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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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befürchteten, dass man
uns verbannen würde, wenn sie die Nachricht ausplauderten, schließlich ist doch
dein Vater, der Geschichtenerzähler, ein gutbehüteter Schatz des Frostfürsten.
Darum, Linus, darum tu ich all das hier. Weil eine Mondschwinge nichts unter
Menschen verloren hat.“
    All das sprach er so leise, dass selbst
Linus ihn fast nicht verstand. Sein Herz schlug ganz schnell, pochte und pochte
und fast vertrieb es die fürchterliche Gewissheit, dass sein Geheimnis
aufgeflogen war.
    „Ich will, dass dich mehr fliegen sehen.
Viel mehr, Linus.“ Joona steckte das Schwert in den Gürtel, doch seine Hand
blieb auf dem Griff, war bereit die Waffe jeden Moment wieder hervorzuziehen.
    „Wie willst du das anstellen?“ Linus wollte
verächtlich klingen, stattdessen war die Furcht so schrecklich deutlich in
seiner Stimme zu hören.
    „Wie?“ Joona lachte. „Das fragst du noch?“
    Er stieß seinen Gegner von sich, das
schadenfrohe Lächeln im Gesicht. verschwand nicht aus seinem Gesicht. Ganz kurz
nur ruderte Linus mit den Armen, bevor er das Gleichgewicht verlor und fiel.
     
      

 
 
    TOIVA
    und der Sommerwald

 
    Hinter der Tür ertönten Schritte, schwer
und gleichmäßig wie fette Regentropfen. Toiva räusperte sich, sah an sich hinab
und zupfte sich den grünen Mantel zurecht . Jetzt, da
sie hier stand, wusste sie nicht mehr, warum sie gekommen war. Sie hatte so
viel Wichtigeres zu tun, so viel stand auf dem Spiel, während sie unnötige
Umwege ging.
    „Wer seid Ihr und was wollt Ihr?“, wollte
eine Stimme hinter der Tür wissen.
    „Mein Name ist Toiva“, antwortete Toiva.
„Und ich habe angeklopft, um einzutreten, wie man das gemeinhin so tut.“
    „Toiva“, echote die Stimme. „Wer Toiva? Die
Königin?“
    „Wenn Ihr nicht bald die Tür öffnet, tritt
Euch die Königin höchstselbst die morsche Tür ein.“ Toiva stampfte sich
verärgert den Dreck von den Schuhen und begann stumm von zehn an rückwärts zu
zählen, als die Tür plötzlich aufschwang.    
    Eine Frau stand im Rahmen, hob den Kopf und
kniff die Augen zusammen, die in einem Meer aus Falten fast versanken.
    „Toiva“, hauchte die Frau mit dem Gesicht
eines alten Apfels. „Verzeiht mir.“
    Sie trat zur Seite und verbeugte sich
hastig. „Ihr müsst wissen, dass wir nur sehr selten Besuch bekommen. Die Leute
haben Angst vor dem Sommerwald, sie befürchten, dass nur Böses darin hausen
kann. Es liegt am ewigen Sommer, der ihnen Angst einjagt und wer auch immer uns
besucht, kommt aus keinem einfachen Grund.“
    Toiva hörte der Alten kaum zu, während sie
den Gang entlang schritt und durch die Türen in enge, vollgestellte Zimmer
lugte. Sie hatte eine Vorliebe für enge, vollgestellte Zimmer, sie erinnerten
sie so sehr ans einfache Leben.
    „Wie bezeichnet Ihr das hier?“, fragte
Toiva und knöpfte sich den Mantel auf. Es war so warm hier, dass ihr jetzt
schon der Schweiß am Rücken hinunterlief. „Als Waisenhaus?“
    „Waisenhaus?“ Das Apfelgesicht hatte längst
die Tür hinter sich geschlossen und kam ihr mit kleinen Schritten entgegen.
„Ja, nun, warum nicht. Die Kinder sind mir nur schon so vertraut, dass ich
manchmal glaube, es seien meine eigenen.“ Sie stockte und lauschte den
Schritten über sich, den Stimmen und dem Poltern. „Warum seid Ihr hier?“
    „Svija“, sagte Toiva nur. Sie musste nichts
erklären, damit die Alte verstand. Vermutlich hatte sie schon viel früher
geahnt, dass die Königin wegen des Mädchens hier war.
    Sie nickte und beinahe sah sie so etwas wie
traurig aus. „Kinder!“, rief sie und man merkte, wie schwer es ihr fiel. „Im
Flur wartet eine Dame auf Euch.“
    Die Stimmen, das Poltern, die Schritte
verstummten. Stattdessen war da nur Stille, die fast schon ein bisschen
ehrfürchtig wirkte.
    „Svija“, murmelte das Apfelgesicht, während
die ersten Kinder die Treppe heruntergeschlichen kamen.
    Toiva hatte nicht vorgehabt, das Mädchen
selbst abzuholen, schließlich hatte eine Königin genug zu tun. Doch da der
Sommerwald wie ein Stolperstein auf ihrem Weg gelegen hatte und Verstärkung
niemals schadete, war ihr die Entscheidung nicht besonders schwer gefallen. Wer
auch immer dieses Mädchen war, sie musste sich beeilen. In weniger als einem
Tag, so hatten es ihr die Spione gesagt, sollte der Junge namens Linus auf dem
Bernsteinfest getötet werden – entweder Toiva war schnell genug oder der Junge
war tot.
    Staub rieselte von der Decke, überall
quietschte und knackte

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