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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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nicht lange
warten.“ Amber war kaum zu verstehen, so atemlos und leise redete sie. „Wenn er
geht, wird Thijs Gwaedja töten, da bin ich sicher.“ Sie rutschte auf dem Giebel
herum, ein Dachziegel bewegte sich plötzlich, klapperte und rutschte herunter,
doch Svija erwischte ihn im letzten Moment mit dem linken Fuß und steckte den
Ziegel in den Kamin.
    „Ich dachte, Gwaedja
liegt ihm am Herzen.“ Svija hörte Schritte in den Gassen unter ihr, eine
Handvoll schwarzgekleideter Jäger kam auf den Platz, kam vor dem Podest zu
stehen und senkten den Kopf vor Kastja.
    „Wir wissen doch, wie
Kastja ist. Ihm liegt niemand am Herzen.“ Es war eigenartig still auf dem Hof
und auf den Straßen dahinter, als hätte sich die Schlacht schon jetzt
entschieden. Kastja trat sich nervös von einem Fuß auf den anderen, sein
Schwert klopfte immer wieder nieder gegen das morsche Holz.
    „Wenn er nicht kommt …“ Svija
legte Amber die Hand auf den Mund, damit sie nicht weiter sprach. Es waren
weitere Schritte zu hören, leise Stimmen, langsam kamen die Schatten auf den
Platz gehuscht. Drei Männer in weißen Mänteln und dazwischen eine Frau, die mit
erhobenem Haupt Kastja entgegenlief. Amber zog sich Svijas Hand vom Mund, ihre
Lippen bewegten sich, doch ihre Worte verloren sich in Thijs‘ lautem Lachen.
„Da stehst du also und wartest, während deine Männer sterben. Ein König, der nichts
tut als warten.“
    Er blieb vor den Stufen
des Podests stehen und sah zu Kastja hinauf.
    „Worauf wartest du? Ich
will nicht reden und eine Versöhnung steht mir erst recht nicht im Sinn. Bring
Gwaedja auf das Podest herauf und wir bringen die Sache zu Ende.“
    Amber griff nach Svijas
Hand. Sie war kalt und fühlte sich fremd an.
    Er macht es wirklich, er
lässt Gwaedja sterben, schoss es Svija durch den Kopf und ihr Herz überschlug
sich fast, so schnell klopfte es. Vielleicht ging alles viel schneller, als sie
alle gedacht hatten.
    „Wie ich sehe, hast du
dich entschieden.“ Erst jetzt lief Thijs die Stufen zum Podest empot. Gwaedja
zog er an den Händen hinter sich her. „Ich hoffe, du hast die richtige
Entscheidung getroffen.“
    „Was richtig ist und was
nicht liegt im Auge des Betrachters.“
    „Weise Worte von einem
dummen Mann.“ Thijs lachte immerzu, meckernd und falsch. Nur ein paar Schritte
standen Vater und Sohn voneinander entfernt, jeder am einen Ende des Podests.
Langsam schälten sich ein paar Gestalten aus der Dunkelheit, schwarzgekleidete
und Weiße. Einer der Jäger zog das Schwert, doch Kastja hob die Hand und
schüttelte den Kopf. „Nicht jetzt, später. Heute werden wir noch lang genug
kämpfen.“
    Thijs kicherte. „Glaubst
du wirklich? Ich nicht. Sieh dir doch an, wie viele Jäger tot in den Gassen
liegen.“ Ein Weißer klatschte in die Hände, unruhig regten sich die Jäger in
der Dunkelheit.
    „Warum tust du das
alles? Der Krieg, die Hinrichtung, deine bitteren Worte.“ Kastja drehte sich im
Kreis und schaute sich um. „Alles nur, weil ich mit dir nicht geredet habe?“
    Thijs kam näher auf ihn
zu, währen Gwaedja still am hinteren Ende des Podests verweilte. „Du verstehst
nichts, nichts!“ Er spuckte auf den Boden, weißer Schaum tropfte ihm vom Kinn. „Ich hasse deine Art, die
Selbstverständlichkeit, mit der du mordest, dein Hass auf ein Volk, das du doch
gar nicht kennst, deine Dummheit, deine begrenzte, beschränkte Wut.“ Thijs
streckte den Arm aus, doch sah er Kastja kein einziges Mal in die Augen. „Gib
das Schwert her.“
    „Ich befürchte, ich kann
nicht anders. Oder was blüht mir, wenn ich deinen Befehl nicht befolge?“ Ohne
auf eine Antwort zu warten, schleuderte Kastja seine Waffe Thijs zu Füßen und
zeigte die Innenseiten seines Mantels. „Das ist alles, du kannst mich töten wenn
du willst.“
    „Die Wahl lasse ich noch
immer dir.“ Thijs trat das Schwert vom Podest herunter, wo es klirrend
verschwand. „Lass uns nicht wie alte Weiber reden, jedes Wort wäre zu viel,
findest du nicht? Soll Gwaedja leben oder nicht, soll sie sterben oder nicht?“
    Amber weinte, ganz
leise, dicke Tränen tropften ihr von der Nasenspitze. So sinnlos war der Krieg,
so sinnlos all die Tode, die gestorben worden waren, für nichts, für niemanden.
    „Glaubst du denn
wirklich, dass du das Richtige tust?“, flüsterte Kastja, er klang erstaunlich
ernst. „Man kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, indem man sie mit
Rache zu töten versucht. Rache ist so viel schmerzhafter, als

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