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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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es verhindern sollen. Aber ich habe nichts
getan.“
      Svija umarmte sie, während sie noch sprach.
„Du konntest nichts tun, ich hätte dich geköpft, wenn du nicht den Mund
gehalten hättest.“ Es tat gut, mit Amber wieder zu reden. Die besten Freundinnen , dachte sie, sind wieder vereint .
    Natürlich musste Svija
erzählen. Von Toivas Erpressung und dem Weg zur Bernsteinburg, dem Kampf mit
den Sternenjägern und dem Jungen Linus mit dem toten Vater, von der Mühle im Wald,
den grünen Häusern auf der Fliegenden Burg, dem Mondverschwinden und dem
Abschied von dem Jungen. Die Kerzen auf dem Tisch schrumpften während sie
erzählte, das Wachs tropfte an den Kerzenhaltern herunter und besprenkelte den
Tisch mit hellen Flecken.
    „Wird Toiva dich nicht
wieder zurückholen wollen? Sie hat dir doch angedroht, den Sommerwald
abzubrennen, wenn du nicht mit ihr kommst. Vielleicht tut sie das ja wirklich,
vielleicht verbrennen wir noch diese Nacht!“ Es war Verspan, der so
eindringlich sprach und als er zu Ende geredet hatte, biss er sich auf die
Lippen.
    Svija schüttelte den
Kopf, war zu müde, um zu antworten. „Wer sind die Leute dort draußen?“, fragte sie
stattdessen. „Sie werden unseren Wald zerstören, wenn sie noch lange bleiben.
Sie werden die Früchte von den Bäumen essen und das Gras platt sitzen. Sie
gehören nicht hierher.“ Sie klang nur halb so wütend, wie sie klingen wollte.
    Cravas faltiges Gesicht
glättete sich, als sie breit lächelte. „Es sind die Aufsässigen“, flüsterte
sie, so leise, als versteckten sich ebendiese in den Schatten des Zimmers.
„Gwaedja, das Oberhaupt, hat kurz nach deinem Verschwinden an unsere Tür
geklopft und sie fragte, ob sie sich in unserem Wald versammeln dürften. Als
gehörte er uns.“ Sie lehnte sich zurück und streckte die Arme in die Luft. „Sie
sind gegen Krieg zwischen den Menschen und Mondschwingen und obwohl nur du und
Amber zu den Elstern gehören, habe ich ja gesagt. Weil es eine gute Sache ist.“ Sie senkte noch weiter die Stimme und
rückte näher an den Tisch heran. „Hast du schon von Amber gehört? Ihr wäre vor
ein paar Tagen beinahe etwas Schlimmes passiert.“
    „Halb so wild.“ Amber
winkte ab. Sie saß gebückt da, ihre weißen Haare hingen ihr wie ein löchriger
Vorhang vorm Gesicht. „Wir wollten was stehlen, wie immer, nur waren diesmal
Sternenjäger in der Nähe. Sie haben uns verfolgt und waren nicht mehr weit
entfernt, ehe sie ihr Nachtlager aufgeschlagen haben. Wir dachten, wir könnten
sie besiegen, im Kampf zwischen Mann und Mann.“ Sie lachte zögerlich, aber niemand
lachte mit. Es war ein bitteres und ein trauriges Lachen. „Natürlich haben wir
sie nicht besiegt. Drei von uns sind gestorben, und … Frode und ich, wir fast
auch …“ Sie schluckte, ihr Gesicht hinter dem Vorhang blieb unbewegt.
    „Du und deine Bande. Als
du ein Kind warst, konnte ich es dir noch verbieten, jetzt bist du alt und ich
noch viel älter und ich hab dir nichts mehr zu sagen.“ Crava streckte die Hand
nach Amber aus, doch das Mädchen bewegte sich nicht.
    „Das Alles … das haben
wir schon besprochen.“ Ihre Stimme war kaum zu vernehmen, obwohl nun alle
schwiegen.
    Die ersten Kinder
räumten den Tisch ab, Teller und Besteck wurden nur in einen großen
Wasserbottich gelegt, bis am nächsten Abend Essenstückchen an der
Wasseroberfläche schwimmen würden.
    „Geht schon hoch“,
brummelte Crava, und sah von Svija zu Amber. „Ihr habt euch viel zu erzählen.“
                                                  
    Sie saßen auf dem Dach,
neben dem Kamin, den man im Sommerwald ohnehin nie brauchte.
    „Gwaedja.“ Svija blickte
zu den Zelten herunter, in denen es langsam leiser wurde. „Sie ist wohl wegen
dir hier, nicht?“
    Was für eine Frage!
Natürlich war sie das. Gwaedja war Ambers Mutter, das wusste Svija schon seit
einiger Zeit. Amber hatte ihr erzählt, dass sie die weißen Haare von ihr hatte
und sie hatte dasselbe spitze Gesicht, dieselben tiefschwarzen Augen. Amber
hatte nicht viel über ihre Mutter gewusst, aber immerhin ein bisschen. Wie sie
aussah, wie ihre Stimme sich anhörte. Svija wusste gar nichts über ihre Eltern,
hatte sie nie gesehen. Man hatte sie ausgesetzt, neben einem Fluss, im Sommer.
    „Ich hab dir doch
erzählt, dass mein Vater Gwaedja verboten hatte, mich zu sehen. Ich durfte
nicht bei ihr leben, ansonsten wäre sie bestraft worden.“ Amber zupfte Moos

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