Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
streng. Ich war damals selbst eine verkappte Rote, weißt du. Und bereits dabei, gegen mein behütetes Elternhaus zu rebellieren. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Spaß wir hatten, Ronnie und ich, wenn wir auf einer abgeschiedenen Lichtung in Lovers Spinney den Sturz der Aristokratie planten, während die Sonne heiß auf unsere nackten und befriedigten Körper brannte.«
Zeb stöhnte.
»Liebling! Reiß dich zusammen. Weißt du, ihr jungen Leute habt doch den Sex nicht neu erfunden. Wie auch immer, es gibt viel zu tun. Es war reizend, mit euch zu plaudern, ich wandle so gern ab und zu auf der Straße der Erinnerungen. Und du«, sie lächelte Elvi an, »musst wirklich bald mal zum Essen kommen. Wie wunderbar – mein Zeb und die Kleine von sexy Ron Reynolds. Wirklich wunderbar!«
Noch immer lächelnd schwebte Mimi davon.
Elvi schüttelte den Kopf. Das alles überstieg ihr Fassungsvermögen. »Kein Wort mehr!« Sie sah ihren Vater an. »Bitte. Noch mehr krasse Enthüllungen ertrage ich nicht!«
Ron schob seinen Teller zur Seite. »Das ändert aber nichts daran …«
»Oh doch«, sagte Elvi heftig. »Das ändert alles. Du hast Zeb Vorhaltungen gemacht über reiche Jungs, die arme Mädchen verführen, dabei hast du … du selbst es andersrum gemacht. Du warst Mimis bäurischer Liebhaber!«
»So war das nicht. Wir waren jung«, sagte Ron. »Noch halbe Kinder. Alle Kinder gehörten zusammen. Das ist mehr als dreißig Jahre her. Und sie war ein wildes Ding. Ein echt heißer Feger.«
»Entschuldigen Sie mal, Mr Reynolds«, sagte Zeb ruhig, »aber Sie sprechen von meiner Mutter!«
»Genau.« Ron nickte. »Ihre Mutter und ich hatten ein bisschen was miteinander am Laufen. Es hat Spaß gemacht und keinem geschadet, aber es hat nicht gehalten, weil wir zu verschieden waren und viel zu jung. Aus genau denselben Gründen wird das mit dir und Elvi nicht halten. Nur hatte ich damals nichts zu verlieren, während unsere Elvi alles zu verlieren hat. Ihre Ausbildung, ihre Chancen, ihre Zukunft … Nein, tut mir leid, aber das kann ich nicht erlauben.«
»Du kannst, und du wirst!«, fauchte Elvi. »Und wenn ich schwanger werde, so wie Mum, dann ist es eben Pech. Das geschähe dir gerade recht, weil du so ein doppelzüngiger Lügner warst. Du und deine linken Parolen. Alle Macht den Arbeitern! Proletarier aller Länder vereinigt euch! Erhebt euch, und nieder mit der Aristokratie! Nichts anderes habe ich je von dir gehört. Mein Leben lang. Und jetzt kommt raus, dass alles nur Mumpitz war, Dad, und das weißt du verdammt genau!«
Und Zebs Hand noch immer fest umklammert wandte sich Elvi wütend von den Heuballen ab, damit niemand ihre Tränen sah.
Zeb strich sich die Stirnfransen aus den Augen. »Ich glaube, ich sollte nun wirklich ein Tablett mit Essen herumgehen lassen. Und vielleicht wäre es besser, wenn wir nicht weiter über diese Sache reden. Ich möchte nicht, dass Elvi sich aufregt. Schwamm drüber, Mr Reynolds?«
»Ist mir recht.« Ron nickte.
»Aber was ich noch immer nicht verstehe«, sagte Amy in klagendem Tonfall, »ist, warum wir all diese Geschichten jetzt hervorgekramt haben. Okay, jeder hat irgendwelche Leichen im Schrank, aber warum kommen sie heute Nacht alle auf einmal herausgetorkelt? Was in aller Welt ist hier los?«
18. Kapitel
Die Szenerie im Hof war mit einem Schlag völlig verändert, fast so, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, dachte Cleo. Im einen Moment hatten die Besucher des Erntefests einander rückhaltlos ihr Innerstes offenbart, und im nächsten waren sämtliche Meinungsverschiedenheiten vergessen, und alle aßen und plauderten wieder fröhlich.
Brombeer-Skandal, Mad Mollys rustikales Wahrheitsserum, hatte seinen Zauber gewirkt, und nun war ebenso schnell wieder Normalität eingekehrt – oder was in Lovers Knot so als Normalität durchging.
Und was war geschehen, nachdem sie selbst einen Schluck Brombeer-Skandal getrunken hatte? Welche Geheimnisse hatte sie enthüllt? Sie runzelte die Stirn. Nö – sie konnte sich an kaum etwas erinnern. Ganz vage war ihr, als hätte sie irgendetwas gesagt, das sie vielleicht lieber nicht hätte aussprechen sollen, aber, nein, es war wie weggeblasen.
Sie zuckte die Schultern. War wahrscheinlich nicht so wichtig.
Doch wie seltsam, dachte sie, dass sie nun – nach nur zwei kleinen Schlucken außerordentlich starken Weines – ganz erstaunlich klar im Kopf war, auch wenn sie sich an die Geschehnisse nach dem Brombeer-Skandal nicht mehr
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