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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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erwähnte. Ich wollte keinen neuerlichen Wutanfall heraufbeschwören. Ich musste allein herausfinden, was ich wissen wollte. Es würde sich auf der Reise bestimmt eine Möglichkeit ergeben.
Bald stellte ich fest, dass ich mich in unserem Reiseziel getäuscht hatte, vorerst fuhr Ethan mit uns nicht nach Edinburgh. Stattdessen übernachteten wir in Fort William und liehen Fahrräder aus.
„Wir werden die nächsten Tage nicht im Auto sitzen, sondern mit dem Fahrrad nach Inverness fahren“, eröffnete uns Ethan mit einem strahlenden Lächeln. Hannah und Amber brachen in Jubelgeschrei aus, aber als Bree erfuhr, dass es sich immerhin um über einhundert Kilometer handelte, stöhnte sie auf. Ethan lächelte ihr aufmunternd zu.
„Kommt schon, ein bisschen Bewegung wird uns allen guttun.“
Mir war alles recht, solange es mich ablenkte.
Das schöne Wetter hielt sich zum Glück auch die nächsten Tage. Überall blühte roter und lilafarbener Phlox. Es sah wunderschön aus. Die Tour führte über ruhige Nebenstraßen und Wälder vorbei am Loch Lochy und Loch Ness. Meine Laune besserte sich von Tag zu Tag, was nicht unwesentlich mit den Anstrengungen von Amelie und Peter zu tun hatte, mich aufzumuntern. Ich wollte nicht, dass sie vergeblich kämpften, also versuchte ich, wenigstens tagsüber die Gedanken an Calum zu verdrängen und mich auf unsere Reise zu konzentrieren. Nachts aber kamen die Erinnerungen ungefragt ganz von selbst. Wir übernachteten in Jugendherbergen, was der Sache einen zusätzlichen Reiz verlieh, da dort abends immer etwas los war und ich kaum in Ruhe zum Nachdenken kam. Nach drei Tagen trafen wir mit schmerzenden Gliedern, aber bester Laune in Inverness ein.
„Wir bleiben zwei Tage hier und ruhen uns aus“, verkündete Ethan.
Es war schön, wieder mal in einer größeren Stadt zu sein. Nachdem wir das Gepäck ins Hotel gebracht und geduscht hatten, stürzten wir uns ins Getümmel.
„Seid heute Abend zum Konzert pünktlich am See“, rief Bree uns hinterher, bevor wir zwischen den Menschen verschwanden. Amelie und ich vertrödelten den ganzen Tag in Geschäften und Cafés.
Erschöpft trafen wir uns bei Einbruch der Dunkelheit am Ufer des Loch Ness. Wir ließen uns auf die Decken fallen, die Bree und Ethan mitgebracht hatten, und packten gemeinsam mit Peter Cola und Sandwichs aus. Die Atmosphäre unter dem dunklen Sternenhimmel war phänomenal. Wir saßen am Ufer des Sees und lauschten andächtig der schottischen Musik. Normalerweise wäre es ein perfekter Abend gewesen. Aber was war noch normal in meinem Leben.
„Ich brauche ein bisschen Reiselektüre“, meinte ich beiläufig am nächsten Morgen beim Frühstück. „Ich würde gern in einen Buchladen gehen.“
„Ihr wart doch gestern den ganzen Nachmittag einkaufen“, brummte Ethan müde.
Bree warf ihm einen auffordernden Blick zu.
„Okay. Uns treibt ja nichts“, sagte er mit einem prüfenden Blick auf mich. „Aber ich will heute Nachmittag weiterfahren.“
Unser Auto war nach Inverness gebracht worden, so dass wir nicht nach Fort William zurückradeln mussten.
Amelie hatte keine Lust, mit mir die Buchläden der Stadt zu durchkämmen, so dass ich glücklicherweise allein war und ihr keine Erklärung für mein Vorhaben geben musste. Es dauerte,  bis ich die Bibliothek fand. Dort vertiefte ich mich in verschiedene Abhandlungen zu schottischen Überlieferungen. Ich hoffte auf eine genauere Beschreibung der Shellycoats. Leider wurde ich enttäuscht. Außer ein paar Märchen über Kobolde und Elfen war nichts zu finden.
Auf meine Frage erklärte die Bibliothekarin: „Es gibt in Edinburgh eine große Abteilung zu schottischen Legenden und Sagen. Es gab dort einen Professor für Geschichte, der akribisch alles zusammengetragen hat, was er zu diesem Thema finden konnte. Als er in den Ruhestand ging, hat er die Sammlung der Bibliothek gestiftet.“
Ich bedankte mich und war mir sicher zu wissen, welchen Professor sie meinte.
Bevor wir nach Edinburgh weiterfuhren, ließ Ethan es sich nicht nehmen, mit uns zum Schlachtfeld nach Culloden zu fahren. Er interessierte sich leidenschaftlich für den Zwist zwischen den Engländern und Schotten. Er erzählte von Kolumban, der im sechsten Jahrhundert nach Schottland gekommen war und hier angeblich ein Kloster errichtet hatte. In schillernden Farben berichtete er von den Einfällen und Verwüstungen der Wikinger. Besonders ausführlich war er bei seinen Ausführungen über den letzten Versuch der Stuarts, ihre

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