Mondschwingen (German Edition)
Kämpfer. Sie sind froh, wenn sie nur üben
und üben und sonst nichts tun.“ Er senkte die Stimme. „Und warum sollten wir
jetzt, ausgerechnet jetzt noch kämpfen?“
„Ihr könnt zustimmen oder nicht, mir ist das
egal.“
Wenn es Toiva nicht
gelang, ihre Berater zu überzeugen, würde das an der ganzen Sache nichts
ändern. Versteckt hatten sie sich lange genug. Verspottet hatte man Toiva lange
genug. Jetzt war es an der Zeit, all das zu ändern, nach all der Zeit.
Ardaster lachte. Er saß
nur da und lachte. „Weil unsere Meinung ohnehin nicht zählt. Wir können nur Ja
sagen, über ein Nein setzt ihr Euch sowieso hinweg, nicht wahr? Wir sitzen
eigentlich nur hier und sind Attrappen oder Puppen, Puppen an dicken Seilen und
ich habe das Gefühl, wir können nichts dagegen tun.“
Toiva hörte ihm gar
nicht zu. Unsinniges Geschwätz.
„Papperlapapp“, sagte
sie nur. „Ich werde angreifen, so oder so.“
„Warum sitzen wir dann
hier noch?“ Es war Faratir, der die Stimme erhob.
Die Berater nickten. Aus
zornig funkelnden Augen sahen sie Toiva an und erst jetzt verstand sie, wie
absurd die Situation war. Nun saß sie hier und entschied über die Köpfe ihrer
Berater hinweg, Berater zwar, die sie nicht leiden konnte, und doch … sie
wollte kämpfen, um an Ansehen zu gewinnen, damit die Vögel erkannten, dass sie
eine gute Königin war. Doch das war sie nicht, solange sie keinen einzigen
Moment auf irgendjemanden hörte.
„Wir werden warten“, flüsterte sie, die Worte
kamen ganz plötzlich. „Wir werden warten, bis wir mehr über den Mond wissen.“
Die Berater sagten lange
nichts, sie rührten sich nicht, ihre Hände schienen am Tischrand festgeklebt zu
sein. „Eine gute Entscheidung“, wisperte Ardaster und er ahnte nicht, wie sehr
sich Toiva über seine Worte freute.
Gleichzeitig hörten sie
Schritte außerhalb der Halle, die Türen flogen auf. Ein Schemen hob sich vom
Fackellicht ab, sein Atem umwaberte das schattige Gesicht.
„Ich weiß es“, stieß er
hervor, er stand da, gebückt und keuchend. Der Spion schälte sich aus der
Dunkelheit, Toiva erkannte Rufus sofort. Sie hatte ihn lange nicht mehr
gesehen.
„Ich weiß es“, sagte er wieder und lächelte
stolz. „Liv ist schuld, sie und niemand sonst!“
Nun war es Toiva, die
ihren Ohren nicht traute. Das Spektakel war perfekt. Gerade eben hatte sie erst
verkündet, sie würde darauf warten, mehr über den verschwundenen Mond zu
erfahren, und nun stand das fehlende Wissen vorm Throntisch, stöhnend und
bleichgesichtig, aber es stand da.
„Ich hab es gestern
Abend erfahren. Vor ein paar Stunden.“ Er ließ sich auf einen Stuhl plumpsen,
ohne erst auf die Erlaubnis der Königin zu warten.
„Dein Einsatzgebiet war
die Dunkelmondburg“, erinnerte sich Toiva. Sie biss sich auf die Lippe, schaute
zu Rufus und sah ihn doch nicht an.
„Dass es so einfach ist,
hätte ich nicht gedacht.“ Es war irgendein Adliger, der das sagte, spröde und
rau klangen seine Worte. „Liv, die Menschenkönigin. Ich hätte ihnen mehr
Originalität zugetraut, wenn ich ehrlich bin.“
„Wie sollte eine Menschen königin Monde verschwinden
lassen? Das ist absurd, geradezu hirnrissig.“ Ardaster schnaufte schwerfällig.
Der Spion schüttelte nur
den Kopf. „Ist es nicht.“ Eine Weile lang saß er nur und genoss die Augen, die
auf ihn gerichtet waren, die Stille, die nur ihm galt, die zitternde Neugier in
der Luft. „Die letzten Magier haben ihr geholfen, wie es scheint. Die vier
letzten Magier. Sie haben irgendwo weit oben im Norden gewohnt, eigentlich
wusste niemand, dass es überhaupt noch welche gibt, dass auch nur einer den
Großen Krieg überlebt hat … Livs Spione aber schon, woher auch immer. Und sie hat
ihnen genug Geld und Macht versprochen, schätze ich.“ Er sah sich mit
bedeutungsschwerer Miene um und man sah ihm an, dass er noch mehr erzählen
wollte, doch er wollte den Hohen Rat zappeln lassen.
„Leider“, flüsterte er
„Leider muss ich euch verkünden, dass wir sterben werden, wenn der letzte Mond
verschwunden ist. Einfach so. Weil uns das Licht zum Trinken fehlt.“ Seine
Worte, obwohl sie leise waren, obwohl es doch so offensichtlich gewesen war,
wirkten wie ein Paukenschlag.
„Aber … warum?“ Faratirs
Stimme klang wie ein Winseln.
Toiva lachte. „Das muss
Euch wohl hoffentlich niemand erklären.“ Sie schaute sich
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