MondSilberLicht
Ich vergaß zu atmen und endlich küsste er mich. Meine Lippen öffneten sich und leidenschaftlich erwiderte ich seinen Kuss. Meine ganze Sehnsucht lag darin.
„Das sollte ein vorsichtiger, zärtlicher erster Kuss werden.“ Amüsiert lächelte Calum mich an.
Ich merkte, wie ich rot wurde und lehnte meinen Kopf an seine Brust.
„Ich habe zu lange darauf warten müssen.“
Wieder küsste er mich, bis mir schwindelig wurde. Atemlos löste ich mich aus seiner Umarmung und wich einen Schritt zurück. Sofort ließ er mich los.
„Emma, ich möchte nichts tun, das du nicht auch willst.“
Ich ergriff seine Arme und schmiegte mich wieder an ihn.
„Achte einfach nicht auf mich.“
Er lachte leise. Als seine Lippen diesmal meine berührten, geschah es ganz sanft und zart, fast nur ein Streicheln.
„Besser?“, flüsterte er.
„Nicht wirklich“, gab ich ebenso leise zurück und schlang meine Arme um seinen Hals.
„Hmmm“, murmelte er, schüttelte leicht den Kopf und ich hörte sein geliebtes leises Lachen. Ich wünschte, er würde mich nie mehr loslassen.
Irgendwann löste er sich von mir, setzte sich ins Gras und zog mich auf seinen Schoß.
„Es war so viel klüger von dir, dich von mir fernzuhalten“, sagte er in unser Schweigen.
„Ich fürchte, dafür ist es jetzt endgültig zu spät. Oder könntest du es?“
„Es hat mir das Herz gebrochen.“
„Dafür hast du dich ja mit Valerie getröstet“, entschlüpfte es mir und ich wurde gleichzeitig knallrot.
„Dummchen. Das war kein Trost, das war Ablenkung.“
„Hat es funktioniert?“
„Kein bisschen.“
„Wie soll es weitergehen?“, fragte ich ihn zwischen seinen Küssen.
„Ich weiß es nicht.“
„Gibt es denn keine Möglichkeit? Es muss einen Ausweg geben, damit wir zusammenbleiben können. Ich will dich nicht verlieren, das würde ich nicht noch einmal aushalten“, sagte ich.
Dieses Gefühlschaos war zu viel für mich. Tränen liefen über meine Wangen. Calum hielt mich ganz fest. Ich weiß nicht, wie lange wir so dasaßen. Zeit hatte keine Bedeutung. Er war bei mir, nichts war wichtiger. Er strich über mein Haar und küsste meine Tränen fort.
„Ich liebe dich!“, raunte er mir ins Ohr. „So gern würde ich für immer bei dir bleiben.“
Ich schluckte und wusste nichts zu erwidern.
„Woran denkst du?“, fragte er, während seine Finger sanft über meine Lippen strichen und meine Kehle hinunterwanderten.
„Ich werde dich erlösen“, versprach ich, „wie im Märchen.“
Als Kind hatte ich Märchen geliebt. Die Prinzessin musste meistens einfach über sieben Berge und durch sieben Meere wandern, um ihren Prinzen zu erlösen - und peng … wenn sie nicht gestorben sind … Das konnte heutzutage nicht so schwer sein.
„Das hier ist kein Märchen, Emma“, erwiderte er und es klang bedauernd. „Und es ist in Ordnung, wenn du Angst hast vor dem, was ich bin. Unsere Welt unterscheidet sich so sehr von der euren. Du hast gesehen, was mit Maria geschehen ist. Sie hat eine Grenze überschritten und wurde bestraft. Dabei war sie völlig ahnungslos.“
Bedauern klang in seiner Stimme mit.
Ich dachte an den schrecklichen Ausdruck in Marias Augen. Das war blanke Angst gewesen.
„Hast du deshalb vor meinem Zelt gestanden? Weil du wusstest, dass es gefährlich war, in dieser Nacht draußen zu sein?“
Er nickte. „Du hast es gehört. Das Geräusch. Dort draußen schwammen Wassermänner. Im Loch Ness befindet sich unsere heilige Quelle. Unsere Göttin schuf das Geschlecht der Shellycoats aus dem Wasser jener Quelle. Um euch Menschen vom See fernzuhalten, erfanden wir vor Jahrhunderten die Legende von Nessie. Regelmäßig sorgten wir dafür, dass jemand das Ungeheuer sah. Wir hörten auf, als wir merkten, dass die Erscheinung die Menschen eher anzieht als abschreckt. Es ist unentschuldbar, dass ein Mensch sich nachts der Quelle nähert. Maria hat das getan und wurde bestraft, obwohl sie nicht einmal wusste, was sie tat. Sie wurde mit Absicht zu der Stelle gelockt und ich vermute auch, von wem.“ Er schlug mit der Hand ins Gras. „Ich hätte es verhindern müssen. Aber ich kam zu spät. Ich hatte solche Angst um dich.“
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. „Weshalb musste sie denn gleich sterben? Das ist furchtbar.“
„Du kannst mich fortschicken, wenn du Angst hast.“
Er sah mich an, als ob er das hoffte. Und hielt mich so fest, als müsse er sich versichern, dass ich bei ihm blieb.
„Du kannst nicht gefährlich für mich sein“, antwortete ich mit
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