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MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

Titel: MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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immer dichter herunterzuströmen, und ich selbst mit eingeschaltetem Fernlicht die Straße nur mit Mühe erkennen konnte, sank meine Zuversicht wieder auf einen Tiefpunkt. So würde ich Dunnet Head erst Stunden später erreichen. Die Ungewissheit, was in Leylin vor sich ging, nagte an mir. Hatte der Kampf begonnen? War er womöglich schon verloren? War Calum noch er selbst? Wohin waren Amia und Miro mit dem Baby geschwommen? Waren sie in Jumis Haus nicht mehr in Sicherheit gewesen? Oder wollte Miro sein Volk im Kampf nicht allein lassen? Hätte der Baum mir nicht mehr zeigen können? Vor Nervosität kaute ich auf meiner Unterlippe, während meine Augen auf der Straße vor mir klebten. Berge und Wälder flogen an mir vorbei. Alles war groß, grün und nass. Das stetige Tropfen des Regens und die hinter mir liegenden Anstrengungen forderten ihren Tribut. Immer wieder fielen mir die Augen zu. Selbst die Musik des Radios, die viel zu laut durch den Wagen dröhnte, konnte meine Müdigkeit nicht vertreiben. Ich umklammerte das Lenkrad mit beiden Händen, wild entschlossen, meinem Schlafbedürfnis nicht nachzugeben. Hätte ich Streichhölzer dabei gehabt, hätte ich sie mir spätestens jetzt zwischen die Lider gesteckt.
    Meine Augen fielen zu. Wildes Hupen und quietschende Reifen schreckten mich auf. Ich riss das Lenkrad herum und wich dem riesigen Truck aus, der vor mir aus der Erde zu wachsen schien. Der Schreck saß mir in den Gliedern. Ich fühlte mich unfähig weiterzufahren und lenkte das Auto in die nächste Haltebucht, die ich am Straßenrand erkennen konnte. Ich schaltete den Motor aus und legte meinen Kopf mit geschlossenen Augen zurück. Nur ein paar Minuten, schwor ich mir. Nicht länger. Aber ich musste etwas ausruhen.
     
    »Emma, du musst aufwachen«, hörte ich eine Stimme in meinem Kopf. »Sie brauchen dich. Der Kampf hat begonnen.« Ich schreckte hoch. Wer hatte da mit mir gesprochen? Panisch sah ich mich um. War jemand im Auto? Doch ich war allein.
    Mairi. Es war die Stimme der Hohepriesterin gewesen, die mich geweckt hatte.
    Jetzt bemerkte ich die Kälte. Meine Finger waren ganz steif. Wie spät war es? Was hatte ich angerichtet? Ich hatte seelenruhig geschlafen, während meine Freunde starben. Wie blöd konnte man eigentlich sein? Mit den Eisklumpen, die eigentlich meine Hände waren, versuchte ich den Wagen zu starten – einmal, zweimal. Tränen des Zorns liefen mir über das Gesicht, die ich wütend versuchte wegzuwischen. Doch es kamen immer neue. Beim fünften Versuch sprang der Wagen an. Ich lenkte ihn auf die Straße und raste los. Ich achtete kaum auf die wenigen anderen Autos, die mir entgegenkamen und mich empört anhupten. Eineinhalb Stunden lagen noch vor mir und ich war wild entschlossen, diese Zeit zu verkürzen. Die schwierigste Aufgabe lag schließlich noch vor mir. Ich musste Ys finden, und zwar mitten in der Nacht und in einem wild tosenden Meer. Ich schluchzte auf.
     

 
    19. Kapitel
     
    Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es eine Stunde nach Mitternacht war, als ich in der Nähe von Dunnet Head ankam. Das letzte Stückchen bis zu den Klippen musste ich zu Fuß gehen.
    Ich wollte keine weiteren Verzögerungen riskieren und auch nicht noch einmal darüber nachdenken, welchen Irrsinn ich da vorhatte. So schnell ich konnte, zog ich mich aus und schlüpfte in meinen Anzug. Sofort umgab er mich wie eine zweite Haut und fühlte sich tröstlich vertraut an. Ich stopfte mir ein Stück Brot in den Mund und trank einige Schlucke. Als ich fertig war, zog ich behutsam Excalibur aus dem Rucksack. Ehrfürchtig strich ich über die leuchtende Klinge. Dann fasste ich den Dolch fest am Knauf und ging, ohne mich noch einmal umzuschauen, den schmalen Weg entlang zu den Klippen. In der Ferne spendete der Leuchtturm von Dunnet Head etwas Licht.
    Die Vögel, die tagsüber die Luft mit lautem Krächzen erfüllten, schliefen. Nur ab und zu vernahm ich ein Knarren oder Keifen. Der Lärm der donnernden Wellen, die sich an den Felsen unter mir brachen, verschluckte jedes andere Geräusch. Das Meer tobte. Regen peitschte mir ins Gesicht. Ich durfte nicht darüber nachdenken, was geschah, wenn mich einer der Brecher an die Felsen drückte. Fest umklammerte ich den Dolch. Ich stellte mich an den Rand der Klippe und sprang, soweit ich konnte, ins Meer hinaus. Das Wasser umhüllte mich, der Sog zog mich nach unten. Es war stockfinster. Ich tauchte tiefer und schwamm mit kräftigen Bewegungen fort von den

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