MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
Sophie nicht verlor.
»Wir werden Elisien und euren Heilern bis an unser Lebensende dankbar sein. Und wenn wir zukünftig am Nordpol leben müssten, wäre mir das gleich. Ich werde mit Sophie dorthin gehen, wo es am besten für sie ist.«
»Ich wusste, dass Sie das sagen würden«, antwortete Raven und warf mir einen Seitenblick zu.
Ich verdrehte die Augen. War ja klar, dass sie recht behalten hatte. Peter versteckte sein Grinsen hinter der Teetasse.
»Waren Sie schon einmal bei den Elfen?«, fragte ich.
Dr. Erickson nickte. »Es ist sehr lange her«, antwortete er. »Aber ich habe die Schönheit von Leylin nie vergessen. Ich bin sicher, dass Sophie dort glücklich sein wird.«
»Elisien wird Ihnen ein Haus zu Verfügung stellen«, sagte Raven.
Dr. Erickson nickte. »Ich werde mit Sophie darüber sprechen.«
Nachdem wir eine Stunde später noch mal nach Sophie geschaut hatten und uns überzeugt hatten, dass es ihr gut ging, verließen Peter, Raven und ich das Krankenhaus. Dr. Erickson würde mit Sophie so schnell wie möglich nach Leylin reisen. Ich fragte mich, wie das vor sich gehen würde. Aber Dr. Erickson schien Bescheid zu wissen.
Schweigend fuhren wir nach Avallach zurück. Es fiel mir schwer, mir Portree ohne Sophie vorzustellen. Beinahe alle Menschen, die ich liebte, hatten die Insel verlassen. Amelie war wie Peter nach Edinburgh gegangen. Dr. Erickson und Sophie würden bei den Elfen leben, nur Ethan, die Zwillinge und Bree waren noch dort.
Trotzdem überwog das Glück, dass Sophie aufgewacht war. Nur, dass Calum nicht da war, trübte meine Stimmung. Ich war so glücklich und hätte diesen Moment gern mit ihm geteilt. Morgen Abend würde er zurückkommen und ich würde die Erste sein, die ihm von Sophies Genesung berichtete.
4. Kapitel
Etwas hatte mich geweckt. Ich wusste nicht, was es gewesen war, und versuchte mich zu orientieren.
Leise, um Amia und Raven nicht zu stören, schlich ich zum Fenster. Draußen war es stockfinster. Lediglich der Mond erhellte die Wiese und den See zu meinen Füßen. Ich öffnete einen der Fensterflügel.
Es war totenstill. Unwohlsein kroch in mir hoch. Selbst in der Nacht hörte man sonst ein paar Tiere oder das Rauschen des Windes. Heute – nichts. Ich drehte mich um und bemerkte, dass Raven nicht in ihrem Bett war. Ich hatte keine Ahnung, wo sie rumschlich. Amias Bettdecke bewegte sich unter ihren gleichmäßigen Atemzügen.
Da vernahm ich ein Geräusch. Es war leise, aber das machte es nur bedrohlicher. Mein Kopf ruckte herum. Vor dem Schloss war alles ruhig, aber das Meer hatte zu brodeln begonnen. Draußen vor der Barriere tat sich was. Wie paralysiert starrte ich auf das Ungeheuer, das sich aus dem Wasser erhob. Schäumend wuchs ein riesiger Strudel in der Dunkelheit heran. Das Licht des Mondes konnte seine Ausmaße nur unzureichend erhellen.
Sah niemand außer mir, was sich da abspielte? Wo waren die Wachen, die nachts auf dem Gelände patrouillierten? Es war kein gutes Zeichen, dass sie nicht längst Alarm gegeben hatten.
Was ich sah, erinnerte mich an die schlimmste Stunde meines Lebens. An den Moment, in dem ich Calum und Ares verloren hatte. Für das, was dort geschah, gab es nur eine einzige Erklärung.
Ich musste etwas tun. Mir fiel ein, dass Myron und Merlin an diesem Wochenende ebenfalls nicht im Schloss waren. Sie verbrachten die Wochenenden nicht oft außerhalb von Avallach. Aber ausgerechnet heute waren beide nicht da. Ich machte Licht und schlüpfte in meine Jeans. Vor Aufregung verhedderte ich mich. Ich atmete tief durch. Ich musste Ruhe bewahren.
»Amia!« Ich hüpfte zu ihrem Bett und bekam endlich meine Hose an. »Wach auf, Amia. Elin ist hier.« Ich schüttelte sie heftig an der Schulter. Erschrocken fuhr sie aus dem Schlaf.
Ich versuchte ihr mit wenigen Worten zu erklären, was ich gesehen hatte. Doch aus meinem Gestammel wurde sie nicht recht klug.
»Schau aus dem Fenster und dann such Raven. Ich warne die anderen«, rief ich im Hinauslaufen. Ich stürmte die Flure entlang, klopfte an die Zimmertüren und riss sie auf. Meine Lunge schmerzte vor Anstrengung. Doch meine Beine taten ihren Dienst. Nie waren mir die Gänge des Schlosses so endlos vorgekommen. Im Erdgeschoss riss ich die Küchentür auf und prallte mit einer Fee zusammen, die dabei war, das Frühstück vorzubereiten. Der Topf, den sie in der Hand hielt, fiel zu Boden. Durch das laute Scheppern wurde jede Fee im Raum auf mich aufmerksam. Vorwurfsvoll sahen sie
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