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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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flatterten kurz auf. Es war unsinnig, ich sollte das sofort wieder vergessen.
Als ich das nächste Mal aufwachte, schien die Sonne durch die Zeltbahnen. Amelie schlief neben mir wie ein Murmeltier. Ich hatte nicht gehört, dass sie zurückgekommen war. Ich kämmte mein Haar und zog mich um. Dann kroch ich hinaus. Ich war nicht der erste Frühaufsteher. Einige Verrückte rannten in Badehose oder Bikini durchs Lager. Sie konnten nicht ernsthaft vorhaben, jetzt in den See zu springen. Die Sonne schien zwar schon, wärmte aber nicht ansatzweise. Mir war es schon im T-Shirt zu kalt. Ich erwog, meinen Pullover aus dem Zelt zu holen, wollte Amelie aber nicht wecken. Da sah ich Calum, der nicht weit entfernt stand und mich musterte. Hatte er die ganze Nacht draußen verbracht?
Kopfschüttelnd ging ich zu den Waschräumen, um mir die Zähne zu putzen und das Gesicht zu waschen.
Plötzlich hörte ich Schreie. Sie gellten über den Zeltplatz und das Blut gefror mir in den Adern. Ich drehte mich herum und rannte zum Seeufer, von wo die Schreie kamen. Wie am Rande nahm ich wahr, dass verschlafene Köpfe aus den Zelten gesteckt wurden. Ethan lief an mir vorbei und zog sich im Laufen ein T-Shirt über. Kurz bevor ich das Seeufer erreichte, fing Calum mich ab. Er hielt mich fest, so dass ich nicht weiterlaufen konnte.
„Geh nicht dorthin, Emma. Bitte. Hör dieses eine Mal auf mich. Es ist kein schöner Anblick. Glaub mir.“
Ganz außer Atem verharrte ich in seinen Armen. Da sah ich Bryan, der eine völlig aufgelöste und weinende Jamie vom See wegführte. Andere Mädchen, die eben lachend in ihren Bikinis zum Ufer gelaufen waren, kamen verstört zurück und stützten sich gegenseitig. Einige Lehrer hatten sich am Seeufer postiert und ließen niemanden vorbei.
„Calum, was ist passiert?“ In seinen Armen war es wunderbar warm und er ließ mich nicht los. Er sah mich an, als überlegte er, was er mir sagen sollte.
„Es ist jemand letzte Nacht ertrunken“, sagte er mit rauer Stimme.
„Wer?“, fragte ich tonlos.
„Maria“, antwortete er und sah mich nicht an.
Das rothaarige Mädchen aus dem Sportkurs, das letzte Nacht neben mir am Feuer gesessen hatte? Ich schnappte nach Luft, meine Beine wurden zu Watte.
Calum zog mich fester an sich. Ich versuchte, einen klaren Gedanken zu formulieren. Was mir, so nah bei ihm, jedoch nicht recht gelingen wollte.
„Ertrunken?“, fragte ich nach einer Weile mit belegter Stimme. „Du glaubst doch selbst nicht, dass sie letzte Nacht in diesem eiskalten See schwimmen wollte.“
Beschwörend sah er mich an.
„Wolltest du deshalb nicht, dass ich letzte Nacht draußen herumlaufe?“, flüsterte ich.
„Geht es wieder?“, fragte er bloß, ohne auf meine Fragen einzugehen. Als ich langsam nickte, ließ er mich so abrupt los, dass ich fast gefallen wäre, drehte sich um und ging fort. Ohne seine Wärme wurde mir eiskalt. Ich begann zu zittern. Vorsichtig ging ich zum Zelt zurück. Amelie hatte von dem Tumult nichts mitbekommen und schlief noch fest. Ich zog meinen Pullover an und rüttelte sanft an ihrer Schulter.
„Amelie, du musst aufwachen.“ Es dauerte einige Zeit, bis ich sie wach bekam, so wach, um ihr zu erzählen, was passiert war. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie mich an. Erst wollte sie mir nicht glauben und schüttelte immer wieder den Kopf. Doch als Aidan mit bleichem Gesicht ins Zelt kroch, vergrub sie ihr Gesicht an seiner Brust und begann zu weinen.
Ich ging hinaus, um die beiden allein zu lassen. Ein Fehler, wie sich herausstellte.
Direkt neben mir liefen zwei weißgekleidete Männer mit einer Trage vorbei. Das Tuch, das den Körper bedeckte, der auf der Trage lag, verrutschte. Marias grüne Augen starrten mich angsterfüllt an. Ich biss auf meine Hand, um einen Schrei zu unterdrücken. Die Männer sahen mich besorgt an und zogen schnell wieder das Tuch über Marias Gesicht. Aber nicht schnell genug, den Ausdruck in ihren Augen würde ich nie vergessen können.
Es dauerte eine Weile, bis die Untersuchung abgeschlossen war und wir abreisen durften. Man nahm an, dass Maria in den See gefallen und dabei ertrunken war. Es fand sich keine andere Erklärung, weshalb Maria am Ufer des Sees gefunden wurde. Mir fiel zwar eine Erklärung ein, aber ich hütete mich, diese anzubringen. Sooft ich an diesem Tag Calums Blick suchte, musste ich feststellen, dass er mich ignorierte.
In bedrückter Stimmung fuhren wir heim. Ethan brachte uns zu Bree nach Hause und fuhr dann zu Marias

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