MondSilberLicht
Bademantel an und ging ins Wohnzimmer. Bree hatte den Kamin angemacht. Ich setzte mich auf das Sofa, deckte mich mit einer Wolldecke zu und begann zu lesen.
Es war ein gutes Buch und es schaffte endlich, mich abzulenken. Ich las den ganzen Nachmittag und den nächsten Vormittag.
Am Donnerstagmorgen war ich allein im Haus. Es ging mir wesentlich besser als am Montag. Ich lag im Bett und starrte an die Decke. Ob Calum gleich mit Amelie und Peter nach der Schule kommen würde, fragte ich mich. Ich wurde immer unruhiger. Wenigstens sah ich nicht mehr so furchtbar aus. Meine Lippen waren einigermaßen verheilt und die Schürfwunden an meinen Händen waren dank Brees Pflege fast nicht mehr zu sehen. Trotzdem merkte ich, wie mir beim Atmen die Lunge schmerzte, und auch die Kopfschmerzen waren nicht ganz verschwunden.
Mittags stand ich auf und aß einen Teller Cornflakes. Dann begann ich mein Zimmer aufzuräumen, nicht zu sehr, ich war schließlich krank. Ich öffnete weit das Fenster, um den Geruch von Krankheit und Medikamenten zu vertreiben. Zum Schluss kümmerte ich mich um mich selbst. Unter der heißen Dusche verschwanden die Kopfschmerzen fast völlig. Ich bürstete mein frisch gewaschenes Haar und föhnte es trocken. Dann verarztete ich die Reste meiner Wunden mit der Salbe. Als ich in den Spiegel schaute, war ich mit dem Resultat zufrieden. Perfekt war es nicht, aber das würde ich sowieso nie sein. Ich zog einen frischen Jogginganzug und dicke Socken an und machte es mir vor dem Kamin gemütlich.
Die Zeit dehnte sich unbarmherzig. Es kam mir vor wie Stunden, bis Amelie nach Hause kam. Ich hörte sie rufen. Verschlafen rieb ich mir die Augen. Da stand sie schon vor mir.
„Musst du mich so erschrecken? Ich habe befürchtet, du bist wieder umgeklappt und hast dir diesmal den Kopf angestoßen“, sagte sie vorwurfsvoll.
Verwirrt blickte ich sie an. Da sah ich Calum, der hinter ihr stand und amüsiert lächelte.
„Ich hab dir deinen Besuch gleich mitgebracht“, maulte Amelie beleidigt. „Sonst hättest du mir den ganzen Nachmittag in den Ohren gelegen.“
Wütend sah ich sie an, während meine Wangen sich röteten.
Sie schien meine Verlegenheit nicht zu bemerken, drehte sich um und verließ mit wehendem Haar das Zimmer.
Calum setzte sich neben mich und tat höflicherweise so, als ob er Amelies letzte Worte nicht gehört hatte.
„Geht es dir besser?“, fragte er und seine Stimme klang besorgt.
Unter seinem Blick schmolz ich dahin und nickte. Vorsichtig strich er mit einem Finger über meine aufgesprungenen Lippen. „Tut es sehr weh?“
„Nicht mehr.“ Ich hielt ganz still.
Amelie kam herein und unterbrach unsere Zweisamkeit.
„Wollt ihr in die Küche kommen? Mom hat Kuchen gebacken.“
Calum schaute mich fragend an. Ich wäre lieber mit ihm hier allein geblieben. Widerstrebend stand ich auf und wir gingen in die Küche.
Peter und die Zwillinge hatten sich auch eingefunden und wie immer redeten alle durcheinander, so dass wir kaum ein Wort miteinander wechseln konnten.
Als ich ihn nach zwei Stunden zur Tür brachte, nahm er mich viel zu kurz in die Arme und küsste mich aufs Haar.
„Kann ich dich am Wochenende wieder besuchen? Vielleicht können wir dann ein bisschen in den Garten gehen. Ich hätte nichts dagegen, mit dir allein zu sein.“
„Morgen kannst du wohl nicht?“ Ich konnte die Sehnsucht, die meine Stimme verriet, nicht unterdrücken.
Lächelnd sah er mich an. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit.
„Wir sollten es nicht übertreiben. Du musst doch wieder ganz gesund werden.“
„Okay, dann Samstag“, versuchte ich, vernünftig zu sein.
Nochmals strich er zum Abschied mit seinem Finger über meine Lippen.
Wie versprochen stand Calum Samstagnachmittag vor der Tür. Ich hatte ihn vom Fenster aus den Pfad zum Haus hochlaufen sehen. Mit einem vielleicht zu strahlenden Lächeln öffnete ich ihm die Tür.
„Wie fühlst du dich heute?“ Seine Augen leuchteten himmelblau.
„So gut, dass Bree erlaubt hat, dass ich in den Garten gehen darf.“
Ich zog ihn mit mir in den hinteren Teil des Gartens, denn ich hatte wenig Lust, ihn mit der ganzen Familie zu teilen.
Das Wetter war wunderschön, nicht zu kalt und nicht zu warm. Ein leichter Wind wehte vom Meer herüber und trug den Duft des salzigen Wassers und des warmen Sandes zu uns.
Wir setzten uns auf die Bank, auf der ich schon am Vormittag gelesen hatte. Fürsorglich wickelte er die warme Wolldecke um mich und griff nach dem Buch, das ich hier
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