde, Elvi ist schön und klug, und ich bin noch nie jemandem wie ihr begegnet. Mr Reynolds, Sie und Mrs Reynolds sind offenbar großartige Eltern.«
Elvi schmunzelte. Eins zu null für Zeb.
»So, ja nun, wir haben unser Bestes gegeben«, sagte Ron eilig. »Aber glaub nur nicht, dass du mich einseifen kannst, Bürschchen. Ich war auch einmal jung, weißt du. Ich weiß genau, was Kerle in deinem Alter wollen. Und ich wohne schon mein ganzes Leben lang hier. Ich weiß, was zwischen reichen Jungs und den Dorfmädchen so läuft.«
»Tatsächlich?« Zeb lächelte unbeirrt weiter. »Ich höre zu gern Geschichten aus, ähm, der guten alten Zeit. Äh, damit will ich natürlich nicht sagen, dass Sie alt wären. Ich meine, Sie dürften etwa im gleichen Alter sein wie meine Mutter, und die ist, ähm, eigentlich noch recht jung …«
Aua, dachte Elvi. Dickes Fettnäpfchen. Schnell das Thema wechseln!
»Ach, nun, euch Kindern kommen wir alle alt vor. Aber wesentlicher ist, dass wir aus dem Wohnwagen kommen und du aus dem Herrenhaus«, fuhr Ron fort. »Klingelt da nicht vielleicht was bei dir?«
»Nur dass gute Eltern überall prächtige Kinder hervorbringen.«
Zwei zu null für Zeb. Elvi grinste.
Amy lächelte beglückt. »Also ich finde es herrlich. Ihr seid doch ein hübsches kleines Paar.«
Elvi hätte ihr um den Hals fallen können. »Danke, Mum.«
»Ein Paar?«, schnaubte Ron. »Sie sind kein Paar! Sie sind doch noch Kinder! Also, kleiner Zeb, du meinst also, Elvi würde deine Freundin werden, wie?«
Zeb schüttelte den Kopf. »Nein.«
Was? Elvi hielt den Atem an.
»Sie ist bereits meine Freundin. Aber sie ist noch sehr viel mehr als das«, fuhr Zeb fort. »Ich liebe sie, Mr Reynolds.«
Für einen Moment herrschte Stille.
»Liebe?«, röhrte Ron. »Red doch nicht solchen Quatsch! Lust meinst du wohl, Bürschchen, Begierde! Und es ist mir scheißegal, wer deine
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