MondSilberLicht
versuchte sie mich zu trösten. „Es hätte viel schlimmer kommen können. Nicht auszudenken, wenn du abgestürzt wärst oder dir etwas gebrochen hättest.“ Kopfschüttelnd verließ sie das Zimmer.
Ich vergrub das Gesicht in meinem Kissen und versuchte wieder einzuschlafen. Plötzlich schoss mir ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf. Bree würde mir nie erlauben, krank mit Calum Gitarre zu üben. Der Gedanke, ihn heute Nachmittag nicht zu sehen und nicht mit ihm allein zu sein, erschien mir schmerzhafter als das Hämmern in meinem Kopf. Ich sollte aufstehen und an die frische Luft gehen, dann würden die Kopfschmerzen verschwinden. Vorsichtig setzte ich mich auf. Obwohl ich versuchte, mich langsam zu bewegen, wurde mir schwarz vor Augen. Stöhnend legte ich mich wieder zurück. Aufstehen war wohl keine gute Idee. Ich biss mir auf die Lippen. Ich musste es noch mal versuchen. Langsamer, wenn das überhaupt möglich war, richtete ich mich auf und zog mich an dem Bettpfosten nach oben. Ich stand, aber meine Beine waren nicht da, wo sie sein sollten. Ich merkte, wie sie mir den Dienst versagten, und ohne etwas dagegen tun zu können, fiel ich auf den Boden. Der Aufprall auf den harten Dielen war schmerzhaft. Als ich wieder zu mir kam, lag ich immer noch auf der Erde, unter meinem Kopf war allerdings ein Kopfkissen. Amelie und Bree knieten neben mir und sahen mich erschrocken an.
„Emma, alles in Ordnung?“, fragte Amelie. Ich versuchte zu nicken, aber der Schmerz drohte meinen Kopf zu sprengen.
„Meinst du, du kannst aufstehen und dich zurück ins Bett legen?“
Ich leckte über meine Lippen, die ganz trocken waren. Bree reichte mir ein Glas Wasser und ich trank gierig.
„Was ist passiert?“, fragte ich.
„Du bist umgekippt. Wir haben ein dumpfes Geräusch gehört und wollten nach dir sehen“, beantwortete Bree meine Frage.
Mit vereinten Kräften brachten die beiden mich ins Bett. Heute würde ich keine Bewegung mehr machen, so viel stand fest.
„Ich werde Dr. Brent bitten, sofort nach dir zu schauen. Vielleicht ist es etwas Ernsteres.“
Bree verließ das Zimmer.
„Ich muss zur Schule“, Amelie sah mich an. „Nicht bewegen, hörst du? Normalerweise würde ich dich um einen schulfreien Tag beneiden, aber …“, sie zögerte, „du siehst echt nicht gut aus.“
„Würdest du Calum bitte sagen, dass ich krank bin und wir heute nicht üben können? Er soll sich unterstehen, hierher zu kommen und einen Krankenbesuch zu machen. Versprich mir, dass du ihm das ausredest, falls er es vorhaben sollte. Er soll mich auf keinen Fall so sehen.“
Amelie nickte. „Ich verstehe genau, was du meinst. Keine Sorge, ich lasse mir was einfallen.“
Kaum war sie aus dem Zimmer, fielen mir die Augen zu und ich schlief ein. Erst als Bree vorsichtig an meiner Schulter rüttelte, wachte ich auf.
„Emma, wach bitte auf. Dr. Brent ist da und möchte dich untersuchen.“
Mühsam öffnete ich die Augen. Dr. Brent war höchstens Mitte dreißig, aber er machte einen äußerst kompetenten Eindruck. Er untersuchte mich gründlich. Dann runzelte er die Stirn und sah mich an.
„Du hast dir von deinem Ausflug eine Lungenentzündung als Andenken mitgebracht. Damit ist nicht zu spaßen, hörst du? Ich verschreibe dir Antibiotika und strengste Bettruhe. Du darfst das Haus nicht verlassen.“
Ich nickte ergeben. Strafe muss sein, dachte ich bei mir. „Wie lange?“, fragte ich ihn, während er sein Stethoskop in seiner Tasche verstaute.
„Das kommt darauf an, in welcher körperlichen Verfassung jemand ist. Ich schätze, du wirst das Schlimmste in zwei Wochen überstanden haben.“
Zwei Wochen, eine Ewigkeit. Den ersten Wettkampf konnte ich mir damit aus dem Kopf schlagen. Mr. Fallen würde nicht begeistert sein.
„Wichtig ist, dass du richtig gesund wirst. Aber bei Bree bist du in den besten Händen.“ Er lächelte mir aufmunternd zu und verließ das Zimmer.
Bree entwickelte auf der Stelle eine Energie, um mich gesund zu pflegen, dass ich schon vom Zuschauen wieder müde wurde. Erst brachte sie mir einen Teller aufgeschnittenes Obst, dann ein Glas frisch gepressten Orangensaft. Permanent schüttelte sie mein Kissen auf und zupfte an meiner Bettdecke herum. Später kam sie mit einer Schüssel heißer Brühe. Erschöpft stellte ich mich schlafend, um ihrer Fürsorge zu entgehen, und hoffte, dass Amelie bald nach Hause kommen würde. Wie immer allerdings, wenn man ungeduldig darauf wartet, dass etwas passiert, schlich die Zeit im
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