MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
Augen.
Hellblaues Wasser umspielte meinen Körper. Calum saß an einen Felsen gelehnt und hielt mich in den Armen. Seegras bedeckte den Meeresgrund. Ich konnte durch das Wasser die Sonne sehen. Beruhigend streichelte er mich. »Es ist vorbei«, sagte er sanft.
»Du hast mich gerettet«, stellte ich verwundert fest und versuchte meine Beine zu bewegen. Es gelang mir nicht. Aber wenigstens lebte ich. Das war mehr, als ich erwartet hatte.
»Nur einen Moment später und die Trümmer der Insel hätte dich begraben«, antwortete Calum.
Ich erinnerte mich an den riesigen Brocken, der auf mich zugerast war.
»Wie konntest du das nur tun? Was hast du dir dabei gedacht? Du hättest sterben können. Beinahe hätte ich dich verloren.«
Ich lächelte ihn an. Das war so typisch für ihn.
Er beugte sich über mich und küsste mich mit solcher verzweifelten Leidenschaft, dass alles andere unwichtig wurde.
»Ich musste. Es gab keinen anderen Weg. Aber wie hast du mich gefunden?«, fragte ich ihn, als er mich wieder freigab.
»Raven kam zu mir. In dem Moment, in dem die feindlichen Kämpfer erstarrten und diese gruseligen Schatten ihre Körper verließen. Ich wollte den Kampf nicht verlassen und erst verstand ich nicht, wovon sie sprach. Sie meinte, ich müsste dich retten. Ich sollte im Meer nach dir suchen. Auf deine Stimme hören. Erst dachte ich, sie hat den Verstand verloren. Ich glaube, wenn ich nicht getan hätte, was sie von mir verlangte, hätte sie mich eigenhändig ins Meer geprügelt. Also tat ich, was sie befahl. Kaum war ich im Wasser, hörte ich dich. Hätte ich nur eine Sekunde länger gezögert – ich wäre zu spät gekommen.«
Ich legte meine Finger auf seinen Mund und strich über seine Lippen.
»Es ist vorbei«, wiederholte ich seine Worte und hoffte, dass er sich beruhigte.
»Amia ist tot«, flüsterte er.
Dunkle Verzweiflung kroch in meine Fingerspitzen und lähmte mich. Es war also wahr.
Calum zog mich fester an sich und vergrub sein Gesicht in meinem Haar. Sein Körper bebte.
Amia und Calum. Sie waren zusammen groß geworden. Sie hatten soviel miteinander geteilt. Amia, Calum und Elin.
Jetzt lebte nur noch er.
»Joel?«, fragte ich leise.
»Er lebt.«
Erleichtert nickte ich und strich Calum durchs Haar.
Wir schwiegen beide dicht aneinandergeschmiegt.
Tränen liefen mir die Wangen hinunter und vermischten sich mit dem Meereswasser. Ich würde sie so vermissen. Jeden einzigen Tag, der zukünftig kommen würde, würde sie mir fehlen. Ich traute mich nicht, nach ihrem Kind zu fragen. Ich traute mich nicht, an Miro zu denken – an seinen unendlichen Schmerz.
»Du hast mich nicht gefragt«, stellte Calum nach einer Weile fest und ein Vorwurf schwang in seiner Stimme.
»Was gefragt?« ich strich mit meinen Fingern über seine Brust.
»Ob ich noch ich selbst bin. Ich hatte dir beim Abschied gesagt, dass du mir nicht trauen sollst, wenn wir uns wieder sehen.«
»Wenn du nicht mehr du wärst, hättest du mich nicht gerettet, schätze ich.«
»Vermutlich nicht«, antwortete er und klang resigniert. »Es wäre trotzdem schön, wenn du ein einziges Mal das tun könntest, worum ich dich bitte.«
»Bist du noch du selbst?«, fragte ich und versuchte zu lächeln.
Calum schwieg, bis ich zu ihm aufsah. Sein Blick war in die Ferne gerichtet.
»Wer von uns wird das jemals wieder sein?«
Darauf gab es nichts zu sagen.
»Wir sollten an Land schwimmen. Sie werden auf uns warten. Meinst du, du schaffst das?«, fragte Calum.
»Wenn du mich nicht loslässt.«
Ich versuchte mich aufzurichten. Meine Beine knickten unter mir weg. Besorgt sah Calum mich an und nahm mich auf seine Arme.
»Irgendwo hier ist eine Barriere«, warnte ich. »Sie ist aus Strudeln und Sand. Die Undinen müssen sie errichtet haben, um Eindringlinge fernzuhalten.«
»Hier ist nichts mehr«, erwiderte Calum. »Nur friedliches Meer. Alles, was die Undinen jemals erschaffen haben, ist verschwunden. Für immer.«
Behutsam schwamm er mit mir durch das Wasser der Sonne entgegen. Am Ufer trug er mich an Land.
Es war nicht weit von der Stelle entfernt, an der ich ins Wasser gegangen war. Ich erkannte sie wieder. Die Klippen hatte ich im Spiegel gesehen. Hier hatte der Kampf stattgefunden. Weshalb hatte Elisien diesen Platz ausgewählt? Fragend sah ich Calum an.
»Raven hat Elisien im letzten Augenblick überzeugt, hier zu kämpfen. Sie hat uns nicht gesagt, weshalb. Es war gefährlich, herzukommen und wir waren nicht
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