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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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mit seltsam
verklärtem Blick um, sie spielte mit ihrem einzigen Ring an der Hand. „Wie hast
du es erfahren?“
    „Sie haben ein Fest
gefeiert. Ein großes, mit Tüchern über den Dächern und bunten Laternen in den
Gassen. Kastja hat eine Rede nach der anderen gehalten, und immer wieder schrie
er seinen Kriegern zu, dass ihre Feinde sterben, ohne dass sie sich die Hände
schmutzig machen müssen. Die haben gesoffen und gegrölt, als hätten sie schon
längst gewonnen.“
    „Haben sie auch.“ Es war
Hironimus, der kleine Adelige, der das sagte.
    Toiva schlug auf den
Tisch. „Klappe. Wir werden kämpfen, wie ich‘ s schon gesagt habe. So leicht
lassen wir uns nicht unterkriegen. Und jetzt, wo wir sogar sicher sein können,
dass Liv dahinter steckt, haben wir immerhin ein echtes Ziel vor Augen, oder
nicht? Mit einem echten Ziel vor Augen und dem Tod im Nacken bleibt einem gar
nichts anderes übrig als zu kämpfen.“
    „Wie sollen wir gewinnen
können, gegen solch eine Übermacht? Liv wird ihre Kämpfer und Krieger um sich
geschart haben und sie wird erwarten, dass wir durch unsere Spione die Wahrheit
erfahren. Unsere Armee wird keine Chance haben, unsere Feinde sind zu mächtig.“
    Toiva sah Creon
vernichtend an. „Dann geh in dein Zimmer und heul.“ Sie   wusste, wie zornig sie aussah, denn sie war es
auch, sie war so wütend wie schon lang nicht mehr. „Hat sonst noch jemand vor
zu heulen?“
    Der Hohe Rat, der jetzt
gar nicht mehr so hoch aussah, sagte nichts.
    „Dann ist ja gut“,
murmelte Toiva und rauschte an der Tafel vorbei. „Dann kann der allerletzte
Kampf endlich beginnen.“
                                                  
    Sie überquerte den
Turnierlatz mit großen Schritten. Es war dunkel und still, dürre Strohpuppen
wanden sich im Wind und machten absonderliche Bewegungen. Die zwei Wächter am
Tor schauten ihr perplex hinterher, denn sie erlebten es nur selten, dass die
Königin sich hierher verirrte.
    Sie bog in einen Gang
ein, in dem die meisten Laternen schon gelöscht waren, huschte an geschlossenen
Türen vorbei und versuchte sich daran zu erinnern, wo Uselb schlief. Er war der
Feldherr, der Oberkommandant ihrer Truppen und wenn sie ehrlich war, konnte sie
ihn nicht besonders leiden. Da sie zu müde war, um an jede Tür zu klopfen und
nach dem Feldherrn zu suchen, ging sie dem Altar am Ende des Ganges entgegen,
wo Uselb seine Heiligtümer aufgereiht hatte. Vielleicht ging sie zu weit, aber
das musste sie als Königin im Grunde genommen nicht interessieren.
    Die Vasen glänzten im
Licht zweier Laternen. Man konnte Blümchen auf dem Porzellan erkennen,
Schlachtszenen und schillernde Feen in dunkelgrauen Wäldern. Toiva nahm die
schönste aller Vasen und ließ sie zu Boden fallen. Das Klirren erfüllte die
Gänge rund um den Turnierplatz.
    Sie musste nicht sehr
lange warten, bis Uselb erschien. Er fluchte und spie Beleidigungen hervor und
als er endlich den heiligen Vasengang erreichte, zog er einen Dolch aus der
Hose und schrie noch lauter als zuvor.
    Erst als er den
pulsierenden Laternenkreisen näher kam, erkannte er die Königin, die lächelnd
inmitten der Scherben stand.
    „Na endlich“, sagte sie
und stellte zögerlich die zweitschönste Vase auf den Altar zurück. „Ich muss
mit Euch sprechen, Uselb.“
    Einen Moment lang schien
es, als wollte sich der Feldherr auf die stürzen und ihr den Hals aufschlitzen.
Dann aber verneigte er sich, nur langsam und nicht besonders tief. „Natürlich“,
presste er hervor. „Aber natürlich.“ Er räusperte sich und gab ihr mit einer
Handbewegung zu verstehen, mit ihm den heiligen Vasengang zu verlassen. „Ich
schätze, Ihr seid wegen dem Mondverschwinden hier? Eine schlimme Sache, wir
konnten es alle nicht fassen. Eine Katastrophe, nein wirklich!“
    „Hört auf mit dem
sinnlosen Geschwätz! Ich bin nicht hier, um im Selbstmitleid zu ersaufen. Ich
bin hier, um Euch einen Auftrag zu geben.“
    Uselb sah sie von der
Seite an und blieb stehen. „Ihr wollt in den Krieg ziehen?“ Es klang nicht
wirklich wie eine Frage.
    Toiva nickte. „Ein Spion
hat erfahren, dass Liv mithilfe der letzten vier Magier die Monde verbannen
wird. Einen nach dem anderen, ob wir wollen oder nicht. Und wenn wir nichts
dagegen tun, dann werden wir sterben. Ob wir wollen oder nicht.“
    Sie trat zurück auf den
Turnierplatz, die Wächter starrten zu ihr herüber.
    „Wann wollt Ihr aufbrechen?“
    „Übermorgen

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