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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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eine
Mondschwinge liebst, deine Kinder sind Zerrissene, jetzt verkündest du allen
Jägern, dass ein Mond nach dem anderen verschwinden wird, bis keiner unserer
Feinde mehr leben wird. Du freust dich darüber und mit dir alle anderen. Was
ist mit all den ehrenhaften Kämpfen, Mann gegen Mann, Schwert gegen Schwert?
Diese ganze Mond-Sache … das ist nicht ehrenhaft, nicht Mann gegen Mann … und
trotzdem freust du dich.“ Rubens wusste gar nicht so recht, was er da
plapperte, es war seine angestaute Wut und Aggression und Unsicherheit, die er
da herausschrie. „Und darüber hinaus vergisst du sogar, dass deine Kinder und
mit ihnen die Frau, die du liebst, sterben werden.“
    Kastja löste seine Hände
von Rubens‘ Kragen und verschränkte die Arme. „Meine Kinder werden nicht
sterben. Sie sind Zerrissene, der menschliche Teil in ihnen wird sie
weiterleben lassen. Was Gwaedja betrifft … ja, sie wird sterben. Dagegen kann
ich nichts tun. Und ja, es ist nicht ehrenhaft, aber du weißt, dass wir in
letzten Jahren nicht weit gekommen sind mit Ehre und mit Fließ. Unsere Feinde
verstecken sich, lassen uns nicht an sie heran. Es ist Zeit, einen anderen Weg
zu gehen. Den allerletzten.“
    „So kenne ich dich nicht“,
erwiderte Rubens nur.
    „Es tut mir leid. Für
alles. Für die Geheimnisse, die ich dir verheimlicht habe, obwohl jeder von uns
welche hat, bestimmt auch du.“ Rubens rührte sich nicht. „Und was ehrenhafte
Kämpfe angeht: morgen werden wir wieder aufbrechen. Ein Spion von uns hat
erfahren, dass im Sommerwald ein Aufstand geplant wird. Aufsässige nennen sie sich … Sie wollen Frieden.“ Er gluckste und
wandte Rubens den Rücken zu. „Komm mit mir. Und feier. Was anderes bleibt dir
nicht übrig.“
    Nur zögerlich folgte
Rubens Kastja und er befolgte seinen Rat oder seinen Befehl oder was auch immer
es war. Zusammen mit all den anderen feierte er seinen kommenden Tod.

 
 
 
 

 
    TOIVA
    und die Welt danach

 
      Toiva weinte. Sie fühlte sich allein gelassen und
überfordert und sie wünschte sich Einar zurück … warum konnte Einar nicht hier
sein und ihr helfen? Sie lag in ihrem Bett und sie schämte sich für keine
Träne, denn außer der Nacht und dem Nichts konnte sie niemand sehen.
    Selbst wenn sich alle
Adligen vor ihrem Bett aufgereiht hätten, hätte wohl niemand sie erkannt, so
wie sie dort lag und heulte. Eine Toiva heulte grundsätzlich nicht.
    Aber jetzt, jetzt, da
diese verrückte Welt endgültig den Verstand verlor, da konnte sie nicht anders
als zu verzweifeln. Wie konnte ein Mond verschwinden, wie konnte er einfach
nicht mehr da sein?
    Die Adligen am Tisch hatten
ihr böse Blicke zugeworfen, als sei sie dafür verantwortlich, sie und niemand
sonst. Sie hasste die Adligen, sie verabscheute sie sogar, und dennoch buhlte
sie manchmal um ihren Respekt. Sie wollte eine gute Königin sein, sie konnte
das, obwohl sie so anders war.
    Toiva stand auf, denn sie
war zu unruhig, um im Bett zu liegen. Sie stellte sich ans hohe Bogenfenster   und als sie auf die Burg hinunter schaute,
musste sie an das Mädchen denken. An Svija, die sie vielleicht hätte mögen
können, irgendwann. Womöglich war es nur eine Frage der Zeit, bis auch der
Junge verschwinden würde. Er wollte nach Skopenvang, das wusste sie, weil sein
Vater das von ihm erwartete.
    Vielleicht würden sie
auch gemeinsam gehen, wo sie doch dasselbe Ziel hatten. Toiva wollte endlich
kämpfen, sich nicht immer und immer verstecken, damit keiner ihrer Feinde etwas
ausrichten konnte. Und nebenbei würde Toiva beweisen, dass sie eine gute
Königin war, eine fähige, eine perfekte. Eine Königin, die ihr Volk zum Sieg
führte.
    Sie dachte oft daran,
sie dachte an Heerscharen und an große Schiffe, sie sah die überraschten
Gesichter ihrer Feinde und die der eigenen Adligen auf der Burg.
    Während die Unruhe in
ihr wuchs, vergaß sie das Mädchen und den verschwundenen Mond. Sie dachte nur
noch an den Kampf, der sie so lange schon beschäftigte und für den sie dennoch
bisher nichts getan hatte. Aber jetzt, mitten in der Nacht, war es vorbei mit
Warten.
    Sie riss die Tür zum
Mägdezimmer auf, das an ihr eigenes angrenzte. Friedlich lagen die jungen
Dinger in ihren Betten und schnarchten.
    „Aufwachen!“, bellte
Toiva. „Ich möchte den Hohen Rat zusammenrufen. Ihr wisst, wen ihr aufzuwecken
habt.“ Die Mägde sprangen auf, als hätten sie überhaupt nicht geschlafen. Sie
standen in Unterwäsche vor ihr und schlüpften

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