MondSilberLicht
Meinung und die Musik brach für mich völlig abrupt ab. Ich sah mich um. Wir waren allein im Pub. Nur ein paar Leute standen am Tresen und die Band packte ihre Sachen zusammen.
„Wo sind alle hin?“
Calum lachte. „Es ist zwei Uhr.“
„Oh, Gott!“, entfuhr es mir. Wie hatte ich die Zeit vergessen können? „Wo ist Amelie? Wir sollten spätestens um eins zu Hause sein.“
„Sie ist vor einer Stunde mit Aidan gegangen. Ich vermute, sie wollte uns nicht stören oder nicht gestört werden. Wie man's nimmt“, antwortete er verschmitzt.
„Wir müssen los.“ Hektisch suchte ich nach meiner Jacke, konnte sie nirgends finden. Draußen war es kühl. Calum legte den Arm um meine Taille und zog mich an sich. Sofort wurde mir warm. Schweigend liefen wir über die Wiesen. Vor unserer Haustür nahm er mich in seine Arme und drückte seine Lippen in mein Haar. Alle meine Tagträume schienen Wirklichkeit geworden zu sein. Ich sah zu ihm auf und hoffte auf einen richtigen Kuss, doch er strich mir nur leicht mit einem Finger über die Lippen und schob mich durch die Tür ins Haus. Unsere Finger berührten sich und es widerstrebte mir, ihn loszulassen.
„Bis Montag“, flüsterte er. Dann war er fort. Ich lehnte mich von innen gegen die Tür und schloss die Augen.
Bree kam aus der Halle in den Flur. Sie sah verschlafen aus.
„Emma“, rief sie. „Wir haben uns Sorgen gemacht.“
„Calum hat mich nach Haus gebracht. Entschuldige, dass ich mich verspätet habe.“
„War es schön?“, fragte sie nur.
„Schöner.“
„Geh jetzt ins Bett und schlaf dich aus.“ Sie strich mir über das Haar und ich lief in mein Zimmer. Schnell zog ich meine Schlafsachen an, putzte meine Zähne und kroch unter die Decke. Da hörte ich ein leises Klopfen an der Tür.
Amelie schlich in mein Zimmer.
„Ich kann nicht schlafen“, flüsterte sie. „Kann ich zu dir kommen?“
„Na klar, komm her.“
Sie kuschelte sich mit unter meine Bettdecke.
„Es war toll heute, oder? Bist du mir noch böse?“ Sie wartete die Antwort nicht ab. „Warst du schon mal richtig verliebt, Emma?“
„Nein, bisher nicht“, antwortete ich zögernd. „Aber ich glaube … ich weiß, wie es sein könnte.“ Ich starrte an die Decke und dachte an Calum.
Amelie drehte sich lächelnd um. „Ich bin froh, dass du bei uns bist“, murmelte sie.
Dann war sie eingeschlafen.
Ich war auch froh … sehr sogar.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schickte die Sonne schon warmes Licht ins Zimmer und die Vorhänge bauschten sich im Wind, der hineinwehte. Vorsichtig, um Amelie nicht zu wecken, zog ich meine Decke, die sie mir im Laufe der Nacht geraubt hatte, zu mir und kuschelte mich darunter. Ich war längst beim vergangenen Abend. Ich lächelte bei der Erinnerung, wie er plötzlich hinter mir gestanden hatte und mich mit diesen merkwürdigen Bemerkungen gebeten hatte, mit ihm zu tanzen …
Weiter kam ich nicht, denn Amelie begann sich zu räkeln und drehte sich zu mir um.
„Du und Calum also“, begann sie, ohne zu zögern. „Versteh mich nicht falsch, Emma, ich frage mich nur, weshalb er ausgerechnet mit dir zusammen sein will. Vor allem, nachdem er anfangs unmöglich zu dir war.“
Ich zuckte die Achseln und lächelte sie an. Ich verstand genau, was sie meinte. Auch für mich war es ein Rätsel.
„Wie er dich ansieht“, sagte sie und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
Bevor wir diesen Teil des Abends vertiefen konnten, schoss sie die nächste neugierige Frage auf mich ab.
„Hat er dich endlich geküsst?“
„Nein“, gestand ich bedauernd.
„Also, das ist auch so was Komisches.“ Amelie runzelte ihre Stirn. „Die meisten Jungs, die ich kenne, können es in der Regel nicht abwarten. Entweder, er ist der perfekte Gentleman, oder …“, bemerkte sie altklug.
In dem Moment stürmten Hannah und Amber in mein Zimmer und enterten unter lautem Geschrei mein Bett.
Peter blieb im Türrahmen stehen, schüttelte den Kopf bei dem Gewusel und sagte: „Frühstück ist fertig.“
Ich war sicher, dass keiner von den dreien ihn gehört hatte, denn im selben Moment zog mir Amelie mein Kissen weg und begann mit ihren Schwestern eine Kissenschlacht.
Ich zog es vor, nachdem ich einmal meine Decke über alle drei geworfen hatte, ins Bad zu verschwinden, um mir die Zähne zu putzen.
Nach dem Frühstück beschlossen Peter und Ethan, zum Fischen zu fahren. Sie baten mich mitzukommen, doch heute war kein Tag, an dem ich stundenlang untätig herumsitzen konnte.
Vielleicht war es
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