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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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wieder erkannte.
„Du bist so schwach, dass du nicht ohne die Unterstützung deiner Leute
auskommst.“
    Und auf einmal kamen sie, die Schläge, die
den Kampf entschieden.
    Linus stolperte zurück, hob die Waffe,
hätte am liebsten aufgegeben, einfach so, doch dann war es schon vorbei. Mit
einem einzigen Hieb wurde ihm das Schwert aus den Händen geschleudert und
landete irgendwo hinter ihm, im Schnee.
    „Fällt euch nicht auf“, dröhnte Joona und
klopfet sich wie ein Affe auf die Brust „wie oft er schon gegen mich verloren
hat? Ich frage mich, ob es an der Zeit ist, dass er die Krone abgeben soll. Und
wisst ihr was? Ich glaube, er hat zu oft verloren, als dass er das Recht
besitzt, die Krone abzulegen. Nun ist es an mir, der Sache ein Ende zu setzen,
nicht wahr? Nun ist es an mir, ihm die Krone abzunehmen.“
    „Was soll das heißen?“, schrie Orvill und
kämpfte sich nach vorn. Die Antwort folgte rasch auf Orvills Frage. Joonas
Schwert sauste hinab, Linus warf sich zur Seite, bevor die Spitze ihn traf.
„Ich kenne dein Geheimnis, Linus, und daher weiß ich genauso gut wie du, dass
du es nicht verdient hast, König zu sein.“
    Linus hatte keine Zeit überrascht zu sein,
denn nun stürzte sich Joona auf ihn. Eine Faust traf ihn im Gesicht, er spürte
das Schwert an seiner Seite.
    „Das ist gegen die Regeln“, brüllte Orvill,
zerrte Joona zurück und schmiss ihn in den Schnee. „Schwerter, Fäuste, was
kommt noch?“
    Joona sprang auf, fasste Orvill am Kragen
und knurrte: „Das wirst du schon sehen, glaub mir. Warte nur ein bisschen.“
    Und da endlich wusste Linus, dass er rennen
musste. Seine Knie waren so wacklig und so schwach, dass er fast nicht auf die
Beine kam, doch als er dann zu rennen anfing, einfach nur rannte und nicht nach
hinten schaute, da wurde er immer schneller und bald schon hatte er die
Lichtung hinter sich gelassen. Die ersten Äste streiften ihn an den Schultern,
Schnee fiel ihm abermals ins Gesicht und verwischte das Bild vor seinen Augen.
Aber langsamer, langsamer wurde er nicht.
    „Was ist?“, schrie Joona. „Rennst du etwa
weg? Weißt du denn nicht, dass Könige nicht fortlaufen? Weißt du nicht, dass
Könige kämpfen und ihren Feinden in die Augen schauen?“
    Seine Stimme war so nah, nur ein paar
Schritte war er entfernt.
    „Hast du Angst, Linus, rennst du deshalb
fort?“
    Kaltes Wasser rann in seine Stiefel, machte
seine Füße taub, doch selbst das ließ ihn nicht langsamer werden. Die Angst,
die an seinen Fersen klebte, trieb ihn Atemzug um Atemzug ein bisschen weiter
nach vorn.
    „Bleib stehen, wenn du mutig bist!“ Joonas
Geschrei war allzu gut zu verstehen, seine Schritte waren allzu nah. „Bleib
stehen, wenn du mir beweisen willst, dass du tatsächlich ein Mensch bist und
keine Mondschwinge!“
    Linus schlingerte, wäre fast gestolpert,
dann aber fing er sich und sauste weiter an den Bäumen vorbei. Nicht weit von
hier war ein Rauschen zu hören, ein lautes Plätschern. Wenn Linus nur ein
bisschen nachgedacht hätte, dann wäre er nun nach links oder rechts gerannt,
nur nicht nach vorne. Als er dann aber die letzten Bäume hinter sich ließ, das
letzte schützende Etwas, war es bereits zu spät. Er stoppte im letzten Moment.
    Weit unter ihm kräuselten sich Wellen, an
der Felswand gegenüber stürzte sich ein Wasserfall in die Tiefe.
    „Ein wirklich fürchterlicher Ausweg,
findest du nicht?“ Joona trat hervor und schlich sich vorsichtig näher an Linus
heran. Hinter ihm tauchten Gesichter zwischen den kahlen Ästen auf, Augen
starrten herüber.
      „Geradewegs dem Bernsteinsee entgegen.“
    Einige heisere Gluckser krochen aus dem
Wald, doch ansonsten hörte man nur den Wasserfall in Linus’ Rücken.      
    „Warum tust du das?“, keuchte Linus, obwohl
er es doch schon wusste. Prompt ging ihm auf, dass die Frage vor all den vielen
wackligen Augenpaaren die falsche war.
    Joona kam näher auf ihn zu „Hab ich das
nicht schon oft genug gesagt? Ich kenne dein Geheimnis.“ Nun war er so nah an
Linus, dass er seinen kalten Atem auf der Nase spürte. „Ich weiß es“, flüsterte
der König. „Ich weiß, dass du eine Mondschwinge bist. Ich habe dich schon vor
ein paar Wochen gesehen, weißt du das? Ich bin dir hinterhergeschlichen, denn
es ist gemeinhin nicht üblich sich nachts hinauszuschleichen. Ich hab dich
fliegen sehen, draußen im Wald. Zwischen den Bäumen. Ich hab’ s fast gewusst,
glaub ich, ich hab’ s irgendwie gespürt. Meine Eltern

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