MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
, erklang in die Stille Sophies zitternde Stimme. Ich erstarrte. Niemand von uns rührte sich. Ihre Augen waren nach wie vor geschlossen. Hatte ich mir das eingebildet? Ein Blick zu Peter und Dr. Erickson belehrte mich eines Besseren. Raven stand als erste auf, trat an das Bett und griff nach Sophies Hand.
»Sophie«, hörte ich Dr. Erickson flüstern. Er strich über ihr Gesicht. »Sophie, bitte. Sag, dass ich das nicht geträumt habe.« Seine Stimme brach.
»› Ich werde dich nicht verlassen‹, sagte der kleine Prinz «,hörten wir wieder ihre dünne Stimme.
Tränen rannen mit einem Mal über das alt gewordene Gesicht von Dr. Erickson. Er beugte sich über Sophie und gab ihr erst einen Kuss auf die Stirn und dann auf den Mund. Ich zog Peter und Raven fort und wir schlossen den Vorhang hinter uns. Auch in Ravens Augen schimmerten Tränen. Peter machte einen Schritt auf sie zu, und ich war mir sicher, dass er vorhatte, sie in den Arm zu nehmen. Doch etwas hielt ihn ab.
Kurze Zeit lauschten wir den leisen Stimmen hinter dem Vorhang.
»Was machen wir jetzt?«, fragte ich Raven. »Wir können sie wohl nicht mitnehmen, oder?«
Raven antwortete nicht und je länger sie schwieg, umso unwohler wurde mir.
»Was ist los? Sag schon. Was ist der Haken bei der Sache?«
Auch Peter blickte sie an.
»Sie wird nicht nach Portree zurückkönnen«, brachte Raven heraus.
»Bist du verrückt geworden?« Ich war fassungslos. Wo sollte Sophie denn hin?
»Das Mittel wirkt nicht unbegrenzt. Sophie muss ständig damit versorgt werden. Wie du weißt, ist es zu instabil, als dass man es auf Vorrat herstellen kann. Elisien wird den Ericksons anbieten, bei den Elfen zu leben.«
Ich konnte nicht glauben, was ich hörte. Portree ohne Sophie erschien mir undenkbar. Was würde aus dem Laden werden und aus dem Pfarrhaus? Wer würde Dr. Erickson vertreten, solange Peter studierte?
»Meinst du nicht, du hättest es Dr. Erickson sagen müssen? Vorher.«, mischte Peter sich ein. »Jetzt hat er keine Wahl mehr.«
»Denkst du, er hätte anders entschieden, wenn er es gewusst hätte?«, stellte Raven die Gegenfrage.
Peter schüttelte den Kopf. »Sicher nicht.«
»Wir müssen es den beiden sagen. Wie oft braucht Sophie die Medizin?«, fragte ich weiter.
Raven zuckte die Schultern. »Das müssen wir noch herausfinden. Unsere Heiler waren nicht einmal sicher, ob sie wirkt.«
Jetzt war ich noch entgeisterter.
»Wir mussten es riskieren«, zischte Raven. »Lange hätte Sophie diesen Zustand nicht überlebt.«
Beschwichtigend hob ich die Hände. »Ist ja gut. Aber so ein Risiko einzugehen …«
Der Vorhang wurde zur Seite gezogen und Dr. Erickson strahlte uns an. Er hatte Sophies Kopfstütze hochgeschoben, sodass sie etwas erhöht lag und uns entgegenlächelte.
»Emma.« Sophie streckte mir ihre Arme entgegen. Ich machte drei Schritte und umarmte sie. Sie fühlte sich zerbrechlich an. Jetzt erst flossen meine Tränen und ich begann Entschuldigungen an ihren Hals zu schluchzen. Sophie tätschelte meinen Rücken.
»Es wird alles gut, meine Kleine. Es war nicht deine Schuld. Du konntest nichts dafür.«
Dr. Erickson zog mich von Sophie fort. »Sie ist noch sehr schwach«, ermahnte er mich. »Wir sollten sie schlafen lassen.«
»Papperlapapp«, unterbrach Sophie ihn. »Ich habe genug geschlafen. Das reicht für den Rest meines Lebens.«
Doch wir konnten hören, wie schwer es ihr fiel, zu sprechen. Kurze Zeit später war sie eingeschlafen. Wir liefen den Gang entlang, um nach der Schwester zu suchen und ihr die Neuigkeit so schonend wie möglich beizubringen. Es dauerte nicht lange und mehrere Ärzte stürmten die Station. Dr. Erickson hatte sich vor Sophies Bett aufgebaut und brachte seine ganze Autorität zu Geltung, um zu verhindern, dass sie sie weckten. Lediglich ein Arzt durfte ihre Werte ablesen, dann verschwanden die Weißkittel. Lange würden sie sich nicht von Sophie fernhalten lassen.
Vor uns Dreien lag die schwierige Aufgabe, Dr. Erickson von den Bedingungen von Sophies Heilung in Kenntnis zu setzen.
Wir gingen in die Kantine des Krankenhauses und während Peter, Raven und ich Tee tranken, bestellte Dr. Erickson sich eine riesige Portion Pancakes mit Ahornsirup. Er aß alles bis auf das letzte Krümelchen auf. Vermutlich hatte er in den letzten Wochen kaum etwas zu sich genommen. Zu meiner Überraschung nahm er Ravens Erläuterungen gelassen auf. Entweder er stand noch unter Schock, oder es war ihm völlig egal, wenn er nur
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