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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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die Decke. Meine Haut begann zu prickeln.
„Ich hab nicht grundsätzlich Angst, ich schwimme für mein Leben gern, Wasser hat eine magische Anziehungskraft auf mich“, begann ich mit zittriger Stimme.
„Den Eindruck hatte ich auch.“ Jetzt lächelte er.
„Weshalb tust du das?“, fragte ich unvermittelt.
„Was meinst du?“
Ich schüttelte den Kopf, es war zu peinlich. Vielleicht hatte er mich die ganzen Wochen nicht absichtlich ignoriert.
„Meine Mutter ließ mich nie ins Wasser. Wir waren oft wandern, aber sie ließ mich nie in die Nähe eines Ufers. Ich durfte nicht einmal mit den Füßen ins Wasser gehen. Als ich älter wurde und ins Sommercamp fuhr, musste ich ihr hoch und heilig versprechen, nicht in einen See oder ins Meer zu gehen.“ Ich schwieg kurz.
„Das war schwierig, wie du dir denken kannst, aber ich hielt mein Versprechen. Ihre Angst hat sich mit der Zeit auf mich übertragen.“
Die Erinnerungen trieben mir Tränen in die Augen. Langsam liefen sie mir über die Wangen.
„Warum weinst du?“
„Sie ist gestorben. Es ist noch nicht lange her.“
„Du vermisst sie sehr“, stellte er fest.
Ich versuchte mich zu fangen.
„Ich weiß, dass diese Angst vor dem Wasser irrational ist, aber ich kann nichts dagegen machen. Eigentlich wollte ich  nicht mitkommen. Aber …“
„Aber?“
„Na ja, Amelie hat so eine Überzeugungskraft, da kann man nichts ausrichten. Wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hat … Man hat keine Chance, ihr etwas abzuschlagen.“
Wir schwiegen eine Weile.
„Bist du glücklich hier?“
Skeptisch sah ich ihn an.
„Weshalb fragst du das?“
„Ich weiß nicht.“ Er lächelte mich an und ich kapitulierte auf der Stelle. Alle meine Vorsätze, ihn zu ignorieren oder mindestens unhöflich zu sein, waren dahin.
„Anfangs war es schwierig, doch mittlerweile fühle ich mich wohl. Amelie ist meine beste Freundin, auch wenn sie manchmal anstrengend ist. Glücklich … ich weiß nicht recht“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
Wieder schwiegen wir beide und sahen hinaus auf den See.
„Ich habe gehofft, dass du mitkommst“, flüsterte er auf einmal so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob er das tatsächlich gesagt hatte. Wir sahen uns an und ich versank in seinem Blick.
„Komm, während die anderen baden, sollten wir Feuerholz sammeln“, sagte Calum zögernd und unterbrach unser stilles Zwiegespräch.
Wir liefen in das Wäldchen, das am Ufer des Sees lag und diesen Namen kaum verdiente. Dort sammelten wir so viel trockenes Holz, wie wir tragen konnten. Sorgsam achtete Calum darauf, mich nicht zu berühren.
Nachdem die anderen sich im Wasser ausgetobt hatten, machten wir ein Lagerfeuer, warfen Kartoffeln in die Glut und brieten Würstchen. Zum Schluss gab es die unvermeidlichen und viel zu süßen Marshmallows.
Amelie sah mich ein paarmal aufmerksam an. Ich würde ihr heute Abend ausführlich berichten müssen, worüber ich mit Calum gesprochen hatte. Unser Gespräch war ihr nicht entgangen.
Nach dem Essen holten Aidan und Calum ihre Gitarren aus dem Auto und sangen schottische Lieder und Countrysongs, von denen ich nur wenige kannte. Ich wünschte, Calum würde nicht aufhören zu singen. Ich lag auf der Decke, ließ mich von der Sonne wärmen.
„Werd‘ schon wach“, rief Amelie an meinem Ohr und schüttelte ihre nassen Haare über meinem nackten Bauch aus.
„Hör auf!“, schrie ich. „Brr, das ist eiskalt.“
Amelie lachte. Ich richtete mich auf und griff nach meinem Handtuch. Calum saß ein Stück entfernt und sah mich an. Seine Lippen formten ein Lächeln.
„Komm, wir müssen los, sonst sind wir nicht pünktlich zurück“, rief Amelie mir zu und lief zum Auto, um sich umzuziehen.
Ich schlüpfte in meine Jeans und mein T-Shirt, rollte unsere Decken ein und packte die Reste in die Körbe.
Wir verabschiedeten uns voneinander und ich musste mir eingestehen, dass ich eifersüchtig war, als ich sah, wie Valerie zu Calum auf die Rückbank des anderen Wagens rutschte.
Den ganzen Rückweg war ich in Gedanken versunken, versuchte mich an seine Worte, seine Blicke und seine Gesten zu erinnern.
Amelie riss mich wie üblich aus meinen Tagträumen. „Was ist los mit dir?“
„Nichts, was soll los sein?“, antwortete ich unwirsch.
„Worüber hast du dich mit Calum unterhalten? Er hat dich die ganze Zeit angeschaut.“
Aidan, der diesmal neben ihr saß, beugte sich zu ihr. „Neidisch?“
Ich stupste ihn an und sah aus dem Fenster. Ausnahmsweise ließ Amelie das Thema fallen,

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