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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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zu Hause fort, um ihn zu sehen. Ethan würde einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn er davon erfuhr. Dr. Erickson war meist unterwegs, aber Calum hatte Sophie überredet, unsere Treffen zu dulden. Wie, war mir schleierhaft. Ich hatte Amelie eingeweiht. Sie war Feuer und Flamme gewesen und hatte versprochen, uns zu helfen. Fast täglich, mit nur wenigen Ausnahmen, schlichen Amelie und ich nachmittags aus dem Haus. Amelie hatte einen unerschöpflichen Vorrat an Ausreden. Oft waren wir beide angeblich zusammen in der Bibliothek, im Schwimmbad oder bei Jamie. In Wirklichkeit traf sie sich mit Aidan, während ich bei Calum war. Wir achteten darauf, immer gleichzeitig und vor dem Abendessen zu Hause zu sein.
„Immer dachte ich, meine Mutter erzählt mir Märchen.“
„Seit Tausenden von Jahren erzählen die Menschen Geschichten über uns. Über Nixen, Wassermänner, Elfen, Trolle, Drachen … und du glaubst, das wäre alles der menschlichen Fantasie entsprungen? Es gibt nur eins, in dem der Mensch fantasievoll ist. In den Bemühungen, die Natur und alles, was ihm fremd ist, zu zerstören.“ Seine Stimme zitterte bei diesen Worten.
Verunsichert sah ich ihn an.
„Entschuldige.“ Er zog mich an sich und küsste meine Stirn.
„Es gibt, oder besser gab sie alle. Für euch sind wir Wesen aus Legenden, mehr oder weniger gut oder böse. Ihr denkt, ihr seid die einzigen fühlenden Wesen, die die Welt bevölkern.“
„Bekommst du im Wasser eigentlich einen Fischschwanz?“, unterbrach ich ihn, um das Thema zu wechseln.
Er wuschelte durch mein Haar und lachte.
„Nein, natürlich nicht, du Dummerchen. Das sind nur eure komischen Geschichten. Was ihr alles aus uns macht. Nixen haben Fischschwänze, sie können an Land nicht überleben, im Gegensatz zu uns.“ Er schüttelte den Kopf, immer noch amüsiert.
Beleidigt drehte ich mich um.
„Sei nicht sauer.“ Langsam und unwiderstehlich strich er mit seinen Lippen an meiner Wange entlang. Ich wandte mich ihm wieder zu, drückte mein Gesicht gegen seine Brust und atmete tief ein.
„Erzähl weiter“, murmelte ich, während meine Hände unter sein T-Shirt wanderten.
„Früher lebten alle Völker friedlich zusammen auf der Erde. Menschen, Faune, Werwölfe, Nixen, Feen, Vampire, Zwerge, Elfen, Wassermänner und viele mehr. Dann begannen die Menschen uns zu bekriegen. Wir wurden euch fremd, ihr verlerntet, im Einklang mit der Natur zu leben. Ihr verleugnetet die alten Götter. Und ihr wurdet immer mehr. Daher brauchtet ihr mehr Lebensraum. Nichts war den Menschen heilig. Es wurden Legenden über uns erfunden, in denen wir böse und grausam waren. Dabei hatten wir euch nie etwas angetan. Jedenfalls bis damals nicht.“ Seine Stimme klang traurig. „Und so zogen wir uns zurück in die Tiefen der Wälder und der Meere und Seen. Wie gern würde ich dir meine Welt zeigen. Es gibt nichts Schöneres, als durch glitzernde Bäche, reißende Flüsse und abgrundtiefe Seen zu schwimmen.“ Verträumt blickte er in eine mir unbekannte Welt. Seine Stimme klang wehmütig.
„Deshalb konntest du mit den Walen sprechen.“
Er nickte. „Euer Lärm verwirrt sie. Deshalb landen immer mehr Wale an den Küsten. Es ist grausam für die Tiere.“
„Du vermisst das Wasser, oder?“
Er nickte.
„Während ich bei euch lebe, muss und kann ich nur in den Vollmondnächten zu meinem Volk zurückkehren. Ansonsten verliere ich die Möglichkeit, als Mensch zu leben.“
„Kannst du mich nicht einmal mitnehmen? Mit dir zusammen bräuchte ich keine Angst zu haben.“
Abrupt setzte er sich auf.
„Daran darfst du nicht mal denken, hörst du? Nie darfst du mir in einer Vollmondnacht an einen See folgen. Es wäre lebensgefährlich für dich, sollte jemand aus meinem Clan dich bemerken. Menschen, die von unserer Existenz erfahren, müssen sterben.“
Erschrocken sah ich ihn an. „Das ist unmenschlich.“
Jetzt war es an ihm, mich verdutzt anzuschauen.
„Wir sind auch keine Menschen“, flüsterte er nach einer Weile. „Das darfst du nie vergessen.“
„Weshalb tut ihr das?“
„Um uns zu schützen. Diese Regeln wurden in der Zeit der großen Kriege mit den Menschen festgelegt und nie verändert. Es sind nicht nur unsere Gesetze. Die Regeln gelten für alle Fabelwesen. Der Große Rat, in dem Abgesandte aller Völker vertreten sind, wacht über die Einhaltung dieser Gesetze. Das ist für uns von existenzieller Bedeutung. Was die Menschen uns angetan haben, war so grausam, dass beschlossen wurde, uns aus der Welt

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