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MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

Titel: MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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vorgestellt.«
    Amelie kicherte und hielt eine Karte hoch. »Und ein Selkie? Das sind doch Seehundmänner, wenn ich mich recht erinnere.«
    Ich stand auf und machte eine Verbeugung, dann schmiss ich einen imaginären Mantel ab und murmelte mit tiefer Stimme: »Gestatten, mein Name ist Selkie, ich bin ein Seehundmann.«
    Amelie lachte laut los. »Stell dir das mal vor, da steht dann plötzlich ein nackter Mann vor dir, mit seinem Fell zu seinen Füßen.«
    Eine Mitarbeiterin der Bibliothek erschien in der Tür und sah uns mit gerunzelten Brauen an.
    »Ich wette, du würdest selbst in so einer Situation wissen, was du zu sagen hättest.« Ich ließ mich wieder auf meinen Stuhl fallen.
    »Das käme darauf an, was er nackt für eine Figur macht. Vielleicht gebe es da gar nicht so viel zu sagen«, flüsterte Amelie verschwörerisch und grinste frech.
    Ich lächelte zurück. War ja klar.
    »Du musst dann nur aufpassen, dass du dich nicht auch in eine Selkie verwandelst.«
    Kichernd durchforsteten wir weiter die Karteikästen. Ich war froh, dass ich diese Aufgabe nicht allein erfüllen musste.
    Ich war fast am Ende meines Kastens, als ich auf die Karte stieß. Triumphierend hielt ich sie in die Höhe.
    »Sag schon die Signatur«, brummte Amelie und brachte ihren Kasten zum Schrank zurück.
    »HGwA 352«, las ich vor.
    Wir liefen zu dem Gang, der an der Seite mit einem großen H beschriftet war. Ich erinnerte mich, dass das Buch in Augenhöhe gestanden hatte, ansonsten wäre es mir gar nicht aufgefallen. Mit dem Finger ging ich die Reihe ab.
    »HGu 300«, las ich vor. »HOj 364, Hzi 564. Kein HGw.«
    »Lass mich mal.« Amelie stellte sich vor dem Regal auf und kontrollierte die dort stehenden Bücher noch einmal, doch auch sie konnte das Buch nicht finden.
    »Vielleicht ist es ausgeliehen«, mutmaßte sie. »Wir sollten nachfragen, bevor wir uns einen Wolf suchen.«
    Mit der Karteikarte machten wir uns auf die Suche, nach jemandem, der uns die gewünschte Auskunft erteilen konnte.
    An einem Infopunkt wurden wir fündig. Die Mitarbeiterin tippte die Signatur in ihren Computer. Es dauerte ein paar Sekunden, dann reichte sie mir die Karte zurück.
    »Tut mir leid, das Buch ist nicht ausgeliehen. Es muss in dem Regal stehen. Oder jemand hat es versehentlich an eine andere Stelle gesteckt.«
    »Was jetzt?«, fragte Amelie, während wir zurückgingen.
    »Keine Ahnung.«
    Ich fixierte die Regalreihen mit den unzähligen Büchern, die Dr. Erickson angehäuft hatte.
    »Woher weißt du eigentlich, dass Calum und Dr. Erickson das Buch damals nicht gefunden haben?«
    »Ich schätze, dann hätte Calum es mal erwähnt, meinst du nicht?«
    Amelie antwortete nicht.
    »Was überlegst du?«, fragte ich.
    »Stell dir vor, du machst hier sauber und findest unter einem Regal ein Buch. Was machst du damit?«
    »Es ins Regal zurückstellen?«
    »Genau. Aber an welche Stelle? Denkst du, die Reinigungskräfte machen sich die Mühe und vergleichen die Signatur?«
    »Ich schätze nicht.«
    »Glaube ich auch nicht«, erwiderte Amelie triumphierend. »Jetzt überleg mal genau, wo du das Buch fallen gelassen hast.«
    »Also, ich habe es hier herausgezogen.« Ich stellte mich an die Stelle, an der ich das Buch damals entdeckt hatte.
    »Dann bin ich losgegangen um einen Kopierer zu suchen«, erinnerte ich mich. Mit einem imaginären Buch in der Hand ging ich in den Mittelgang.
    »Ich bin ein paar Reihen gegangen, als ich die Stimmen von Dr. Erickson und Calum hörte. Ich hab mich in einer der Reihen versteckt und bin dann hinter ihnen hergeschlichen.« Ich ging zurück und bog in die Reihe ein, in der ich damals gestanden und die beiden belauscht hatte. Ungefähr in der Mitte blieb ich stehen.
    »Ich bin mir nicht sicher, aber hier war es irgendwo. Plötzlich zog Calum auf der anderen Seite ein Buch heraus und funkelte mich an. Vor Schreck habe ich das Buch fallen gelassen und bin weggelaufen.«
    »Na, dann lass uns doch mal nachsehen.« Amelie ging in die Hocke.
    »Am besten wir nehmen uns erst mal nur die beiden unteren Reihen vor.«
    »Es ist ein blauer Einband, ganz schön verblichen«, erklärte ich Amelie. »Er funkelt ein bisschen. Nur deshalb ist mir das Buch damals aufgefallen.«
    Ich hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als ich Amelie hörte.
    »Tatatata. Gwragedd Annwn«, gurgelte sie den Namen.
    Ich nahm ihr das Buch aus der Hand, drehte und wendete es. Es sah genauso aus, wie ich es in Erinnerung hatte.
    »Wir haben es tatsächlich gefunden«,

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