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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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Köpfe, aber ihre Schwerter fassten sie nicht an.
    „Zwei oder drei Tage,
nicht länger.“
    Kastja sprang auf und lief
die Treppen des Podests hinunter. Er sagte nichts mehr, als er durch die Menge
lief, niemand hielt ihn auf, den schwarzen Punkt im weißen Farbenmeer.
    Thijs sah ihm schweigend
hinterher. Kastja verschwand, ohne ein einziges Wort.
    „Er geht nach
Skopenvang.“ Wenn man Gwaedja in die Augen sah, erkannte man, dass sie
trauerte. „Er will kämpfen, so lang es geht. Und seinen Nachfolger bestimmen,
denn das Letzte was er will, ist in dem Glauben zu sterben, alleine zu sein,
alleine und unnütz.“
    Gwaedja erhob sich, ihr
Kleid flatterte im Wind. „Ich werde ihm folgen, mit einigem Abstand. Weil ich
der Menschenkönigin gegenübertreten will. Um nach Frieden zu bitten. Und
vielleicht auch wegen Kastja.“
    Amber ergriff Svija an
der Hand. „Wir kommen mit.“ Sie sah Svija fest in die Augen. „Ein letzter,
langer Weg, dann haben wir es geschafft.“
    Der Sommerwald. Svija
hatte ihn kein einziges Mal vergessen, selbst nicht vorhin, auf dem Dach. Sie
nickte, obwohl es ihr schwer fiel. So gerne würde sie einfach nur in Ruhe
gelassen werden, unterm Dach sitzen und lesen, wie damals. „Lass uns gehen“,
presste sie hervor und hob vom Dachgiebel ab.

 
 
 
             „Wasser!“, keuchte Amber und sah auf ihre Füße hinab. Sie
standen in einem düsteren Tunnel, der zu den Stollen von Glinx führte. „Da
hinten wird es immer tiefer, überall Wasser!“
    Svija wagte sich mit den
Füßen herein. Das Wasser drang in ihre Stiefel, eiskalt war es. „Was ist nur
passiert?“ Gwaedja keuchte, als sie sich weiter ins Wasser hineinwagte. Sie
legte sich auf den Rücken und ruderte mit den Armen, als bade sie in einem See.
„Stellt euch vor, es ist Sommer und es ist warm, dann hält man es aus.“
    Svija und Amber rannten
gemeinsam voraus, ihre Schritte wurden schwerer, je weiter sie kamen. Sie
hatten oft einmal im Bach hinter der Hütte im Sommerwald geplantscht und
irgendwann hatten ihnen Wulf und Fuks das Schwimmen beigebracht.
    „Hoffentlich ist nichts
Schlimmes passiert“, ächzte Svija und prompt verschluckte sie eine Menge
Wasser.
    Gwaedja schrie
erschrocken auf und kam mit dem Gesicht unter Wasser. „Dort hinten …“ Als sie
auftauchte und sich die nassen Haare aus dem Gesicht strich, zeigte sie zur
Biegung im Gang. Ein lebloser Körper klebte an der Wand, seine Arme hatte er
weit ausgebreitet.
    „Vielleicht haben die
Jäger angegriffen.“
    „Mit Wasser?“ Svija
konnte kaum sprechen, so sehr fürchtete sie sich vor dem, was sie gleich im
Stollen sehen mochte. Wenn Linus nicht auf sie wartete, wenn er nirgendwo war …
Sie schloss den Mund und schwamm weiter, so schnell sie konnte. Die Kälte
machte sie beinahe verrückt, ihre Kleider wurden schwer und wollten sie
herunterziehen.
    Irgendwann war das
Wasser so hoch, dass sie manchmal den Kopf einziehen musste, weil die Decke so
nah über ihnen war. Trümmer kamen ihnen entgegen und ab und zu auch starre
Leichen, die sie nicht genauer ansahen.
    „Wir sind da!“ Gwaedja
lachte und hustete im selben Moment.
    Das letzte Stück
brachten sie mit schweren Beinen hinter sich. Zitternd ergriffen sie
verschiedene Leitern und kletterten hinauf. Niemand sonst war im Wasser oder in
den Tunnelöffnungen zu sehen, alles war still.
      „Ich verstehe nicht, wie das geschehen
konnte.“ Gwaedja schaute sich um, die Leiter knackte bedrohlich unter ihrer
Last.
    „Ich habe Linus gesagt,
dass er warten soll, ich hab es gesagt …“ Svija stotterte, ob vor Angst oder
Kälte wusste sie selbst nicht.
    Ein blasses Gesicht
erschien über ihnen, in einem großen, runden Loch. „Ich dachte schon, ihr kommt
nicht mehr.“
    Svija ließ die Leiter
los und flog zu Linus empor, der sie in den Tunnel zog und sie fest an sich
drückte. Dann schaute Linus über ihre Schulter, zu Amber und Gwaedja.
    „Die Jäger sind besiegt,
die Weißen haben die Burg besetzt.“ Gwaedja presste sich atemlos an ihnen
vorbei und tastete sich den Gang entlang.
    Einer nach dem anderen
schlüpfte in das Loch am Ende des Ganges und zusammen, auf Knien und Händen,
machten sie sich auf nach Skopenvang.

 
 
 

 
 
 
 
 
 
    TEIL IV
    VIER ZIELE

 
 

 
    RUBENS
    und die Armee der Geister

 
 
    „Er ruft die Geister
schon seit Tagen, aber ich seh‘ immer noch keinen.“ Der Schiffsjunge spuckte
ins Meer und rümpfte die Nase. „Wenn ich’s nicht besser

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