MondSilberLicht
wurde immer angespannter. Mehrmals spielte mir meine Fantasie einen Streich und ich glaubte, Calum zu sehen. Aber es entpuppte sich jedes Mal als eine Täuschung. Es war gegen zwei Uhr morgens und ich tippte wütend auf meinem Laptop herum, als ich das gewohnte Knarren meines Fensters hörte. Ich schaute nicht auf, sondern starrte weiter finster auf den Bildschirm.
„Entschuldige“, lachte er leise. „Ich dachte nicht, dass du so lange warten würdest.“
Er schob sich hinter mich aufs Bett.
„Ist dir nicht kalt?“
Er musterte mich, wie ich da mit T-Shirt und kurzer Hose saß. Ich gab keine Antwort. Langsam und zärtlich bedeckte er meinen Hals und meinen Nacken mit Küssen. Sofort wurde mir warm.
„Du bist mir böse“, stellte er fest.
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich merke es genau, du kannst vor mir nichts verbergen.“
Ihn schien meine Angst zu amüsieren.
„Lass das“, sagte ich und zog meinen Kopf weg. „Ich bin nicht böse, ich bin wütend. Du warst viel zu lange fort. Ich sterbe jedes Mal vor Angst, dass du nicht zurückkommen könntest, und du machst dich lustig über mich.“
Er beachtete meine Worte nicht, sondern zog mich fester an sich und fuhr fort, meinen Nacken mit seinen Lippen zu streicheln. Schauer liefen durch meinen Körper.
„Hör auf damit“, versuchte ich noch mal zu protestieren, „so kann ich dir unmöglich länger böse sein.“
„Das ist der Plan.“
Er zog mich mit einem Ruck auf seinen Schoß, verschloss meinen Mund mit seinen Lippen und mein Widerstand schmolz dahin.
Wie jedes Mal wenn er zurückkam, wirkte er ganz euphorisch, als ob diese Nächte ihn belebten. Ich konnte kaum ermessen, was diese Nächte ihm bedeuteten.
„Ich habe mir etwas überlegt“, sagte er nach einer Weile. „Ich würde gern etwas ausprobieren … Aber ich warne dich, es ist verrückt. Okay, es ist völlig irrsinnig.“
Irritiert sah ich ihn an. Wenn er in diesem Ton mit mir sprach, konnte ich ihm nichts abschlagen.
„Komm, zieh dir was an.“
Schnell sammelte er meine Sachen zusammen, die verstreut auf dem Boden lagen, und schüttelte dabei den Kopf über meine Unordnung.
Dann half er mir, aus dem Fenster zu klettern. Hand in Hand liefen wir über die Wiese.
„Wo willst du mit mir hin?“, fragte ich ihn, nachdem ich ins Auto gestiegen war.
„Lass dich überraschen.“
Er fuhr los.
„Wie war es heute Nacht?“ Ich versuchte, beiläufig zu klingen.
„Wie immer.“
Er klang gleichmütig, doch in seinen Augen blitzte der Übermut. Er griff nach meiner Hand und zog sie an seine Lippen.
Ich lehnte mich in meinen Sitz und schwieg. Er würde mir nicht verraten, was er vorhatte.
Es dauerte eine Weile, bis wir am Ziel ankamen. Ich stieg aus und sah mich um. Hätte der Vollmond nicht geschienen, wäre es stockfinster gewesen. Wir waren mitten in den Bergen.
„Calum, was hast du vor?“, fragte ich besorgt.
„Du musst keine Angst haben, ich möchte etwas ausprobieren. Er griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her. Ich hatte einige Mühe, mit ihm Schritt zu halten und im Dunkeln nicht zu stolpern. Mit großen Schritten lief er bergauf. Ich war so auf den unebenen Weg vor mir konzentriert, dass ich nicht darauf achtete, wohin er lief. Erst als er abrupt stehen blieb, so dass ich gegen ihn prallte, sah ich auf. Wir standen auf einer Bergkuppe. Zu unseren Füßen, eingebettet in die grünen Hänge, lag ein See. Das Wasser sah von hier oben pechschwarz aus.
Calum strahlte mich an, doch ich schüttelte verständnislos den Kopf.
„Weshalb schleppst du mich mitten in der Nacht in die Berge?“, fragte ich argwöhnisch.
„Ich möchte, dass du mit mir schwimmen gehst.“
Seine Augen glühten erwartungsvoll.
„Das kann nicht dein Ernst sein.“
Ich schüttelte den Kopf und wich einen Schritt zurück. Doch er hielt meine Hand fest.
„Abgesehen davon, dass ich nie in einen See gehe, schon gar nicht mitten in der Nacht, haben wir etwas versprochen.“
„Du hast recht und ich habe lange darüber nachgedacht. Ich bin mir sicher, dass es hier ungefährlich sein wird. Bitte, Emma, ich möchte ein einziges Mal gemeinsam mit dir schwimmen, und ich kann es nur in einer Vollmondnacht tun.“
Beinahe flehend sah er mich an.
„Weshalb ist dir das so wichtig?“
Er musste den Verstand verloren haben.
„Ich bin ein Wassermann, Schwimmen ist mein Leben. Tu mir den Gefallen und ich glaube, danach wirst du verstehen, weshalb es mir so viel bedeutet.“
Es war unmöglich, seiner Bitte nicht nachzugeben.
„Du
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