MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
einer Autotür und sah Ethan, der sich zu ihr gesellte und ebenfalls einen Blick in das Haus warf. Seinem Gesichtsausdruck nach zu folgen, hielt er Raven für übergeschnappt.
Peter und ich stiegen aus, um einen Streit zu verhindern. Bree kam uns zuvor. Sie trat mit ihrer Tasche ins Innere der Hütte und öffnete die Fensterläden. Ich sah ihr zu, wie sie auf dem Tisch, der als einziges verbliebenes Mobiliar im Raum stand, ein paar Servietten ausbreitete und Brot, Käse und etwas Obst aus ihrer Tasche holte.
Wann sie daran gedacht hatte, etwas zu essen einzupacken, war mir schleierhaft.
Ich konnte deutlich die Tränenspuren auf ihren Wangen sehen. Auch wenn unser Haus in Portree nicht ihr Elternhaus gewesen war, so hatte sie dort ihre Kinder großgezogen. Jetzt war jedes Andenken an diese Zeit vernichtet. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Ich ging zu ihr und umarmte sie. Sie strich mir übers Haar.
»Hauptsache, wir sind am Leben und zusammen«, flüsterte sie. »Ich will mir nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn ihr später gekommen wärt.«
Sie hielt mich weiter fest und nur widerstrebend lösten wir uns voneinander, als Ethan mit den Zwillingen in die Hütte kam. Selbst Amber hatten die Ereignisse der Nacht die Sprache verschlagen. Wortlos nahm sie sich etwas Brot und einen Apfel und verschwand mit ihrer Schwester im Schlepptau wieder nach draußen. Als ich ihnen folgte, saßen sie an die weiß gekalkte Wand des Häuschen gelehnt, dicht nebeneinander.
Amber sah zu mir auf.
»Emma, was ist da geschehen? Was ist mit unserem Haus passiert? Ist es wirklich ganz abgebrannt? Mit all unseren Sachen und unserem Spielzeug?«
Ich brachte es nicht übers Herz, ihre Vermutung zu bestätigen. Also setzte ich mich neben sie und griff nach ihrer Hand.
»Vielleicht war ja die Feuerwehr rechtzeitig da und es ist nicht alles verloren«, versuchte ich sie zu beruhigen. Ihr skeptischer Blick sagte mir, dass mir das nicht gelungen war.
»Was waren das für Männer, die uns verfolgt haben?«, fragte Hannah.
Hilflos sah ich sie an. Ich wusste nicht, was die beiden in den letzten Monaten über unser Geheimnis erfahren und was Bree und Ethan ihnen bisher erzählt oder verschwiegen hatten. Wir hatten versucht, so viel wie möglich vor den beiden geheim zu halten. Das würde zukünftig nicht funktionieren. Bevor ich antworten konnte, kam Raven aus der Hütte.
»Kommt, ihr zwei«, sagte sie. »Wir erkunden ein bisschen die Gegend und ich erkläre euch, was heute Nacht passiert ist.«
Ich sah den Dreien einen Moment nach, bevor ich in die Hütte ging und Bree half, das Essen wieder einzupacken. Danach setzten wir uns draußen in die Sonne. Die Vorstellung, auch nur eine Nacht in dem kalten klammen Häuschen verbringen zu müssen, behagte mir nicht.
Doch als es dunkel wurde, war ich so müde, dass es mir egal war, wo ich schlief. Ich breitete meine Jacke auf einem Haufen Gras aus, den Ethan und Peter gesammelt hatten, und war im Nu eingeschlafen. Im Morgengrauen weckte Peter mich zu meiner Wache, die wir abwechselnd hielten.
Ein weiterer Tag verstrich in untätigem Nichtstun. Das Einzige, was die Eintönigkeit unterbrach, waren die kargen Mahlzeiten. Am Nachmittag schloss ich mich Peter und Ethan an, die mit einem Messer das hohe Gras abschnitten, um unsere Nachtlager weiter auszupolstern. Es fühlte sich an, als ob wir die letzten Menschen auf der Welt waren. Bis auf Blätterrauschen und Vogelstimmen war kein Geräusch zu hören. Ich fragte mich, worauf Raven wartete. Aber aus ihr war nichts rauszubringen. Sie konnte so unglaublich stur sein.
Die Zwillinge wichen ihr den ganzen Tag nicht von der Seite. Seitdem Raven ihnen verraten hatte, dass sie eine Elfe war, löcherten sie sie mit Fragen. Dass ihre eigene Cousine eine halbe Shellycoat war, war nicht halb so spektakulär. Was wahrscheinlich daran lag, dass es mit dieser Spezies keine tollen Filme gab. Wir wollten uns gerade hinlegen, da es spätestens in einer halben Stunde stockfinster sein würde, als Raven am Horizont mehrere Gestalten ausmachte. Eilig scheuchte Bree die Zwillinge ins Haus und versuchte die Fensterläden zu verriegeln.
»Bree, das sind Elfen«, beruhigte Raven sie und ging den Neuankömmlingen entgegen.
Sie blieben in einiger Entfernung stehen. Offenbar wollten sie nicht, dass wir ihr Gespräch mit anhörten. Es dauerte eine Weile, bis Raven zu uns zurückkam.
»Die Pension ist sicher. Wir können noch heute Nacht dorthin aufbrechen. Lasst
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