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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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aber ich sah, wie sie mich im Rückspiegel lächelnd und wissend ansah. Verlegen biss ich mir auf die Unterlippe.
Ethan, Bree und die Zwillinge warteten in der Pizzeria auf uns, als wir zurückkamen. Das Lokal war gut gefüllt und es roch himmlisch. Erschöpft und hungrig fiel ich auf einen Stuhl.
„Na, wie war es?“, fragte Ethan, während er die Karte studierte. Nicht, dass die Auswahl sonderlich groß war, viele Möglichkeiten, auswärts zu essen, gab es hier nicht.
„Super“, antworteten wir wie aus einem Munde.
Bree strahlte uns an. „Ich wusste, dass der See dir gefallen würde.“
„Na, es war weniger der See“, murmelte Amelie hinter ihrer Karte. Ich gab ihr unter dem Tisch einen Tritt. Sie grinste mich verschwörerisch an.
Ich bestellte Cola und eine Champignon-Pizza.
Gut gelaunt aßen wir und bestellten noch eine große Portion Tiramisu als Nachtisch. Wir unterhielten uns über alles Mögliche und ich fühlte mich das erste Mal seit Wochen richtig glücklich.
 
 
 

6. Kapitel

„Bree, meinst du, ich könnte heute Nachmittag zu den Ericksons gehen? Ich würde mir gern ein Porträt meiner Mutter ansehen, von dem Sophie neulich erzählt hat.“
Ich versuchte, meine Frage so harmlos wie möglich zu formulieren. Calum war gestern nicht beim Schwimmtraining gewesen und in der Schule hatte ich ihn die ganze Woche nicht gesehen. Ich wurde von Tag zu Tag unruhiger. Das Kribbeln in meinem Bauch machte mich verrückt. Immer dachte ich an letzten Samstag, seine Worte, seine Berührungen. Wie würde er sich verhalten, wenn ich ihn wiedersah?
„Ja sicher, Dr. Erickson und Sophie werden sich freuen. Ich rufe nachher an und sage Bescheid.“ Bree strahlte und sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen. Sie konnte ja nicht wissen, dass ich hauptsächlich wegen Calum ins Pfarrhaus wollte.
In der Schule war ich in Erwartung des Nachmittags unkonzentriert und versagte prompt bei einem unangekündigten  Mathetest.
Als wir nach Hause kamen, lag in der Küche ein Zettel von Bree: „Die Ericksons erwarten dich um fünf zum Tee. Viel Spaß.“
Jetzt war es um drei, es lagen noch zwei Stunden vor mir, die sich endlos hinziehen würden. Ich beschloss, meine Hausaufgaben zu erledigen. Dann würde ich die Zeit wenigstens sinnvoll verbringen. Nachdem ich damit fertig war, nahm ich meine Zeichenmappe heraus, um einige Bilder auszusuchen, die ich den Ericksons zeigen wollte. Ich wollte zwei oder drei Bilder einrahmen lassen, um sie in meinem Zimmer aufzuhängen. Bisher war ich dazu nicht gekommen. Es war nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen.
Ich nahm ein Porträt meiner Mutter, drei Landschaften, die ich noch zu Hause gemalt hatte, und meine erste Zeichnung hier vom Meer.
Ich zog mir eine frische Jeans und einen hellblauen Pulli mit V-Ausschnitt an, kämmte mein Haar und trug Lipgloss auf. Mit dem Resultat im Spiegel war ich zufrieden. Die Schatten unter meinen Augen waren in den letzten Wochen verschwunden und die Frühlingssonne hatte eine leichte Bräune auf mein Gesicht gezaubert.
Um halb fünf machte ich mich auf den Weg, so dass ich einige Minuten vor fünf am Pfarrhaus ankam. Der Name ‚Pfarrhaus‘ war irreführend, hier hatte seit mehr als einhundertfünfzig Jahren kein Pfarrer mehr gelebt. Das Haus gehörte der Familie Erickson schon Ewigkeiten. Ich holte tief Luft und zog an der altmodischen Klingel. Ein glockenheller Ton erklang. Während ich wartete, zupfte ich an meiner feinen silberfarbenen Kette, die ich um den Hals trug. Die Tür öffnete sich und Calum stand vor mir. In seinen Jeans und dem elfenbeinfarbenen, eng anliegenden Pullover sah er wieder einmal viel zu gut aus. Prompt fühlte ich mich unscheinbarer als sonst.
Ihn amüsierte mein verunsicherter Blick, er lächelte mich an und sagte: „Ich glaube, du möchtest reinkommen und mit uns Tee trinken.“
Ich war noch mit seinem „mit uns“ beschäftigt, da löste er sanft meine Hand, die sich an der Kette regelrecht festhielt, und zog mich in die geräumige Eingangshalle.
„Zerreiß sie nicht.“
Ich schüttelte seine Hand ab und antwortete trotziger als nötig: „Ich kann selbst auf mich aufpassen.“
Erstaunt sah er mich an und ich wurde im selben Moment puterrot.
„Entschuldige“, stammelte ich. „Normalerweise bin ich nicht  unhöflich.“
Er sah mich an. „Hm, ich werde versuchen, deine ungehörigen Bemerkungen zukünftig zu überhören.“
Machte er sich über mich lustig?
„Ich fand es schön am See“, fuhr er fort.
Ich nickte und

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