MondSilberLicht
los?“
„Nichts, es ist nicht deine Schuld.“ Er zögerte, bevor er weitersprach: „Ich frage mich nur, ob es richtig ist, was wir tun.“
Ich verstand nicht, was er meinte. Wir hatten völlig harmlos Gitarre miteinander geübt. Na ja, das war nicht ganz richtig. Da bahnte sich etwas zwischen uns an, was ich nur schlecht in Worte fassen konnte. Ich traute mich nicht, etwas zu sagen, und er schwieg beharrlich.
Am Haus verabschiedete er sich schnell und kühl von mir. Er drehte sich nicht noch einmal um, als er den gewohnten Weg zum Pfarrhaus zurücklief.
Ich ging in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen. Es war so ein wunderschöner Nachmittag gewesen. Was war passiert, weshalb reagierte ich so auf seine Nähe? Es war unnormal, dass er solche Reaktionen bei mir auslöste. Außerdem merkte er es jedes Mal. Es war ausgesprochen peinlich. Noch viel schlimmer war, dass er jetzt sauer auf mich war. Ich hatte ihn mit Sicherheit verjagt.
Da bemerkte ich, dass ich immer noch seinen Pullover trug, machte mir Musik an und schlang die Arme fest um meinen Körper, sog seinen vertrauten Duft ein und gab mich meinen Tagträumen hin, bis Amelie in mein Zimmer gestürmt kam.
„Wie war es? Erzähle. Hat er versucht, dich zu küssen?“ Fragend zog sie ihre Augenbrauen hoch.
Abwehrend antwortete ich: „Wie soll es gewesen sein? Wir haben Gitarre geübt.“
Küssen, was dachte sie? Da würde ich womöglich in Ohnmacht fallen, wie ich auf seine kleinste Berührung reagierte.
Sie rollte mit den Augen. „Ihr wart ausgesprochen lange weg. Na, du wirst es mir noch erzählen. Ist das sein Pullover, den du da trägst?“
Triumphierend schaute sie mich an und sah all ihre wilden Vermutungen bestätigt. „Komm, das Abendessen ist fertig. Wir warten auf dich.“
8. Kapitel
Den Rest der Woche musste ich mich zusammenreißen, um mich im Unterricht zu konzentrieren. Am liebsten hätte ich die ganze Zeit an Calum gedacht. Diese Woche schrieben wir leider Klausuren in Mathe, Englisch und Geschichte, so dass ich jeden Nachmittag über meinen Büchern hing. Ich musste mich zwingen, alle Aufgaben zu erledigen. Zum Glück hatte ich viele Themen schon in den Staaten gehabt, dass ich gut mitkam.
Die Höhepunkte der Woche waren die Trainingsstunden mit dem Schwimmteam. Leider konnte ich Calum nur aus der Ferne betrachten, zu mehr als einem kurzen ‚Hallo‘ und einem Lächeln kamen wir nicht. Ständig war Valerie in seiner Nähe. Es war nicht mit anzusehen, wie sie ihn anhimmelte. Für meinen Geschmack war er viel zu höflich zu ihr und hielt sich viel zu offensichtlich von mir fern. Ich fragte mich, wieso, versuchte aber, entspannt zu wirken. Das Letzte, was ich gebrauchen konnte, war, dass er mich für eifersüchtig und überanhänglich hielt. Also hielt ich mich während des Trainings von ihm fern. Er machte seinerseits auch keine Anstalten, Zeit mit mir zu verbringen, was mich letztlich wütend werden ließ. Weshalb war er völlig anders, wenn wir allein waren?
Mr. Fallen nahm uns hart ran. Bald sollten die ersten Wettkämpfe stattfinden. Ich war mittlerweile wieder gut in Form. Freitagabend, kurz vor Ende des Trainings, forderte Mr. Fallen mich und Calum auf, gegeneinander anzutreten. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Die anderen johlten los und begannen Wetten abzuschließen.
Die meisten setzten auf Calum. Wütend biss ich mir auf die Lippen. Natürlich war ich nicht schneller als er, daher war mir nicht klar, was das bringen sollte.
Wir gingen zu den Startblöcken. Ich sah ihn nicht an. Gleichzeitig tauchten wir ins Wasser ein. Ohne nachzudenken, kraulte ich los, fünfzig Meter, Wende und zurück und noch einmal fünfzig Meter. Ich schlug an und stieß prustend aus dem Wasser nach oben. Ich drehte mich um und sah im selben Moment Calum, der erst jetzt anschlug. Verblüfft schaute ich ihn an. Am Beckenrand schlug sich Mr. Fallen lachend auf seine Oberschenkel.
„Tja, Calum, da hast du deine Meisterin gefunden. Emma war ein bisschen schneller als du.“
Calum lächelte ihn unbeeindruckt an. Am Beckenrand redeten alle aufgeregt durcheinander. Valerie sah mich noch finsterer an als sonst.
Nebeneinander schwammen wir zur Badeleiter.
„Du hast mich gewinnen lassen“, sagte ich vorwurfsvoll. Erstaunt blickte er mich an.
„Weshalb sollte ich das tun?“
Er lächelte sein unwiderstehliches Lächeln und ich kam mir blöd vor. Warum eigentlich? Ich schnappte mein Handtuch und lief zu den Umkleideräumen.
Ein furchtbar langes
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